Besucher auf einer Messe an Ständen verschiedener Maschinenbaubetriebe 3 min
Audio: In der Maschinenbaubranche reagiert man gemischt auf die nun eingeführten Zölle. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow
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Der ostdeutsche Maschinenbau sucht nach neuen Chancen

MDR AKTUELL Do 13.03.2025 06:11Uhr 03:11 min

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Industriemessen "Z" und "Intec" in Leipzig Handelskrieg zwischen China und USA macht deutschen Maschinenbauern zu schaffen

13. März 2025, 05:00 Uhr

In Leipzig trifft sich die Industrie diese Woche auf zwei großen Messen: Die Zulieferer sind bei der "Z" und eine Halle weiter stellt die Maschinenbaubranche ihre neuesten Produkte auf der "Intec" vor. Für beide Branchen waren die Zeiten schon mal besser. Insbesondere der Maschinenbau hängt stark am internationalen Geschäft. Doch wenn alle Welt nun Zölle einführt, macht das den Handel nicht unbedingt einfacher. Wie geht die Industrie damit um?

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Im Handelskrieg zwischen den USA und China steht Pierre Beer zwischen den Fronten. Der Geschäftsführer des Sächsischen Gerätebauers GETT produziert spezielle Tastaturen, wasserdichte Computermäuse und Bedienelemente für Maschinen. Die Firma hat Standorte in Hongkong, Shenzhen und im amerikanischen Houston. Ihre Waren passieren Grenzen.

Wenn sich die Länder mit Zöllen weiter hochschaukeln, sagt Beer, sei das schlecht. "Wir sind betroffen – auch jetzt schon. Einige Produkte, die wir in den USA verkaufen, werden aus China importiert. Da gibt es jetzt schon Zölle drauf. Das ist jetzt nochmal teurer geworden, was schon eine Herausforderung ist. Weil nicht jeder US-Kunde spontan jubelt und sagt: Ja, wir verstehen das. Wir wollen das tragen."

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US-Zölle auf Stahl- und Aluminium treten in Kraft Bildrechte: MDR

Durchwachsene Stimmung in der Maschinenbaubranche

So wie Beer geht es vielen Maschinenbauern. Die Branche braucht einen fairen, offenen Welthandel. Viele Bauteile kommen aus Asien. Mehr als die Hälfte der fertigen deutschen Maschinen geht ins Ausland. Doch die Welt sortiert sich neu.

Die Stimmung in der Branche sei durchwachsen, sagt auf der Messe Oliver Köhn vom ostdeutschen Verband der Maschinen- und Anlagenbauer. Die Auftragsbücher seien längst nicht mehr so gut gefüllt wie noch vor einigen Jahren. "Das hat aber vor allem mit einer sehr schwachen Inlandsnachfrage zu tun. Also, die ausländischen Märkte tragen uns im Moment noch durch die raue See. Aber insgesamt ist die Konjunktur sehr schwierig und wir spüren das – die Aufträge werden weniger."

Maschinenbauer sehen Chancen in China und Indien

Damit die Aufträge wieder mehr werden, hat die Wirtschaftsförderung Sachsen auf der Maschinenbaumesse in Leipzig ein internationales Forum veranstaltet. Dort ging es zum Beispiel um Chancen in China: "Chinas Werkzeugmaschinenimporte beliefen sich im Zeitraum Januar bis November 2024 auf 61.654 Einheiten", heißt es da. Doch viele der Zahlen klangen auch ernüchternd. So ist an einer Stelle von einem Minus von 7,7 Prozent zum Vorjahr die Rede.

Trotz aller Probleme stellen auf der Messe mehr Maschinenbauer aus als letztes Mal. Und viele sehen durchaus noch Chancen – in bislang zu wenig beachteten Ländern. Jens Wunderlich steht neben einer Walzmaschine und erzählt, dass seine Firma Profiroll schon vor 15 Jahren auf den indischen Markt gegangen sei. Dort könne man auch heute gute Geschäfte machen.

Indien ist vielleicht das neue China.

Jens Wunderlich, Profiroll

Ein Großteil der mechanischen Produktion habe sich nach Indien verlagert, erzählt Wunderlich. "Das hat zum einen politische Gründe, weil man sich in den Märkten unabhängiger machen will. Aber das hat auch Kostengründe, denn China ist bei weitem nicht mehr der billige Hinterhof der Welt."

Festhalten am US-Markt

Auch Pierre Beer, der Gerätebauer aus Sachsen, hat schon über Indien nachgedacht. Doch zunächst will er eine neue Fertigung hochziehen – in Amerika. Trotz allem. "Das ist für uns auch eine strategische Entscheidung. Ich glaube ganz fest daran, dass der US-Markt trotz aller Turbulenzen, die es da gibt, ein großer sein wird. Mit den entsprechenden Wachstumspotenzialen."

Mit dem US-Werk könne er Kunden dann auch Tastaturen und Bedienelemente "Made in USA" anbieten, sagt Beer. Ganz ohne Bauteile aus China komme er zwar auch dann nicht aus, aber es werde schon funktionieren. Zwischen den Fronten im Handelskrieg gibt es noch ein bisschen Optimismus.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 13. März 2025 | 06:11 Uhr

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