Symbolfoto - Ein Mädchen sitzt in einer Zimmerecke und legt ihren Kopf auf ihre Knie.
Im vergangenen Jahr registrierten die Strafverfolgungsbehörden 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern. Bildrechte: imago images/Shotshop

BKA-Lagebild "Jeden Tag werden 54 Kinder und Jugendliche missbraucht"

08. Juli 2024, 13:40 Uhr

Die Strafverfolgungsbehörden haben im vergangenen Jahr mehr sexuelle Straftaten gegen Kinder und Jugendliche registriert. Das geht aus dem aktuellen Bundeslagebild des Bundeskriminalamts hervor. Die Zahl der Sexualdelikte gegen Minderjährige steigt bereits seit Jahren konstant an.

Die Zahl der Sexualstraftaten gegen Kinder und Jugendliche ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Das geht aus dem am Montag in Wiesbaden vorgestellten Bundeslagebild des Bundeskriminalamts (BKA) hervor.

Demnach registrierten die Strafverfolgungsbehörden 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern. Das ist ein Anstieg um 5,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Bei Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren stellte die Polizei 1.200 Sexualdelikte fest (plus 5,7 Prozent). In mehr als jedem zweiten Fall bestand eine Vorbeziehung zwischen Opfer und Tatverdächtigem. Weiterhin zeigt sich, dass die Opfer im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und auch von Jugendlichen zu rund drei Viertel weiblich sind.

Dem Bundeslagebild zufolge stiegen Straftaten im Zusammenhang mit kinderpornografischen Inhalten ebenfalls weiter an und erreichten im vergangenen Jahr mit 45.191 (plus 7,4 Prozent) einen neuen Höchstwert. Seit dem Jahr 2019 hätten sich die Fallzahlen damit mehr als verdreifacht, heißt es im Bericht.

Faeser plädiert für Speicherung von IP-Adressen

"Jeden Tag werden in Deutschland 54 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch. Das sind entsetzliche Taten, die uns tief berühren und fassungslos machen", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Oftmals kämen die Täter aus dem sozialen Umfeld der Opfer. "Hinzuschauen und zu handeln, wann immer Gefahren für Kinder drohen – das ist eine zentrale Aufgabe des Staats, aber auch unserer Gesellschaft insgesamt", mahnte die SPD-Ministerin. Täter dürften sich nirgendwo sicher fühlen. Faeser plädierte daher für eine Pflicht zur Speicherung von IP-Adressen bei den Anbietern.

BKA will technische Fähigkeiten verbessern

Die Bekämpfung sexualisierter Gewalt habe für das BKA schon lange eine hohe Priorität, sagte Vizepräsidentin Martina Link: "Angesichts der zunehmenden Hinweise und steigenden Fallzahlen haben wir unsere Auswertefähigkeiten und die Zusammenarbeit mit den Polizeien der Länder verstärkt und werden unsere technischen Fähigkeiten weiter ausbauen, um Täter noch schneller und effektiver zu identifizieren."

Die Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Missbrauchs, Kerstin Claus, forderte Schutzstandards für das Internet, um Kinder künftig besser vor sexuellem Missbrauch im Netz zu schützen. "Hier stehen wir vor immensen Herausforderungen, wie es die vorliegenden Zahlen der ausermittelten Fälle zeigen", sagte Claus.

In das Lagebild sind Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und Ergebnisse verschiedener Forschungsprojekte eingeflossen.

MDR(mbe)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Juli 2024 | 10:00 Uhr

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