Gaming E-Sport-Stipendium: Zocken für die Gratis-Ausbildung
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23. August 2023, 15:44 Uhr
E-Sport – der Wettkampf in Video- und Computerspielen – gewinnt international immer mehr Anerkennung. Doch kann professionelles Computerspielen auch hierzulande eine ernsthafte berufliche Chance sein? Eine Möglichkeit, Gaming in Deutschland zum Beruf zu machen, ist die Buhmann Schule und Akademie, die E-Sportler mit einem Stipendium ausbildet und parallel zu Ausbildung oder Studium in Wettbewerben antreten lässt.
- E-Sport ist in Deutschland nicht besonders beliebt.
- An einer Akademie in Hannover können Profispieler ein Stipendium erhalten.
- Professionelles Computerspielen verlangt Strukturen und einen Trainingsplan.
- E-Sportler hängen oft mit Mitte 20 schon die "Konsole an den Nagel".
Am Mittwoch startet in Köln wieder Deutschlands größte Gaming-Messe – die Gamescom. Ein wichtiger Teil und absoluter Publikumsmagnet der Messe ist E-Sport. Einige Protagonisten sind mittlerweile Stars, mit Fans und einem hohen Einkommen.
E-Sport E-Sport ist der unmittelbare Wettkampf zwischen menschlichen Spielerinnen und Spielern unter Nutzung von geeigneten Video- und Computerspielen an verschiedenen Geräten und auf digitalen Plattformen unter festgelegten Regeln. ESPORT-BUND DEUTSCHLAND e.V
E-Sport-Wettkämpfe finden international statt. Es gibt unterschiedliche Ligen und Turniere. Oft geht es dabei um hohe Preisgelder. "Der E-Sport ist halt ein ganz großes Ding, das ist einfach so vom Hobby zum Hauptberuf geworden", erzählt E-Sportler Dejan Ljubicic, Gamername "Scream". Oft werden Spieler dabei von professionellen Teams "gescoutet" oder treten selbstständig in Gruppen an.
Kein großes Interesse am E-Sport in Deutschland
E-Sport in Deutschland erzielt jedoch kein besonders großes Interesse. So zeigt eine Statista-Umfrage, dass es im Jahr 2023 rund 48,38 Millionen Personen in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre gab, denen E-Sports bekannt war. Davon interessierten sich nur rund 2,04 Millionen sehr für diese Sportart.
"Also um ehrlich zu sein, ist das, was in Deutschland passiert, ein bisschen traurig", meint Ljubicic. In jedem anderen Land sei die Szene weiter entwickelt, bei Turnieren und auch bei der Unterstützung des E-Sports. Es gebe jedoch auch in Deutschland eine Verbesserung. Der E-Sportler kommt aus Kroatien und spielt momentan in einem der E-Sport-Teams der Dr. Buhmann Schule und Akademie in Hannover.
E-Sport spielen für die Ausbildung oder das Studium
Die Dr. Buhmann Schule und Akademie ist eine Hoch- und Berufsschule in Hannover. Hier können Realschüler ihr Fachabitur oder eine Berufsausbildung machen. Abiturienten können auf Bachelor studieren. Seit Neuestem bietet die Schule eine neue Chance: Qualifizierte E-Sportler können ein Stipendium bekommen, mit dem sie einerseits in einem E-Sport-Team der Hochschule Computerspiele spielen können, andererseits an der Schule eine Berufsausbildung oder ein Studium bekommen. Dabei dürfen sie frei aus den möglichen Studiengängen und Ausbildungsangeboten der Buhmann Schule und Akademie wählen. Sie erspielen sich ihr Stipendium.
Björn Benke ist Leiter des Projektes, das für E-Sportler den Sport mit einem Abschluss verbindet. Er sagt, das Ziel des Programms sei es, E-Sportler richtig zu trainieren und ihnen zeitgleich die Sicherheit durch einen Abschluss zu geben. Hier könne aus Ausbildungs- und Studienangeboten gewählt werden, welche die E-Sportler während ihrer Zeit im Team abschlössen.
Benke erzählt, dass er beim "Scouting" neuer E-Sportler schon einige Male gehört habe, dass Eltern und Umfeld sich um die Zukunft der Sportler Sorgen machten, weil diese eben oft noch keinen Abschluss besäßen. Auch fürchteten Spieler selbst in einigen Jahren wegen langsam werdender Reaktionen, dem hohen Druck und durch die Belastung in der Szene, dem Sport nicht mehr nachgehen zu können. Hier soll die Verbindung aus professionellen E-Sport und einer Ausbildung helfen.
