Landkreis Wittenberg Wo die Zukunft von Sachsen-Anhalts Wäldern liegt
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16. Februar 2025, 08:21 Uhr
Dem Wald in Sachsen-Anhalt geht es nicht gut. Landesweit müssen zehntausende Hektar Wald neu aufgeforstet werden. Das Saatgut dafür stellt die staatliche Landesdarre in Annaburg im Kreis Wittenberg zur Verfügung. Nur hat die diesjährige Zapfenernte die Erwartungen nicht erfüllt.
Heike Borchardt zeigt mit sorgenvoller Miene auf den Boden. In einer Nische verteilt liegen noch ein paar Lärchenzapfen. "Das ist der Rest, die haben wir gar nicht erst in den Zapfenschuppen gebracht, das lohnt sich bei der Menge nicht, die sollen gleich hier vortrocknen", erzählt die Forstingenieurin und lässt ein paar der kleinen Zapfen durch ihre Hände gleiten. Wenn die letzten Samen herausfallen, ist die Ernte abgeschlossen.
"Es wird nicht wie in anderen Jahren, wo wir wirklich bis August zu tun hatten", sagt die Leiterin der Landesdarre. Es war keine gute Saison. Bei den Nadelhölzern quer durch alle Baumarten war es "total schlecht". Der späte Frost im vergangenen Frühjahr und dazu trockene und immer heißere Sommermonate, nennt Borchardt auch gleich als Gründe für die mäßige Ausbeute. In Spitzenjahren werden in der Landesdarre 70 Tonnen Saatgut gewonnen, davon ist man diesmal weit entfernt.
Waldbesitzer bekommen teilweise weniger Saatgut als nachgefragt
Aber: es gibt auch einen kleinen Lichtblick: "Wir konnten noch relativ viel Traubeneiche ernten. 42 Tonnen. Damit haben wir nicht gerechnet." Aus einem Kilo können Baumschulen etwa 200 Pflanzen ziehen. "Da kommen schon wieder ein paar Hektar zusammen", freut sich Borchardt, die seit zwölf Jahren die Landesdarre am Ortsrand von Annaburg leitet. Es ist die einzige in Sachsen-Anhalt und eine von wenigen in ganz Deutschland.
Die Gebäude im Kreis Wittenberg stehen unter Denkmalschutz. Seit mehr als 120 Jahren darren, also trocknen hier Zapfen. Borchardt spricht nicht ohne Stolz von der "Kinderstube unseres Waldes". Aber es wird immer schwieriger die erforderlichen Mengen bereitzustellen. "Wir müssen einteilen, wenn ein Kunde von einer bestimmten Menge 15 Kilo haben will, muss er auch mal mit fünf Kilo zurechtkommen", sagt Heike Borchardt.
Saatgut-Preise sollen stabil bleiben
Dramatisch sei die Lage derzeit jedoch nicht. Zumal die kühle Vorratskammer der staatlichen Landesdarre noch gefüllt ist. "Etwa eine Tonne Saatgut dürfte es aktuell sein", schätzt die Leiterin. Dutzende Beutel lagern hinter einer schweren Eisentür, feinsäuberlich sortiert nach Arten: Lärchen, Robinien, Schwarzkiefern, auch Samen von Winterlinden und Hainbuchen finden sich in den Regalen. Die Kilo-Preise für Saatgut bewegen sich aktuell zwischen 140 Euro für die Weißtanne und 2.000 Euro je Kilo bei Hybrid-Lärchen. Klar sei das mehr als früher, sagt Borchardt, "weil die Ernte auch immer teurer wird."
Die Preise erhöhen, weil die Nachfrage größer ist, käme jedoch nicht in Frage: "Der Wald ist für alle da. Und jeder Waldbesitzer soll sich auch noch die Pflanzen leisten können, es ist sowieso schon finanziell ein großer Ruck, wieder aufzuforsten", weiß die Expertin. Im Rahmen der immensen Kosten bei der Wiederaufforstung seien die Preise fürs Saatgut ohnehin nur "Peanuts", sagt die Leiterin der Darre im Kreis Wittenberg.
Neue Wege beim Waldumbau
Beim Waldumbau in Sachsen-Anhalt werde man in Zukunft neue Wege gehen müssen. Heike Borchardt spricht von Naturverjüngung und nennt ein Beispiel: So habe man früher auf einem Hektar 10.000 Eichen gepflanzt.
Heute nutze man auf der Fläche auch die Pflanzen der Natur als "Beimischung": "Und wenn da dann auch einfach kleine Birken oder Ahornbäume dazwischen wachsen, dann brauche ich für die gleiche Fläche vielleicht bloß noch siebeneinhalbtausend Pflanzen". Und das mache in einem waldreichen Bundesland viel aus. Schätzungen zufolge müssen in Sachsen-Anhalt mehr als 70.000 Hektar neu aufgeforstet werden.
MDR (Martin Krause, Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 13. Februar 2025 | 19:00 Uhr
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