Gesundheitswesen Überwiegend positives Fazit nach einem Jahr E-Rezept
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27. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Zum Jahresbeginn 2024 wurde bundesweit das E-Rezept verpflichtend eingeführt. Und es hatte einen schlechten Start. Da die Technik oft nicht mitmachte, gab es viele unzufriedene Patienten, Ärzte und Apotheker. Nach einem Jahr hat sich das weitestgehend geändert.
- Anfang 2024 wurde das E-Rezept verpflichtend eingeführt.
- Die Sächsische Ärztekammer zieht nach einem Jahr eine positive Bilanz.
- Die Kassenärztliche Bundesvereinigung bemängelt, dass einige Arzneimittel und Betäubungsmittel nach wie vor ausschließlich auf Papier verschrieben werden dürfen.
- Der Sächsische Apothekerverband sieht das E-Rezept gut im Versorgungsalltag angekommen.
Ein grauer Dezembertag: Das Wartezimmer in einer Leipziger Hausarztpraxis ist gut gefüllt. Vor allem Rentnerinnen und Rentner warten darauf, aufgerufen zu werden. Meist nicht mehr warten müssen die gesetzlich Versicherten auf die Rezepte für ihre Medikamente. Denn die druckt der Arzt nicht mehr auf einen rosafarbenen Zettel, sondern schickt sie per Mausklick sozusagen auf die Krankenkassenkarte. Erklären muss das die Medizinische Fachangestellte Patricia Dörtenbach am Empfangstresen nur noch selten. Sie bereitet am Computer auch die E-Rezepte für das Ärzteteam vor, die Patienten oder Pflegeheime telefonisch bestellen.
Das E-Rezept mache vieles einfacher und sei umweltschonend, sagt die Medizinische Fachangestellte. "Es ist sehr praktisch, jeder kann drauf zugreifen. Für uns erleichtert es auch den Alltag." Es könne nichts mehr verschwinden, sagt Dörtenbach. Alle könnten die Rezepte im System sehen, Schwestern und Ärzte. Sie ergänzt: "Es wird uns auch ausgerechnet, ab wann der Patient wieder neue Tabletten bekommen darf und soll."
Verpflichtende Einführung dauerte Jahre
Die Praxis gehört zu denen, die das E-Rezept schon lange vor der verpflichtenden Einführung getestet hatten. Dass diese sich über Jahre hingezogen hat, bedauert Dörtenbachs Chef, Hausarzt Thomas Lipp. Das Vorstandsmitglied der sächsischen Ärztekammer zieht ein positives Fazit. Die Praxis brauche nun nur noch Papier, wenn es erforderlich ist. "Es erleichtert uns die Arbeit enorm. Wir hätten es gern viel eher gehabt. Es funktioniert problemlos." Wie gut das E-Rezept im Einzelfall funktioniere, liege aber auch daran, welches Praxisverwaltungssystem verwendet würde, erklärt Lipp. So würden einige Programme Probleme machen, während andere fehlerfrei liefen.
Einige Arzneimittel und Betäubungsmittel sind ausgenommen
Neben technischen Problemen mancher Programme bemängelt Lipp, dass für Privatpatienten und für bestimmte Arzneimittel, zum Beispiel Betäubungsmittel (kurz BtMs), weiter Papierrezepte ausgestellt werden müssen. Das kritisiert auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Sie schreibt auf Anfrage von MDR AKTUELL, alle Anwendungsbereiche sollten mit dem E-Rezept abgedeckt werden, um den Praxen einen vollständig digitalisierten Prozess anbieten zu können. Laut ihres "Praxis-Barometers Digitalisierung" sei die Mehrheit der Praxen mit dem Einsatz des E-Rezeptes zufrieden. Rund 95 Prozent der Praxen setzten es ein, die Hälfte aber parallel auch noch Papierrezepte.
Sächsischer Apothekerverband zufrieden
Und was sagen die Patienten? Große Kritik wird draußen vor der Praxis von Hausarzt Lipp und direkt neben einer Apotheke. Viele der Kunden und Kundinnen loben hier das E-Rezept, da es alles vereinfacht habe und viel unnötiges Papier einsparen würde.
Ein Jahr nach Einführung zeigt sich auch der sächsische Apothekerverband zufrieden. Marco Münch ist im Vorstand für das E-Rezept zuständig und Apotheker in Zwickau: "Das E-Rezept ist gut etabliert und kann Apothekern und Ärzten die Arbeit auch sehr erleichtern. Klar, gibt es hier und da mal noch kleinere technische Probleme. Das muss an einigen Stellen noch weiterentwickelt werden. Aber im Großen und Ganzen ist es gut im Versorgungsalltag angekommen", sagt Münch. Eine Sorge sei nach wie vor, dass Patienten nicht sehen, was auf der Karte stehe. Das könne sich aber jeder in der Praxis ausdrucken lassen, in der Apotheke erfragen oder, wenn möglich, per Handy-App anzeigen lassen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Dezember 2024 | 08:00 Uhr