Porträt zur Bundestagswahl Martin Reichardt (AfD): "Enorme Verwerfungen brauchen wir nicht"
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07. September 2021, 12:00 Uhr
In dieser Woche stellt MDR SACHSEN-ANHALT die Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl vor. Für die AfD in Sachsen-Anhalt geht Martin Reichardt an den Start. Er will sich besonders gegen Kinderarmut einsetzen. Seine Partei stellt den menschengemachten Klimawandel infrage und will den Kohleausstieg rückgängig machen.
Für Martin Reichardt sind Werte besonders wichtig. Er nennt da Pünktlichkeit, Fleiß, Treue, Anstand, Heimatverbundenheit. "Diese Begriffe haben uns stark gemacht", sagt er am Rande eines Wahlkampfstands der AfD in Braunsbedra. Heute seien diese Werte diskreditiert.
Das ist Martin Reichardt
Martin Reichardt sitzt seit 2017 für die AfD im Bundestag. Er ist dort Sprecher des Arbeitskreises für Familie, Senioren, Frauen und Jugend seiner Fraktion. Der Landesverband Sachsen-Anhalt, dem Reichardt seit 2018 vorsteht, gilt als teilweise rechtsextrem. Reichardt wurde 1969 in Goslar geboren, ist studierter Pädagoge und war Offizier der Bundeswehr. 2002 kam er für eine Anstellung in der freien Wirtschaft nach Sachsen-Anhalt.
Der Sozialpolitiker Reichardt will sich mit der AfD gegen Kinderarmut einsetzen. Er fordert mehr Sicherheit an den deutschen Außengrenzen und in den Innenstädten. Seine Partei setzt im Wahlprogramm auf ein restriktives Einwanderungsgesetz, mit dem selbst Fachkräfte kaum noch nach Deutschland gelangen würden.
Den Kohleausstieg lehnt Reichardt ab – auch mit Blick auf "enorme strukturelle Verwerfungen" in den von der Kohle abhängigen Regionen wie dem Süden Sachsen-Anhalts. Die AfD stellt zudem infrage, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Wissenschaftlicher Konsens ist das nicht. Laut Weltklimarat ist die bereits stattgefundene globale Erwärmung um 1,1 Grad seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis auf einen Bruchteil auf den Menschen zurückzuführen.
Reichardt führt auch AfD-Landesverband
Reichardt hat bereits mehrere Parteibücher besessen. Er war Mitglied in der SPD, der FDP und bei den Republikanern. An der AfD gefalle ihm besonders der Patriotismus. Seit er 2018 die Führung des Landesverbands übernahm, bestimmen interne Streitigkeiten nicht mehr das öffentliche Bild der Sachsen-Anhalt-AfD. In seine Zeit fällt aber auch die Einstufung des Landesverbandes als Beobachtungsfall durch den Landesverfassungsschutz. Die AfD geht dagegen gerichtlich vor.
Gegenüber dem MDR bestreitet Reichardt den Vorwurf, rechtsextreme Strömungen innerhalb der Partei zu unterstützen. Auch mit dem Thüringer Landeschef Björn Höcke sei er nicht immer einer Meinung. In einem Gutachten des Bundesverfassungsschutzes über die Partei taucht er auch nicht auf. Allerdings sprach Reichardt auf mehreren Treffen des mittlerweile offiziell aufgelösten, rechtsextremen "Flügels" in der AfD.
Das Ziel für die Bundestagswahl ist ein besseres Ergebnis als 2017. Damals kam die Partei auf 12,6 Prozent und zog im zweiten Anlauf erstmals in das Parlament ein.
Die Spitzenkandidierenden der großen Parteien im Porträt
Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Berichterstattung des MDR über die Bundestagswahl 2021. In dieser Woche stellen Ihnen jeden Tag einen Spitzenkandidaten bzw. eine -kandidatin für Sachsen-Anhalt vor:
Montag, 6. September: Steffi Lemke (Bündnis 90/Grüne)
Dienstag, 7. September: Martin Reichardt (AfD)
Mittwoch, 8. September: Marcus Faber (FDP)
Donnerstag, 9. September: Jan Korte (Die Linke)
Freitag, 10. September: Karamba Diaby (SPD)
Samstag, 11. September: Heike Brehmer (CDU)
Das Porträt hören Sie jeweils um 9:20 Uhr bei MDR SACHSEN-ANHALT – das Radio wie wir, die Wahlziele dann um 12 Uhr.
Quelle: MDR/Ronald Neuschulz/Thomas Vorreyer
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 07. September 2021 | 09:20 Uhr