Konflikt mit Bauordnungsamt Dübener Heide: Streit um Baugrundstücke im Naturschutzgebiet
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01. September 2023, 15:21 Uhr
In der Dübener Heide gibt es hunderte Wochenendhäuschen, die sich in einem Naturschutzgebiet befinden. Sie wurden in den 1960er und 1970er Jahren errichtet. Unter heutigen Voraussetzungen würden die Bungalows keine Baugenehmigung erhalten. Doch für die DDR-Häuser besteht Bestandsschutz. Das bringt die neuen Eigentümer, aber auch den Landkreis Wittenberg in Schwierigkeiten.
- Die Besitzer der Wochenendgrundstücke in der Dübener Heide sind aufgebracht.
- Sie haben zu DDR-Zeiten die Grundstücke gekauft. Sie befinden sich im Naturschutzgebiet.
- Jetzt ist das Bauordnungsamt darauf aufmerksam geworden und will die Baugenehmigungen sehen – doch die haben die Grundstücksbesitzer nicht.
"Ich hoffe, Sie haben kein flaches Auto", sagt Birgit Krüger am Telefon, als sie die Adresse beschreibt. Denn die Siedlung der Wochenendgrundstücke in der Dübener Heide ist nicht per Navigationsgerät zu finden, hat keinen Ortsnamen und liegt irgendwo zwischen Gniest und Kolonie Gniest. Der Weg durch den Wald entpuppt sich als sandige Huckel-Piste mit teilweise tiefen Löchern. Willkommen am Schinkenteich.
Birgit Krüger führt durch die kleine Siedlung. Sie ist so eine Art Wortführerin der Lauben-Besitzer. "Wir haben hier 22 Grundstücke, sieben Spitzdach-Bungalows, zehn Flachdächer und diverse andere. Das waren mal Ferien-Unterkünfte des VEB Betonwerke Laußig." Nach der Wende habe der volkseigene Betrieb die Bungalows verkauft, den Grund und Boden veräußerte die Treuhand. Auch danach wechselten mehrfach die Besitzer.
Bauordnungsamt – erst nichts bemerkt, jetzt Post verschickt
Die Hallenserin Birgit Krüger hat es vor 31 Jahren an den Schinkenteich verschlagen – sie liebt die Natur, die Abgeschiedenheit, die Ruhe. Es sei ein schöner Ausgleich zur Großstadt.
Doch mit der Ruhe ist es seit November 2022 vorbei, denn seitdem steht sie in Kontakt mit dem Landkreis Wittenberg – und zwar mit dem Bauordnungsamt. "Das Bauamt schrieb uns voriges Jahr an wegen der Anfrage eines Nachbarn, ob er für ein Carport eine Baugenehmigung braucht. Und da sind die hellhörig geworden, haben sich das vor Ort angeguckt und gesagt, dass das so nicht geht."
Im Naturschutzgebiet ohne Genehmigung kein Bau
Denn die Siedlung befindet sich im Naturschutzgebiet, wo ohne Genehmigung gar nichts gebaut werden kann. Doch das hatte der Landkreis Wittenberg jahrzehntelang versäumt zu überwachen. Den Schinkenteich hatte niemand auf dem Radar. "Wir haben jetzt alle Post vom Bauamt bekommen, dass wir eine gültige Baugenehmigung vorlegen sollen – unter Androhung eines Nutzungs-Verbotes. Aber niemand von uns hat diese Baugenehmigung, die aus DDR-Zeiten stammen müsste. Darauf haben wir als Laien damals beim Kauf nicht geachtet."
Niemand von uns hat diese Baugenehmigung, die aus DDR-Zeiten stammen müsste. Darauf haben wir als Laien damals beim Kauf nicht geachtet.
Lauben-Besitzer vermissen Verhältnismäßigkeit
Nun versucht der Landkreis Wittenberg die Versäumnisse zu reparieren und bringt damit die ganze Siedlung gegen sich auf. Denn es geht nicht nur um die fehlenden Baugenehmigungen, sondern auch um Rückbau-Maßnahmen. Denn baulich ist in der Schinkenteich-Siedlung in all den Jahren einiges verändert worden. Ein Wintergarten schmückt einen Bungalow, um die Ecke steht ein großer Pavillon.
Wir waren kooperativ ohne Ende. Aber das ist jetzt der Punkt, wo ich sage, jetzt ist Schluss.
Birgit Krüger selbst ist schon in Vorleistung gegangen, hat für mehr als 5.000 Euro ihren Carport, den Schuppen und die Terrassen-Überdachung verkleinern lassen. Sie verstehe, "dass in einem Naturschutzgebiet nicht jeder bauen darf, wie er will". Aber beim neuesten Streit-Thema – einem schmalen Fußweg an der Rückseite ihres Wochenendgrundstückes – ist die Rentnerin zu keinen Zugeständnissen mehr bereit. "Wir waren kooperativ ohne Ende. Aber das ist jetzt der Punkt, wo ich sage, jetzt ist Schluss." Sie vermisse die Verhältnismäßigkeit.
Landkreis Wittenberg interessiert an Lösung für alle Seiten
Der Landkreis Wittenberg hält sich zu den Vorwürfen bedeckt. Behördensprecher Alexander Baumbach spricht von 22 schwebenden Verfahren, zu denen er sich im Detail nicht äußern könne. Aber man sei, so Baumbach, an einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung interessiert.
MDR (André Damm, Johanna Daher)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 30. August 2023 | 16:40 Uhr
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