Streit zwischen Weimar und Wittenberg Haseloff: Deutsch-Israelisches Jugendwerk gehört nach Wittenberg
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18. Oktober 2023, 19:20 Uhr
Sachsen-Anhalt und Thüringen buhlen um das neue deutsch-israelische Jugendwerk. Im Sommer war eine Debatte über den künftigen Standort aufgekommen und Weimar als Alternative ins Spiel gebracht worden. Wegen des "Judensau"-Reliefs sind die Landesregierung Thüringens und die Jüdische Landesgemeinde Thüringen gegen den Standort Wittenberg.
- Mininsterpräsident Reiner Haseloff will, dass das Deutsch-Israelische Jugendwerk in Wittenberg angesiedelt wird.
- Der Standort des Jugendwerks war bislang nicht Gegenstand der Verhandlungen.
- Thüringens Landesregierung sieht Wittenberg als keinen geeigneten Standort.
Das geplante Deutsch-Israelische Jugendwerk soll nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in Wittenberg angesiedelt werden. Seit 22 Jahren koordiniere das von der Evangelischen Akademie getragene Informations- und Servicezentrum ConAct von Wittenberg aus den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel mit rund 300 Begegnungsprogrammen im Jahr. Bei einem dortigen Besuch sicherte Haseloff am Mittwoch zu, er werde dafür kämpfen, dass die Fachstelle mit ihrer Erfahrung, ihrem Fachwissen und ihrem großen Netzwerk zum Deutsch-Israelische Jugendwerk ausgebaut werde.
Im Sommer war eine Debatte über den künftigen Standort aufgekommen und Weimar als Alternative ins Spiel gebracht worden. Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) und die damalige israelische Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton hatten im September 2022 die Gründung eines binationalen Jugendwerks vereinbart, um den Jugendaustausch auszubauen und zu intensivieren.
Bislang ist für den deutsch-israelischen Jugendaustausch das Koordinierungszentrum ConAct zuständig. Es fördert nach eigenen Angaben jährlich rund 300 Begegnungsprogramme mit 7.000 Teilnehmenden und ist in Trägerschaft der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt.
Anspruch aus Weimar wie aus dem Nichts
Akademiedirektor Christoph Maier sagte, der Anspruch aus Weimar sei wie aus dem Nichts gekommen. Die Vereinbarung für das neue Jugendwerk sehe auch gar keine Standortausschreibung vor. Vielmehr sei die Etablierung ausdrücklich auf der Grundlage des bestehenden Koordinierungsbüros für den Jugendaustausch geplant. Maier betonte, er wünsche sich, dass das Bundesfamilienministerium die Träger frühzeitig einbinde, wenn es tatsächlich grundlegende Struktur- und Standortveränderungen gebe.
Wir wollen uns in diese politische Standortdiskussion nicht einbringen. Wir können nur zeigen, wie wir arbeiten und aufgestellt sind. Unsere Arbeit wird bundesweit sehr wertgeschätzt.
ConAct-Leiterin Christine Mähler sagte: "Wir wollen uns in diese politische Standortdiskussion nicht einbringen. Wir können nur zeigen, wie wir arbeiten und aufgestellt sind. Unsere Arbeit wird bundesweit sehr wertgeschätzt." Während der Pandemie habe das Interesse sogar noch zugenommen. So seien seit 2020 insgesamt 45 neue Austauschpartnerschaften von ConAct und dem Pendant Israel Youth Exchange Authority gegründet worden.
Jüdische Landesgemeinde in Thüringen sieht Wittenberg als keinen guten Ort
Thüringens Landesregierung, die Jüdische Landesgemeinde Thüringen und der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, plädieren indes für den Standort Weimar. Für den Vorsitzenden der Jüdische Landesgemeinde, Reinhard Schramm, ist der Grund Martin Luther. "Der Reformator war ohne Zweifel eine bedeutende Persönlichkeit. Aber er war zugleich ein großer Antisemit." Und Luther sei allgegenwärtig in der Stadt, die bekanntlich auch seinen Namen trage. In seiner Ablehnung der Stadt als Sitz des Jugendwerks sei er sich mit anderen Juden in Deutschland einig, sagt Schramm.
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hält dagegen an Wittenberg fest. "Bei den aktuellen Standortfragen wären neben der guten Verkehrsanbindung, der zentralen Lage und der Offenheit der Stadtgesellschaft sicherlich auch die Geschichte der Stadt und ihre Bedeutung für das Leid jüdischer Menschen zu beachten", erklärte die Landeskirche auf Anfrage. Mit der Standortentscheidung könnten durchaus auch Ausrufezeichen gegen historische oder aktuelle Formen des deutschen Antisemitismus gesetzt werden.
KNA,epd, MDR (Maximilian Fürstenberg)
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