Profispieler erleben großen Leistungsdruck
Seit September 2020 stellt die Bildungseinrichtung deshalb Teams für die Computerspiele "Rocket League" und "League of Legends".
Rocket League und League of Legends kurz erklärt
Rocket League Rocket League ist ein Auto-Fußball-Computerspiel. Dabei versuchen die Spieler mit Autos den Ball in ein Tor zu bringen. Die Teams bestehen dabei aus bis zu drei Spieler. Ein Spiel dauert 5 Minuten. wikipedia.de
League of Legends League of Legends ist ein teambasiertes Strategiespiel, in dem zwei Teams mit je fünf starken Champions gegeneinander antreten, um die jeweils andere Basis zu zerstören. Dabei gibt eine Auswahl zwischen 160 Champions mit unterschiedlichen Attributen. leagueoflegends.com
"Das eine ist mehr so ein Sport-Aktions-Spiel mit Rocket League, das andere ist ein Strategiespiel. Da braucht man natürlich total unterschiedliche Fähigkeiten", erklärt Benke. Deswegen habe jedes Spiel einen eigenen sogenannten Chefscout, einen Spielexperten. Bei der Auswahl der Spieler werde auf die bisherigen Erfolge der E-Sportler geachtet, seine Spielposition und seinen Lebenslauf. 2023 hätte man sich auch erstmals als Spieler ohne Vorerfahrung für die Teams bewerben können.
Das sei im E-Sport nicht typisch, meint Benke: "Wir haben oft das Problem, dass Spieler für zwei, drei Monate in einer Organisation im E-Sport sind und nur kurzfristige Verträge haben." Dadurch entstehe der Druck für die Spieler, stetig Leistung bringen zu müssen, um ihre Position zu halten.
Das Team in Hannover erhalte dagegen ein Stipendium für den Zeitraum ihrer Ausbildung. Dies seien jedoch keine vierstelligen Geldbeträge, wie in reinen E-Sport-Profi-Teams, wo die Sportler auch 3.000 Euro bis 10.000 Euro bekommen könnten, erklärt Björn Benke. Das Geld reiche aus, damit die E-Sportler "über die Runde" kämen. Dazu gehöre eine Wohnung in Hannover, in der die Spieler auch oft in WGs lebten. Es sei abgesichert, dass sie keinen Nebenjob annehmen müssten, sondern sich auf den Sport und ihren Abschluss fokussieren könnten.
Struktur und Trainingsplan für E-Sportler
Dabei fordere die Einrichtung aber auch ein, dass die E-Sportler nach Hannover ziehen, sagt Benke. Zwar ist es im E-Sport möglich von unterschiedlichen Standorten zusammen zu spielen, doch der Leiter meint: "Das ist für das Training nicht unbedingt förderlich". Stattdessen gebe es eine Struktur, um zusammen zu spielen und zusammen zu trainieren. Jeder Spieler bekäme einen individuellen Trainingsplan. Besonders für die Spieler sei natürlich die zusätzliche berufliche Einbindung in Hannover im Plan.
"Da haben wir in der E-Sport-Welt oder in der Gaming-Welt schon viele Fragezeichen produziert", erzählt Benke. Spieler hätten gefragt: "Muss ich dann nicht zehn Stunden am Tag irgendwie spielen, wenn ich da erfolgreich sein will? Wie soll ich das dann mit der Ausbildung, mit dem Studium irgendwie hinkriegen?", erzählt er. Struktur sei die Lösung.
Karriere im E-Sport – und dann?
Doch auch ohne einen Abschluss sei E-Sport keine Einbahnstraße. "Die Spieler sind jung, aber die Leute, die dahinterstecken, das sind ja professionelle Organisation, Investoren. Die brauchen natürlich auch eine Struktur", sagt Profispieler Dejan Ljubicic. Für den E-Sport sei man eigentlich nie zu alt.
"Aktuell ist es noch so, dass 24, 25, 26 Jahre so ein Austrittsalter ist, wo man sagt, ich hänge meine Konsole an den Nagel. Zumindest im professionellen Bereich", erklärt Björn Benke. Er glaubt, dass sich durch eine klarere Struktur und weniger Trainingszeiten das Durchschnittsalter aber auch steigern könnte. Vielleicht gebe es in der Zukunft auch ein weiteres Angebot für E-Sportler in unterschiedlichen Altersklassen. "Aber das wird die Zukunft zeigen", meint er.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 23. August 2023 | 12:52 Uhr