Ein Arzt hält eine Spritze mit dem Grippeschutzimpfstoff Influvac Tetra über einen Impfausweis 4 min
Audio: Laut Robert Koch-Institut haben deutschlandweit die laborbestätigten Influenza-Fälle zugenommen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Anrollende Welle Grippe-Impfung auch jetzt noch sinnvoll

17. Januar 2025, 13:00 Uhr

In Mitteldeutschland gibt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts noch keine Auffälligkeiten bei der beginnenden Grippewelle. Für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen seien in der vergangenen Woche knapp 2.200 labordiagnostische bestätigte Erkrankungen registriert worden. Die Behörde rät besonders Risikogruppen zur Schutzimpfung. Diese sei auch jetzt noch sinnvoll.

Uta Georgi, Moderatorin, Autorin, Nachrichtensprecherin
Uta Georgi, Moderatorin, Autorin, Nachrichtensprecherin Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Im Norden von Magdeburg betreibt Holm Riegel zusammen mit vier weiteren Ärzten eine große Hausarztpraxis. Rund 150 bis 200 Patienten werden hier jeden Tag von Montag bis Freitag behandelt. Zurzeit kommen davon etwa 50 bis 60 Patienten mit Husten, Schnupfen und Fieber in seine Praxis.

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Das sei aber für diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches, sagt Riegel: "Eine Erkältungswelle haben wir. Es sind viele mit Atemwegsinfekten, aber dass wir jetzt verstärkt Patienten mit den klassischen Grippesymptomen hätten wie Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, plötzlichem Krankheitsbeginn, das kann ich nicht sagen." Er spricht von einer Infektwelle, aber nicht von einer Grippewelle. Vereinzelte Fälle gebe es aber.

2.200 Fälle in der letzten Woche

Laut Robert Koch-Institut haben deutschlandweit die laborbestätigten Influenza-Fälle zugenommen. Das RKI datiert den Beginn der Grippewelle zurück auf die Woche ab dem 30. Dezember.

Die Entwicklung gebe aber keinen Grund zur Sorge, sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher: "Wir sind noch nicht mitten in der Grippewelle, die Grippewelle hat gerade begonnen. Wir haben üblicherweise bei einer Grippewelle eine Dauer von 10 bis 14 Wochen. Für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben wir in der vergangenen Woche knapp 2.200 labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen registriert. Das ist keine Zahl, die in irgendeiner Weise auffällig ist."

Verglichen mit dem gleichen Zeitraum vor einem Jahr seien das ähnlich viele Fälle, sagt RKI-Sprecherin Glasmacher.

Impfen kann sich noch lohnen

Egal jedoch, ob es eine Welle mit vielen Erkrankungen gebe oder nicht, grundsätzlich bestehe immer ein Risiko, denn man könne auch in einer schwachen Grippenwelle sterben, sagt Glasmacher. "Deswegen sollte es der Reflex sein, dass man vor der Grippewelle zum Impfen geht oder eben spätestens, wenn die Grippewelle begonnen hat."

Das heißt, auch jetzt kann eine Impfung noch vor der Grippe schützen. Vor allem Risikopatienten sollten davon Gebrauch machen, so das RKI. Dazu gehörten ältere Menschen ab 60 Jahren oder Patienten mit schwachem Immunsystem, mit chronischen Leiden beziehungsweise Vorerkrankungen.

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Wer allerdings schon Husten oder Schnupfen hat, für den komme keine Impfung mehr in Frage, sagt der Virologe Alexander Kekulé: "Sobald man Symptome hat, ist es für die Grippeimpfung zu spät. Das ist eine Impfung, die muss man vorher machen, bevor man sich ansteckt. Ich würde sagen zwei Wochen Minimum davor. Das heißt, es könnte sich noch lohnen, weil die Grippewelle noch eine Weile läuft." Wenn man krank sei, sei die Impfung allerdings zu spät.

Impfstoff wirksam

Hundertprozentigen Schutz gäbe es aber auch trotz Impfung nicht, sagt der Virologe. Denn: "Die Impfstoffe werden alle Jahre wieder im Frühjahr von der Weltgesundheitsorganisation festgelegt. Das ist ein bisschen Kaffeesatzlesen. Sie müssen vorhersagen, was wahrscheinlich im Herbst auf der nördlichen Halbkugel zirkulieren wird."

Dieses Jahr habe das gut geklappt: "Der jetzt dominante Virustyp, der in Deutschland gerade zirkuliert, der sogenannte H1N1-Typ, ist im Impfstoff drin und der ist im Moment auch in Deutschland vorhanden", sagt Kekulé. Deshalb könne man davon ausgehen, dass in diesem Jahr der Impfstoff gegen die Grippe ganz gut wirke.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. Januar 2025 | 06:06 Uhr

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