Transformation der Wirtschaft Handwerkskammer fordert verlässlichen Rahmen für Klimapolitik
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04. Juni 2024, 13:08 Uhr
Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, hat kürzlich gesagt, die Klimapolitik überfordere Unternehmen. Das sehen Gewerkschafts- und Handwerksvertreter in Mitteldeutschland ähnlich. Die Handwerkskammer Dresden fordert von der Politik einen verlässlichen Rahmen in der Klimapolitik. Die IG Metall Niedersachsen/Sachsen-Anhalt mahnt, der nötige Wandel zu einer grünen Wirtschaft könne nicht allein auf den Schultern der Beschäftigten ausgetragen werden.
- Laut dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden sind viele Unternehmer verunsichert, welche Technologien sich durchsetzen werden und wie entsprechend investiert werden soll.
- Der Sprecher der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt fordert Subventionen für Unternehmen, um sie wettbewerbsfähig zu machen und Arbeitsplätze zu sichern.
- Auch die IHK in Ostthüringen wünscht sich mehr Planungssicherheit und staatliche Förderungen.
Zu teuer, zu planlos, zu unsicher – mit ihrer Einschätzung, was die Klimapolitik für Unternehmen bedeute, trifft DGB-Chefin Yasmin Fahimi bei der Handwerkskammer Dresden einen Nerv.
Deren Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski sagt: "Es geht darum, dass man momentan einzelbetrieblich bei bestimmten Entscheidungen ein Stück weit Lotto spielt, weil die Politik keinen verlässlichen Rahmen gibt (...). Denn viele Unternehmer sind unsicher, welche Technologien sich am Ende durchsetzen werden."
So erklärt Brzezinski am Beispiel von Bäckern: "Die wissen einfach nicht, welche Energieform brauche ich für meinen Ofen, den ich die nächsten 15 Jahre einsetzen muss."
Verunsicherung bremst ganze Branchen aus
Diese Unsicherheit bremse ganze Branchen aus. Und teilweise müssten Entscheidungen für die Klimatransformation zuerst an ganz anderer Stelle getroffen werden.
"Im Anlagenmechanikerhandwerk sollen Heizungsbauer beraten, welche Energieform die günstigste und die richtige ist. Wir haben bislang aber keine Wärmeplanung in den Kommunen umgesetzt."
Eine falsche, kostspielige Investition könnte da am Ende auch den Ruin für Handwerksbetriebe und kleine Unternehmen bedeuten – und damit den Verlust von Arbeitsplätzen mit sich bringen.
Arbeitsplätze durch Subventionen sichern
Die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sieht die große Bedrohung durch den Klimawandel und die dringende Notwendigkeit zu handeln. Und doch beobachtet Sprecher Jan Mentrup auch diese Zukunftsangst bei den Beschäftigten. "Das Leben ist durch Inflation teurer geworden. Die Menschen treibt die Frage um: 'Hat mein Arbeitsplatz von heute auch im Morgen eine Zukunft?' Und nicht zuletzt geht es auch um Investitionsfragen."
Der nötige Wandel zu einer grünen Wirtschaft könne nicht allein auf den Schultern der Beschäftigten ausgetragen werden, so Mentrup. Um Arbeitsplätze zu sichern, müssten Unternehmen wettbewerbsfähig gemacht werden und staatliche Subventionen erhalten. Schon im vergangenen Jahr hatte die IG Metall da günstigere Industriestrompreise gefordert.
"Quasi um den energieintensiven Unternehmen eine Brücke in die Zukunft zu bauen, bis genügend bezahlbarer Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht. Diese Subventionen sollen entsprechend an Beschäftigungs- und Standortzusagen geknüpft werden. Also weniger Gießkanne und mehr zielgerichtete Förderung." Das gehe aber nicht ohne neue Schulden der Bundesregierung, kritisiert Mentrup.
Unternehmen besorgt wegen aktueller Wirtschaftspolitik
Planungssicherheit und Förderung wünscht sich auch die IHK Ostthüringen zu Gera. In der aktuellen Konjunkturumfrage sahen die befragten Unternehmen in der aktuellen Wirtschaftspolitik mit das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung, sagt Almut Weinert: "Die Zahl der Unternehmen, die die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritisieren, ist ganz massiv angestiegen. Und gleich an zweiter Stelle sind die hohen Rohstoff- und Energiepreise."
Damit haben klimapolitische Themen den Fachkräftemangel auf den fünften Platz verdrängt. Der bislang diese Rangfolge dominiert hatte.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. Juni 2024 | 06:08 Uhr