Drohnen Polizei Sachsen-Anhalt
Die Polizei in Sachsen-Anhalt setzt bei der Überwachung des Straßenverkehrs auf den Einsatz von Drohnen. Bildrechte: MDR/André Damm

Gefilmt aus der Luft Lkw-Unfälle vermeiden: Polizei in Sachsen-Anhalt setzt auf Drohnen-Überwachung

14. Mai 2024, 18:37 Uhr

Wenn schwere Lastwagen verunglücken, sind die Folgen meist verheerend. Voriges Jahr gab es in Sachsen-Anhalt 9.510 Lkw-Unfälle mit insgesamt 36 Toten und 65 Schwerverletzten. Hauptunfallursache auf den Autobahnen ist ein zu geringer Sicherheitsabstand. Deshalb hat die Polizei leistungsfähige Drohnen im Einsatz, die aus der Luft Abstandsverstöße im Video festhalten. Alle vier Polizeiinspektionen in Sachsen-Anhalt verfügen über eigene Drohnen.

MDR-Reporter André Damm
Bildrechte: André Damm

Der Drohnen-Einsatz an der Autobahn 9 unweit von Sandersdorf-Brehna hatte sich schon nach kurzer Zeit gelohnt. Gleich zehn Lastwagen zogen die Autobahnpolizisten aus dem Verkehr, weil sich die Fahrer nicht an die Abstandsregeln hielten. Ab einer Geschwindigkeit von 50 km/h schreibt der Gesetzgeber für Lkw einen Abstand von mindestens 50 Meter zum vorausfahrenden Fahrzeug vor. Bleibt er darunter, wird es teuer. Die überführten Lkw-Fahrer müssen mit einem Bußgeld von 80 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen.

"Früher haben wir Lkw-Fahrer viel zu selten erwischt", sagt Karsten Haak von der Dessauer Autobahnpolizei. "Wenn die ein Polizeiauto sehen, bremsen sie ab oder sie wurden schon vorher über Funk informiert", so der erfahrene Polizeibeamte. Doch nun kommt Hilfe von ganz oben.

Drohne aus China im Einsatz

Oder vielmehr aus China. Von dort stammt der "Kopter", wie die Beamten ihn ein bisschen ehrfurchtsvoll nennen: DJi. Das schwarze Ungetüm, auf eine Polizeilackierung wird in Dessau verzichtet, ist mit Akkus 6,5 Kilogramm schwer und kann je nach Einsatz mit Video-und Wärmebildkameras, Scheinwerfern und Lautsprechern bestückt werden. Im Sommer bleibt die Drohne dann erstaunliche 55 Minuten in der Luft, im Winter bei knackigen Minustemperaturen ist es noch eine Viertelstunde.

Drohnen Polizei Sachsen-Anhalt
Rund 30.000 Euro kostet eine Drohne. Bildrechte: MDR/André Damm

Verkehrsüberwachung aus der Luft

Matthias Winter von der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau ist dennoch mit dem elektronischen Helfer zufrieden. Der Kriminalhauptkommissar ist im Besitz des Drohnen-Führerscheins. Gemeinsam mit Kriminaloberkommissar Sebastian Spengler hat er schon 130 Einsätze absolviert – der eine  filmt, der andere steuert – ein gutes Team. "Die Bilder sind gestochen scharf", sagt Winter, "die Lkw-Fahrer bekommen nichts mit."

Er zeigt auf einen Monitor: Während die Drohne kaum noch zu sehen ist und nur einen kleinen Punkt am Himmel darstellt, sind wir alle ziemlich gut zu erkennen – gefilmt vom fliegenden Auge. Die leistungsstarke Kamera kommt den Beamten vor allem bei der Verkehrsüberwachung auf den Autobahnen zugute. Die Drohne operiert in Höhen zwischen 70 und 110 Meter und hat dabei mit ihrer Kamera die geeichten Autobahn-Bodenmarkierungen im Blick. 

Drohnen Polizei Sachsen-Anhalt
Mit der Drohne wird der Sicherheitsabstand bei Lkw gemessen. Bildrechte: MDR/André Damm

Verstöße sofort ahnden

Genau 50 Meter beträgt die Entfernung zwischen zwei Autobahn-Leitpfosten. Eine Unterschreitung des Mindestabstands dokumentiert die Drohne mit einer Videoaufnahme. Es erfolgt eine Meldung an auf der Autobahn fahrende Motorradpolizisten oder an Streifenwagen, die den betreffenden Lkw zu einem Kontrollposten lotsen. Dort wird der Verstoß sofort geahndet. Gleichzeitig prüfen die Beamten zusätzlich den technischen Fahrzeugzustand, die Ladungssicherung und das Einhalten der Ruhe- und Pausenzeiten.

Auch bei Vermisstensuche im Einsatz

"Wir können fast bei jedem Wetter ausrücken", erzählt Drohnenpilot Spengler. Nur bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 50 Kilometer pro Stunde und Starkregen bleibe sie am Boden. Ansonsten lasse sich das Fluggerät hervorragend manövrieren. In seinen Händen hält er eine Art Spielkonsole. Sollte sie dennoch mal abstürzen, kommt das Land Sachsen-Anhalt für die Schäden auf. 

Doch bisher fliegt die Drohne, die 30.000 Euro in der Anschaffung gekostet hat, tadellos. Laut Kriminalhauptkommissar Winter wird sie auch zur Unfallaufnahme genutzt, zur Brandursachen-Ermittlung und bei der Suche nach Vermissten. "Sie kommt dahin, wo ein Hubschrauber nicht hinkommt. Außerdem ist ein Hubschrauber-Einsatz viel teurer." Die Preise sollen hier bei etwa 5.000 Euro pro Flugstunde liegen, während eine Drohne viel sparsamer ihre Runden dreht.

Tempo-Messungen kann DJi allerdings noch nicht leisten, das sei technisch derzeit nicht möglich, sagt Winter. Allerdings könne sich das in absehbarer Zeit ändern.

MDR (André Damm, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Mai 2024 | 13:10 Uhr

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