Ein Mann bedient ein Augmented-Reality-System, das speziell für die Operation von Lymphknoten entwickelt wurde
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Analyse Deutschland verliert an Innovationsfähigkeit

18. September 2024, 13:12 Uhr

Deutschland kann in puncto Erfindergeist einer Studie zufolge nicht mit kleineren Volkswirtschaften mithalten. Beim Innovationsindikator 2024 rutscht die Bundesrepublik auf Rang 12 von 35 Volkswirtschaften. Damit liegt sie weit hinter den erstplatzierten kleineren Volkswirtschaften Schweiz, Singapur und Dänemark. Sie hält aber Platz zwei unter den großen Industrieländern. Zudem stellte die Untersuchung fest, dass sich Sachsen bei der Innovationsfähigkeit positiv entwickelt hat.

Deutschlands Innovationsfähigkeit ist im Vergleich zu anderen Ländern weiter gesunken. Das geht aus dem Innovationsindikator 2024 des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der Unternehmensberatung Roland Berger hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach erreicht die Bundesrepublik unter 35 analysierten Volkswirtschaften Rang 12 und büßt damit gegenüber dem Vorjahresbericht zwei Plätze ein.

Damit liegt Deutschland weit hinter den erstplatzierten kleineren Volkswirtschaften Schweiz, Singapur und Dänemark. Deutschland habe sich damit in den vergangenen 15 Jahren kaum von der Stelle bewegt, teilte der BDI bei der Vorstellung der Studie in Berlin mit.

Zwar sank der Indikatorwert bei 100 möglichen Punkten nur leicht von 45 auf 43 Punkte, allerdings haben andere Länder ihr Engagement in Sachen Innovation ausgeweitet und sind daher aufgerückt.

Was ist der Innovationsindikator? Der Innovationsindikator analysiert die Entwicklung der Innovationsfähigkeit wichtiger Volkswirtschaften seit 2005. Er bildet zentrale Herausforderungen und Handlungsfelder ab, die moderne Innovationssysteme berücksichtigen müssen.

Die Analsyse wird vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Unternehmensberatung Roland Berger erhoben.

Deutschland schneidet im Vergleich mit großen Industrieländer besser ab

Im Vergleich mit größeren Industriestaaten schneidet Deutschland allerdings besser ab, kommt hier auf Platz zwei, direkt hinter Südkorea. Die asiatische Republik "führt" in diesem Vergleich auf dem elften Platz.

Großbritannien kommt nach Deutschland auf den 13. Rang, die USA auf den 18. Platz und Frankreich auf 21. China landet auf Platz 22. Allerdings sei China die einzige große Volkswirtschaft, die ihre Innovationsfähigkeit in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesteigert habe, konstatiert die Studie.

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Stark bei Forschung und Entwicklung, nicht bei der Umsetzung

Gut schnitt Deutschland der Analyse zufolge in den Kategorie "Nachhaltig Wirtschaften, Technologien für die Kreislaufwirtschaft" ab, kam hier auf Platz eins. Bei "Innovativen Produktionstechnologien" war es Platz zwei, bei "Energietechnologien" Platz drei ab. Auch bei der Forschung und Entwicklung bekam Deutschland sehr gute Noten.

Jedoch hapere es bei der Umsetzung des Wissens in die Wirtschaft und Geschäfte, heißt es in der Auswertung. Gründe dafür seien unter anderem die ungünstige Situation bei der Fachkräftegewinnung, die nach wie vor niedrigen Wagniskapitalinvestitionen sowie eine im internationalen Vergleich geringe staatliche Förderung von betrieblichen Aktivitäten in Sachen Forschung und Entwicklung.

"Die Unternehmen investieren in Innovation, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehören niedrigere Energiepreise, effiziente Verwaltungsverfahren und wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Dafür brauche es auch eine mutige Schwerpunktsetzung bei der staatlichen Finanzierung von Forschung und Entwicklung sowie bessere Start-up-Bedingungen.

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Sachsen verzeichnet positive Entwicklung bei Innovationen

Sachsen sticht bei der Analyse neben Baden-Württemberg als innovationsstarke Region hervor. Demnach hat der Freistaat eine positive Entwicklung genommen und konnte seine Innovationskraft in den 2010er-Jahren schrittweise steigern. Im aktuellen Ranking der 35 Volkswirtschaften und vier Regionen liegt er auf dem 16. Platz. Die Analyse bescheinigt Sachsen ein sehr wettbewerbsfähiges Wissenschaftssystem, das viele und durchaus oft zitierte Veröffentlichungen, Patentanmeldungen aus der öffentlichen Forschung und beachtliche Transferleistungen hervorbringe.

Leider gehöre der Unternehmenssektor im Freistaat hingegen nicht zur Weltspitze. Zwar vergibt die Studie im Bereich der Forschung und Entwicklung mittlere sowie für Teile der Wertschöpfung in der Hochtechnologie Spitzenwerte. Aber diese führten oftmals zu wenig Patenten, Marken und auch der Produktivität.

MDR/RTR (lmb)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. September 2024 | 06:18 Uhr

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