Interview Welche Bedeutung die neue Synagoge für das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt hat

22. Oktober 2023, 16:57 Uhr

Mit Gästen wie Bundeskanzler Olaf Scholz und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff wurde am Sonntag die neue Weill-Synagoge in Dessau-Roßlau eingeweiht. Über die Bedeutung für das jüdische Leben in der Region und wie man auch jungen Menschen etwas Wissenswertes über jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt nahebringen kann.

MDR SACHSEN-ANHALT: Mit Ihren Worten Frau Gottschalk, was empfinden Sie nach der Eröffnung der neugebauten Synagoge?

Anett Gottschalk: Das war für mich die erste Eröffnung, an der ich so teilnehmen konnte. Für mich war es sehr emotional. Zu sehen, wer alles da ist, was erzählt wurde, was für Geschichten dahinter stecken. Ich bin sehr beeindruckt, begeistert und auch sehr bewegt davon.

Über das Museum Synagoge Gröbzig Die ehemalige Synagoge in Gröbzig (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) ist heute ein Museum und eingetragenes Kulturdenkmal.

Inwieweit werden Sie und das Museum Synagoge Gröbzig denn die neue Synagoge für Ihre künftige Arbeit nutzen können?

Wir werden am 15. November eine Veranstaltung hier im Foyer haben mit allen Leuten, die sich in Sachsen-Anhalt für jüdisches Leben interessieren und damit beschäftigen. Die neue Synagoge wird unsere Zusammenarbeit auf jeden Fall noch einmal intensivieren und stärken mit der Gemeinde. Wir sind sehr gut vernetzt. Gerade zu Dessau durch die historische Zusammengehörigkeit haben wir sehr, sehr gute Kontakte, auch mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden. Und die bauen wir jetzt natürlich weiter aus, weil jetzt alle natürlich auch wieder mehr Kapazitäten haben.

Es gibt hier in Dessau-Roßlau eine jüdische Gemeinde mit 260 Personen und dazu noch mal 180 Familienangehörige: Sind Sie ein bisschen neidisch, dass in Gröbzig zwar ein gut erhaltenes Gebäudeensemble steht, es aber keine jüdische Gemeinde gibt?

Neidisch möchte ich, glaube ich, nicht sein. Also ich freue mich sehr darüber, dass es hier wieder jüdisches Leben gibt. Wir wünschen es uns natürlich auch sehr. Nach der letzten Deportation in Gröbzig 1940 ist niemand zurückgekommen. Es gibt nichts Neues. Wir wünschen es bei uns natürlich. Aber wir sind erst einmal froh, dass es überhaupt diese Gemeinden hier in Sachsen-Anhalt wieder gibt.

Wie gelingt es, heute noch jungen Menschen Wissenswertes über jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt nahezubringen? Was braucht es, um da Verständnis zu wecken?

Verständnis entsteht für mich, wenn man Sachen kennenlernt. Die Angst vor Fremden macht viel aus. Und wir merken in unseren Gesprächen, wenn wir da so ganz kleine Geschichten erzählen, dass dann so ein "Aha"-Effekt kommt und Leute nach einer Stunde ganz anders denken. Und das fangen wir so früh wie möglich natürlich an. Ich freue mich immer, wenn der Kindergarten schon zu uns kommt und unsere Synagoge kennenlernt und man da schon Interesse wecken und Ängste abbauen kann.

Was glauben Sie hat die neu gebaute Synagoge in Dessau-Roßlau, was einladen könnte?

Dass es hier gelebtes Judentum gibt, also hier ist wirklich der Alltag. Hier kann man alles sehen, was zum Alltag dazugehört. Wir sind immer ein Museum, das hat natürlich immer noch mal ein anderes Flair.

Ja, aber es ist jetzt ein schicker, neuer, weißer Bau – neu im Herzen von Dessau-Roßlau. Da muss man ja erst mal den Mut finden, die Treppen hochzugehen, die Stufen hochzugehen. Mit welchem Argument würden Sie die Leute in die neue Synagoge locken?

Also ich würde zuerst sagen, traut euch. Nutzt öffentliche Veranstaltung, wenn man sich alleine nicht traut. Nutzt diese Angebote, die es gibt, um einfach mal zu gucken. Es beißt niemand.

Die Fragen stellte Dagmar Böddeker.

MDR (Dagmar Böddeker, Manuel Mohr)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Oktober 2023 | 17:00 Uhr

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