• Entgegen dem Trend: In der Grundschule in Abtsdorf bei Wittenberg wird das Mittagessen vor Ort gekocht.
• Den Mädchen und Jungen stehen täglich zwei Essen zur Auswahl, die im örtlichen Backshop zubereitet werden.
• Bei den Kids kommt das Angebot gut an: Fast 70 Prozent der Schüler essen in der Schule.

Veronika Schreiner hat ihre Küche unter Kontrolle. Die couragierte Geschäftsfrau aus dem Wittenberger Ortsteil Abtsdorf weiß, was es bedeutet, täglich auf Bestellung größere Mengen Essen bereitzustellen. "Wir beliefern Kindertagesstätten, machen Vollverpflegung für die Kitas und wir beliefern die Schule hier in Abtsdorf. Man kann vor Ort essen, aber auch abholen. Täglich kommen da 180 bis 200 Portionen zusammen." Dementsprechend herrscht in der Küche von Veronikas Backshop an jedem Wochentag Hochbetrieb.

Und es wird nicht nur gekocht, sondern auch etappenweise ausgeliefert – die Mädchen und Jungen der Abtsdorfer Grundschule bekommen immer zwei Essen zur Auswahl. Gebracht werden die Speisen in einem Bollerwagen – fast wie in alten Filmen. Hausmeister und Küchengehilfin machen sich auf den Weg, schieben gemeinsam den vollen Wagen über das Straßenpflaster. Zum Glück sind es vom Backshop bis zur Schule keine hundert Meter.

Dass sich die Schulküche gleich um die Ecke befindet, ist inzwischen selten geworden in Sachsen-Anhalt. Meist sind große Catering-Firmen für die Schulspeisung zuständig, die ganze Landstriche abdecken und in größeren Dimensionen Mittagessen kochen und ausliefern.

Denn die Schulspeisung ist immer noch ein einträgliches Geschäft. Laut Statistischem Landesamt nahmen in Sachsen-Anhalt zum Stichtag 1. März 2023 etwa 107.000 Kinder bis 14 Jahren an der Schulspeisung teil. Das ergibt landesweit einen Schnitt von 69,2 Prozent, der interpretiert werden muss. Denn in die Statistik fließt auch die Kita-Versorgung ein, die bei fast 100 Prozent liegt. Bei Schülern der Klassen 1 bis 8 dagegen liegt die Quote nur bei dürftigen 25,8 Prozent. Somit geht landesweit gerade einmal jeder vierte Schüler in dieser Altersgruppe regelmäßig essen.

Die Grundschule Abtsdorf scheint da eine positive Ausnahme zu sein. Schulleiterin Antje Lehmann spricht von einer Beteiligung in Höhe von 70 Prozent und findet es ausgesprochen wichtig, dass gerade jüngere Schüler regelmäßig etwas Warmes zu sich nehmen: "Die Kinder haben einen langen Schultag, mitunter auch eine lange Anfahrt mit dem Bus. Da ist eine Stärkung wirklich wichtig. Und bei uns wird es tatsächlich frisch gekocht um die Ecke. Da ist viel Obst und Gemüse dabei und manchmal wird auch eine vegetarische Variante angeboten."

Allerdings hat auch die Schulspeisung ihren Preis. Jahrelang mussten Eltern pro Portion 2,20 bis 2,50 Euro bezahlen. Solche Preise gibt es kaum noch, wie Veronika Schreiner vom Abtsdorfer Backshop bestätigt. "Auch wir haben deutlich erhöhen müssen. Voriges Jahr war es besonders schlimm. Da sind nicht nur die Personalkosten gestiegen, auch die Preise für Strom, Gas und Lebensmittel gingen enorm hoch. Da haben wir anpassen müssen, aber es funktioniert." Schüler bezahlen bei ihr für ein Mittagessen aktuell 3,20 Euro.

In Sachsen-Anhalt schwanken die Preise für die Schulspeisung. Unterschiede von mehr als zwei Euro pro Essen sind keine Seltenheit.