Reisen Diebstähle an Bahnhöfen: Fahrgastverband Pro Bahn wünscht sich mehr Personal
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09. September 2023, 05:00 Uhr
Einmal im Zug weggenickt – schwupps, ist der Koffer weg. Bahnhöfe und Züge waren schon immer ein beliebter Ort für Diebstähle. Ist die Gefahr größer geworden?
- Um nicht Opfer von Diebstählen zu werden, empfiehlt die Bundespolizei, Wertsachen nah am Körper zu tragen.
- Eigentumsdelikte haben an den größten Bahnhöfen in Mitteldeutschland zugenommen.
- Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert mehr Personal, um dem entgegenwirken zu können.
"Lassen Sie ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt", tönt es durch die Lautsprecheranlage am Leipziger Hauptbahnhof. Für die meisten Reisenden ist das eine Selbstverständlichkeit. "Ich passe sowieso immer auf", erzählt eine Person. "Wenn, dann habe ich automatisch so eine Cargohose an, die ich dichtmachen kann – mit Reißverschluss."
Das wäre auch der wichtigste Tipp von Marcel Pretzsch, Sprecher der Bundespolizei Pirna. "Ich würde empfehlen, die Sachen immer nah am Körper zu tragen. Immer auf die Wertsachen und auf abgestelltes Gepäck zu achten. Keinesfalls Wertsachen, Geldbörsen und Mobiltelefone in Außentaschen transportieren. Umhängetaschen und Handtaschen sollte man immer verschließen und vor dem Bauch tragen."
Mehr Eigentumsdelikte an größten Bahnhöfen Mitteldeutschlands
Eigentumsdelikte an den größten Bahnhöfen in Mitteldeutschland haben der Bundespolizei zufolge von 2019 bis 2022 um knapp fünf Prozent zugenommen. Allerdings fällt darunter nicht nur der klassische Taschendiebstahl. Auch der Diebstahl am Bahnhofskiosk und ein gestohlenes Kupferkabel vom Bahnhofsgelände tauchen in der Statistik auf. Die Situation an den Bahnhöfen ist dabei extrem unterschiedlich. "Wir haben zum Beispiel im Hauptbahnhof von Leipzig oder Magdeburg eine Zunahme der Delikte um ein Viertel", sagt Bundespolizeisprecher Pretzsch. In Dresden und Chemnitz wurde hingegen weniger gestohlen und geraubt.
Die Kriminellen setzen bei ihren Taten laut dem Bundespolizeisprecher meist auf Ablenkung: "Da gibt es zum Beispiel den Anrempler, der einen anrempelt. In dem Moment, in dem man erschrickt oder abgelenkt ist, greift der jemandem in die Tasche. Oder wir haben den Scheibenklopfer. Man sitzt schon im Zug und draußen klopft jemand an die Scheibe, man schaut rüber und im Zug ist aber jemand, der einem dann aus der Tasche etwas stiehlt oder eine abgestellte Tasche einfach mitnimmt." Dann gebe es noch "den Beschmutzer" der Reisenden "aus Versehen" etwas überschütte.
Fahrgastverband Pro Bahn fordert mehr Personal
Egal ob Anrempler, Scheibenklopfer oder Beschmutzer: Auch der Fahrgastverband Pro Bahn beobachtet Diebstähle in Zügen und auf Bahnhöfen mit Bauchschmerzen. Bundesverbandschef Detlef Neuß wünscht sich mehr Personal. "Wir brauchen mehr Bundespolizei in den Bahnhöfen, die besser aufpassen kann." Man brauche mehr Bahn-Personal, ergänzt Neuß.
Aber ganz egal, wie dünn die Personaldecke sei: "Der Fahrgast ist erstmal für sein Gepäck selbst verantwortlich." Die Bahnhöfe völlig freizuhalten von Taschendieben oder Beschaffungskriminalität – das werde nie hundertprozentig funktionieren.
Und weil das auch eine Touristin aus Cuxhaven genau weiß, versteckt sie ihr Geld manchmal besonders aufwendig: "Also manchmal habe ich mein Bargeld auch schon in den BH gesteckt. Ich denke, da werde ich so leicht nicht angefasst", lacht sie.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. September 2023 | 06:05 Uhr