Nachwuchs fehlt 19-Jährige wird Bademeisterin in Dessau: Was ihr am Job gefällt
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17. Juli 2023, 11:26 Uhr
Der Sommer ist heiß, die Freibäder sind voll – also, wenn sie öffnen können. Denn in Deutschland fehlen 3000 Bademeisterinnen und Bademeister. Lara Opitz hat gerade ihre Ausbildung abgeschlossen und kümmert sich jetzt in den Dessauer Bädern um Chlorwerte, Seepferdchen und saubere Becken. Über einen Arbeitsalltag, der so viel mehr ist als am Beckenrand stehen und die Sonne genießen.
- Die 19-jährige Lara Opitz hat seit einer Woche ihre Ausbildung zur Fachangestellten für Bäderbetriebe abgeschlossen.
- Als Schwimmmeisterin im Sportbad Dessau ist sie unter Anderem für den Kinderschwimmunterricht und die Technik zuständig.
- Nachwuchs ist für die Schwimmbäder in Deutschland enorm wichtig. Denn: Immer mehr Bäder müssen aufgrund von Personalmangel geschlossen bleiben.
An diesem Vormittag steht Lara Opitz mal nicht am, sondern im Becken. Ihre gelben Gummistiefel quietschen auf dem blanken Metallboden, den sie in gleichmäßigen Schwüngen mit einem Wischmopp beackert. Draußen sind es knapp 30 Grad, es ist Freibadsaion. Für Lara und ihre und Kolleginnen und Kollegen der Bäder in Dessau-Roßlau heißt das: Zeit fürs alljährliche Putzen des Hallenbads.
"Reinigungsaufgaben gehören natürlich auch dazu", sagt die 19-jährige Dessauerin über ihren Job und lacht. Sie ist seit einer Woche mit ihrer Ausbildung fertig, jetzt kann sie sich offiziell Fachangestellte für Bäderbetriebe nennen. Bademeisterin hieße das umgangssprachlich, Schwimmmeisterin ist ihr lieber.
Vielseitige Ausbildung, vielseitiger Job
Das Highlight der Ausbildung sei der Schwimmunterricht mit den Kindern gewesen, sagt sie, während sie den Mopp über die Beckenwände zieht. "Am schönsten daran war, wenn die Kinder ihr Seepferdchen geschafft haben." Nur wenige wüssten, dass auch solche Aufgaben zum Alltag einer Schwimmmeisterin gehören. Am Beckenrand sitzen und die Sonne genießen? Das sei nur der allerkleinste Teil.
Und genau deshalb muss Lara Opitz jetzt auch in den Keller. Dorthin, wo die Technik des Sportbads Dessau gesteuert wird. Lara zeigt auf Hebel, Knöpfe, Tachos und Monitore. Sie spricht von Chlorwerten, pH-Werten und der Redox-Spannung. Die sei wichtig für die Geschwindigkeit der Keimtötung, erklärt sie. All das zu überwachen, auch das gehört zu ihrem Job. "Da muss man auch einfach ein kleines Händchen für haben."
Tausende Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister fehlen
Als frische Absolventin ist Lara Opitz mehr als nur gefragt. 3.000 Fachkräfte fehlen laut dem Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS). Ein paar der Gründe: viele Renteneintritte, Schichtarbeit an Wochenend- und Feiertagen und ein Einstiegsgehalt von rund 2.000 Euro brutto. Zudem gibt es laut BDS eine große Unwissenheit in der Bevölkerung, was so eine Schwimmmeisterin eigentlich mache. Die Folge: Jedes Jahr müssen mehr Bäder schließen oder sie können nur verkürzt öffnen.
Lara kann den Mangel nicht so ganz verstehen, schließlich macht ihr der Job großen Spaß. Das Problem habe sich aber auch bei ihr in der Berufsschule bemerkbar gemacht. "Ich hab’s an meiner Klasse gesehen: Wir waren 34 Leute zu Anfang", sagt sie. "Das ist ja jetzt auch nicht viel, wenn man sieht, dass die aus Rostock kamen, aus Wernigerode." Die Theorie hat Lara am Berufsschulzentrum Wittenberg gelernt – so wie alle anderen Azubis aus den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Dessau-Roßlau ist derzeit gut versorgt
Mittlerweile sind zwei weitere Kollegen in das entleerte Schwimmbecken geklettert und schrubben den Metallboden. Elf Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister gibt es insgesamt bei den Bädern Dessau, zu denen zwei Hallen- und ein Freibad gehören. Bodo Hädicke ist hier der Bäderbetriebsleiter.
Der Mangel an Schwimmmeistern sei in den letzten Jahren sehr stark zu spüren gewesen, sagt er. "Meines Erachtens nach aufgrund der Ausbildung, die gefehlt hat. Die Betriebe haben zu wenig ausgebildet oder den Beruf zu unattraktiv gemacht – was er ja eigentlich nicht ist." Mit Lara sei jetzt aber frischer Nachwuchs gekommen. Und ein weiterer Azubi ist bei ihnen derzeit noch in der Ausbildung.
"Hier muss man einfach fit sein"
Ein paar Kilometer weiter, auf der anderen Seite der Elbe, steht Lara Opitz kurz darauf dann tatsächlich am Beckenrand. Hier in Roßlau gibt es alle Freibad-Klassiker: Rutsche, Planschbecken, Eis am Kiosk. Und doch will sie auch hier mit ein paar Freibad-Klischees aufräumen: "Wir haben keine Trillerpfeifen und kein rot-weißes Outfit", sagt sie und lacht. Und dass eine Schwimmmeisterin sich hier nur am Beckenrand sonnt, sei erwartungsgemäß auch Quatsch. "Wichtig ist, dass man sich seiner Pflicht bewusst ist", sagt sie. Hier am Beckenrand müsse man einfach fit sein und im Ernstfall Erste Hilfe leisten.
"Es ist ein sehr vielseitiger Job, ich bin mal drinne, bin mal draußen, Schwimmunterricht, hab alt, jung, hab alles dabei." Sie hoffe, dass sich noch mehr junge Leute für die Ausbildung begeistern können. Denn wenn sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nicht wären, gäbe es an diesen heißen Tagen hier keine Abkühlung im Freibad mehr.
MDR (Daniel Tautz) | erstmals veröffentlicht am 15.07.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 14. Juli 2023 | 19:00 Uhr
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