Versorgung Immer weniger Apotheken auf dem Land
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26. April 2023, 07:12 Uhr
Die Apothekenlandschaft in Deutschland schrumpft: Laut der Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände gibt es inzwischen weniger als 18.000 Einrichtungen bundesweit. Das ist der niedrigste Stand seit 40 Jahren. Vor allem auf dem Land gibt es immer weniger Apotheken.
- In ländlichen Regionen gibt es immer weniger Apotheken.
- Für die ältere Bevölkerung sind lange Anfahrtswege zu Apotheken ein zunehmendes Problem.
- Die ländlichen Regionen sind für den pharmazeutischen Nachwuchs unattraktiver als Städte.
Seit gut 20 Jahren geht die Zahl der Apotheken kontinuierlich zurück. Die Apothekendichte im Land liegt deutlich unter dem europäischen Schnitt. Das ist allerdings keine neue Entwicklung. Die Probleme sind dabei die gleichen wie in anderen Branchen: verschärfter Fachkräftemangel, demografischer Wandel, schleppende Digitalisierung.
Dabei gebe es regional zum Teil deutliche Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen, sagt Jürgen Wasem, Gesundheitsökonom an der Uni Duisburg-Essen: "In den städtischen Regionen ist die Apothekendichte nach wie vor sehr dicht. In den ländlichen Regionen war sie schon immer etwas dünner und in einzelnen Regionen ist sie wirklich noch mal deutlich dünner geworden."
Eine Einschätzung, die Christoph Zippel so unterschreibt. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU im Thüringer Landtag hat im vergangenen Jahr noch 507 Apotheken im Freistaat gezählt und damit zehn weniger als im Vorjahr.
Noch bekämen die Menschen ihre Medikamente, sagt Zippel, aber die Zahl der Orte, die keine eigene Apotheke mehr haben, steige: "Wir haben die Situation, dass seit 2018 18 Gemeinden ihre Apotheken verloren haben. Das bedeutet, dass dort keine Versorgung mehr unkompliziert stattfinden kann, wie sie vorher stattgefunden hat. Sprich: Die Leute müssen längere Wege in Kauf nehmen." Das sei besonders für die ältere Bevölkerung ein Problem.
Ländliche Regionen müssen attraktiver für Nachwuchs werden
Ein Problem, das Konstantin Pott auch auf Sachsen-Anhalt zukommen sieht. Pott ist gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion im Magdeburger Landtag. "Aktuell, glaube ich, ist es so, dass wir insgesamt noch vielleicht flächendeckend Apotheker haben. Aber: wir haben auch viele ältere Apotheker, die die Apotheke noch aus Überzeugung betreiben, weil sie das gerne machen, die das aber nicht die nächsten Jahre machen können und machen wollen."
Es müsse darum gehen, den pharmazeutischen Nachwuchs in die Region zu locken, ihm den Job Apothekers schmackhaft zu machen, sagt Pott. Diese Nuss haben allerdings auch viele andere Regionen zu knacken.
Es seien insbesondere die kleinen Apotheken, die keine Nachfolger finden, sagt Gesundheitsökonom Wasem: "Wenn eine Apotheke groß ist – und groß heißt ein Umsatz von drei bis vier Millionen im Jahr – da finden sich oft noch 20 bis 30 Bewerber, die die Apotheke gerne kaufen würden. Bei kleinen Apotheken, wenn sie nicht sehr attraktiv liegen, mit einem Umsatz von einer Million oder anderthalb, wird es dann tatsächlich schwieriger."
Bedeutung von Internet-Apotheken nimmt zu
Mehr Geld, wie von der Bundesvereinigung deutscher Apotheker gefordert, helfe nicht weiter, sagt Wasem. Apotheker verdienten nach wie vor gut: "Es ist nicht so, dass man deswegen weniger Apotheken hat, weil sich Apotheken nicht mehr lohnen. Sondern es ist so wie bei den Ärzten in den strukturschwachen Regionen: Das Interesse, dort hinzuziehen und dort einen Job zu übernehmen, wenn man einen Ehegatten hat, der keinen angemessenen Beruf findet, wenn man sich um die Ausbildung der Kinder sorgt, ist einfach schwieriger."
Ein Teil der Lösung könne sein, verstärkt auf Internet-Apotheken zu setzen. Das sei eine sichere Methode, an Arzneimittel zu kommen, sagt Wasem. In vielen ländlichen Regionen hätten solche Online-Angebote auch schon deutlich an Bedeutung gewonnen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. April 2023 | 06:00 Uhr