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Hohe Geldstrafen möglich Ohne Tüte wird's teuer: Hundekotbeutel-Pflicht in Bitterfeld-Wolfen tritt in Kraft
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27. Juni 2024, 07:53 Uhr
Hundehaufen auf Gehwegen, in Blumenbeeten oder auf Spielplätzen sind ein großes Ärgernis. Doch bisher ist gegen die stinkenden Tretminen kaum ein Kraut gewachsen. Die Stadt Bitterfeld-Wolfen gehört nun zu den ersten Kommunen in ganz Deutschland, die deshalb eine Hundekotbeutel-Pflicht angeordnet haben. Mitte Juli tritt die Neuregelung in Kraft. Die angedrohten Strafen sind heftig.
- In Bitterfeld-Wolfen müssen Hundehalter ab Mitte Juli beim Gassigehen einen Kotbeutel dabei haben.
- Wer dagegen verstößt, muss mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro rechnen.
- Viele Bitterfelder finden die Regel gut – ebenso der Hundeverband.
In Bitterfeld-Wolfen ist es ratsam, die Augen offen zu halten. Marion Weinert, die im Dichterviertel wohnt, muss gar nicht so selten dampfenden Schikanen ausweichen. "In unserem Karree ist es richtig schlimm. Die Hinterlassenschaften der Hunde liegen in den Vorgärten. Eklig ist das. Besonders, wenn kleine Kinder damit in Berührung kommen."
Die Hinterlassenschaften der Hunde liegen in den Vorgärten. Eklig ist das.
Ihre Nachbarin Ursula Woytys ärgert sich auch darüber: "Man kann die Leute ja nicht ansprechen. Die werden gleich frech, da muss man vorsichtig sein." Dass die Stadt Bitterfeld-Wolfen jetzt eine Hundekotbeutel-Pflicht beschlossen hat, sei eine gute Idee, findet die Rentnerin. "Vielleicht ändert sich ja doch mal etwas."
Zahl der Hunde in Bitterfeld-Wolfen steigt
Zum Stichtag Ende März dieses Jahres waren im Stadtgebiet von Bitterfeld-Wolfen 3.073 Hunde registriert. Ordnungsamtsleiterin Carola Niczko hat das Zahlenwerk vor sich auf dem Tisch liegen. "Die Zahl der Vierbeiner steigt immer weiter an. Und damit auch die Verschmutzungen. Das ist eine Zumutung für die Bürgerschaft und das können wir nicht hinnehmen."
Die Amtsleiterin war deshalb erleichtert, als der Stadtrat dem Vorschlag mit großer Mehrheit zustimmte, eine Hundekotbeutel-Pflicht einzuführen. Das bedeutet, dass Hundehalter, die solch ein Behältnis nicht dabei haben, wegen einer Ordnungswidrigkeit belangt werden können – ob der Hund nun etwas hinterlassen hat oder nicht. Dabei können happige Geldbußen verhängt werden, von bis zu 5.000 Euro. In der Amtssprache gibt es dafür einen Begriff: Ermessensspielraum.
"Rechtlich sei das kein Problem", so Carola Niczko weiter, denn seit 2020 gebe es eine Gefahrenabwehrverordnung, die im Stadtgebiet einen Leinenzwang und das Mitführen der Hundesteuermarke vorschreibt. Das wurde nun um die Beutelpflicht erweitert. "Wir haben das auch abgestimmt mit der Polizei und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld als Kommunalaufsicht. Die haben das abgesegnet."
Hundeverband lobt die Beutelpflicht
Solch ein Vorgehen ist im Nachbarland Niederlande schon weithin Praxis, auch einige deutsche Städte wie Pirmasens oder Lebach im Saarland setzen auf diese vorbeugende Sanktion. Torsten Eggert aus Aken, der Sachsen-Anhalt im Internationalen Hundeverband vertritt, begrüßt die Aktion der Stadt Bitterfeld-Wolfen. "Die Hinterlassenschaften unserer Hunde führen immer zu viel Ärger. Ich finde diese Tüten-Mitnahmepflicht für Hundehalter absolut in Ordnung. Als Autofahrer muss ich doch auch eine Warnweste im Fahrzeug liegen haben." Eggert verweist noch auf die Industrie, die bereits Hundeleinen mit passender Hundekottüten-Box anbietet.
Als Autofahrer muss ich doch auch eine Warnweste im Fahrzeug liegen haben.
Eine Bitterfelder Hundehalterin, die gerade ihren Chihuahua ausführt, hat solch eine Box mit rosa Tüten tatsächlich an ihrer Leine befestigt. Auch sie ärgert sich über die Tretminen, die besonders zahlreich am Bitterfelder Bahnhof verteilt sind. "Ich möchte selber nicht irgendwo reintreten. Ist auch kein schönes Bild, wenn überall Hundehaufen herumliegen. Deshalb habe ich mit dieser Neuregelung überhaupt kein Problem." Ärgerlich sei nur, erzählt sie weiter, dass es zu wenige Abfallbehälter gibt, in denen man die vollen Kotbeutel entsorgen kann.
Stadt setzt auf Hundehalter
Doch daran wird sich wohl nichts ändern, sagt Ordnungsamtsleiterin Niczko. Die Stadt werde weder Tütenboxen noch zusätzliche Müllbehälter aufstellen. "Letztendlich ist es die Pflicht des Hundehalters, sich Tüten zu besorgen. Das ist mein eigener Müll, den ich durch meinen Hund hinterlasse. Da kann ich auch den vollen Beutel mit nach Hause nehmen." Sie setzte darauf, dass die Hundehalter mehr Verantwortung übernehmen.
Das ist mein eigener Müll. Da kann ich auch den vollen Beutel mit nach Hause nehmen.
Daran hängt vermutlich auch das gesamte Projekt, das Mitte Juli in Kraft tritt. Denn das Ordnungsamt von Bitterfeld-Wolfen hat nur acht Mitarbeiter im Außendienst, die sich aber auch noch um Parkverstöße und die allgemeine Ordnung zu kümmern haben – und diesen acht Beschäftigten stehen mehr als 3.000 Hunde gegenüber. Da weiß jeder, so Amtsleiterin Niczko, dass es bestenfalls Stichproben geben kann.
MDR (André Damm, André Plaul)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 27. Juni 2024 | 07:40 Uhr
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