Elektrogeräte in Box
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Rücknahmepflicht von Elektroschrott Deutsche Umwelthilfe verklagt Supermärkte und Drogerien

22. September 2023, 17:19 Uhr

Wasserkocher, Rasier oder Zahnbürste: Wer Elektrogeräte verkauft, ist zur Rücknahme von kaputten Altgeräten verpflichtet. Doch Lebensmittelhändler wie Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Netto oder die Drogeriekette Rossmann weigern sich dazu. Das stellte die Deutsche Umwelthilfe nach zahlreichen Tests in Filialen der Händler fest. Deswegen verklagt die Organisation nun die Unternehmen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am Freitag diverse Lebensmittelhändler wegen des Verstoßes der gesetzlichen Pflicht zur Rücknahme von Elektroschrott verklagt. Wie die Organisation mitteilte, zieht sie gegen insgesamt sieben große Supermarktketten und Drogerieunternehmen wie Aldi Nord und Süd, Lidl, Netto-Marken-Discount, Rossmann und Franchisenehmer der Handelsketten Edeka und Rewe vor Gericht. Sie wirft den Unternehmen vor, kaputte oder alte Elektrogeräte nicht anzunehmen.

Mehrheit der Supermärkte und Drogerien weigern sich Elektroschrott zurückzunehmen

Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe nach einer Reihe von Testbesuchen zwischen Mai bis Juni 2023. Dabei wurden stichprobenartig 38 Filialen von 14 Supermarkt- und Drogeriemarktketten besucht. In mehr als der Hälfte der untersuchten Märkte wurden die Elektroaltgeräte nicht zurückgenommen. "Da sich die genannten Unternehmen weigerten, die festgestellten Verstöße abzustellen oder zukünftig auszuschließen, hat die DUH Klagen bei den zuständigen Landgerichten eingereicht", erklärte die Organisation.

Dabei wirft die DUH den Händlern eine grundsätzliche Verweigerung der gesetzlichen Pflicht zur Rücknahme von Elektroaltgeräten vor. Damit verunsichern die Supermarktketten die Verbraucher. Diese seien oftmals nicht ausreichend informiert. Außerdem schaden sie dem Klima, da sie Schadstoffe enthalten.

Deswegen sollen die Unternehmen in Haftung genommen werden. "Supermärkte erzielen mit dem Verkauf von Elektrogeräten erhebliche Gewinne und müssten deshalb auch die Verantwortung übernehmen. "Supermärkte erzielen mit dem Verkauf von Elektrogeräten erhebliche Gewinne und müssen deshalb auch Verantwortung für die sachgerechte Entsorgung übernehmen. Wir fordern alle Supermärkte und Drogerien dazu auf, endlich eine konsequente Rücknahme von alten Elektrogeräten in allen Filialen sicherzustellen, verbraucherfreundliche Sammelmöglichkeiten anzubieten und Kundinnen und Kunden aktiv darüber zu informieren", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Stichwort: Rücknahmepflicht für Elektroschrott Seit dem 1. Juli 2022 können Verbraucher alte Elektro-Kleingeräte in den meisten Supermärkten und Drogerie-Filialen zurückgegeben. Alle Märkte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern müssen alte Elektrogeräte mit einer Kantenlänge von bis zu 25 Zentimetern annehmen, wenn sie selbst Elektrogeräte verkaufen. Zu diesen kleinen Elektrogeräten zählen unter anderem Handys, Rasierer und elektrische Zahnbürsten. Auch der Online-Handel ist zur kostenlosen Rücknahme verpflichtet.

Rossmann weist Vorwürfe zurück

Unterdessen weist Rossmann die Vorwürfe der Deutschen Umwelthilfe zurück. Eine Sprecherin teilte am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass "Kundinnen und Kunden in jeder Filiale – unabhängig von der Größe der Verkaufsfläche – Elektroaltgeräte zurückgeben können." So wiesen Plakate daraufhin. Außerdem seien die Mitarbeiter entsprechend informiert.

"Der vermeintliche Vorfall, auf den sich die DUH in der Vergangenheit berufen hat, wurde unsererseits umfassend aufgeklärt", sagte die Sprecherin weiter. Bei Rossmann sei bisher auch keine Klage der DUH eingegangen.

Gesetzliche Pflicht: Rücknahme von Elektroschrott konsequenter durchsetzen

Die Umweltschützer wollen die Unternehmen nun in Verantwortung nehmen und fordern eine sachgerechte Entsorgung. So schlagen sie vor eine kundenfreundliche Rücknahme alter Elektrogeräte in Supermärkten durch professionelle und brandschutzsichere Sammelbehältnisse in der Nähe des Kassenbereiches anzubieten.

Auch eine persönliche Abgabe bei Mitarbeitenden wäre eine Lösung. Von den Behörden forderten die Umweltschützer, die Einhaltung der Recyclingvorgaben auch zu kontrollieren. "Gesetze werden nur dann ernst genommen, wenn sie auch kontrolliert werden", erklärt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer.

MDR AKTUELL, AFP (lmb)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 22. September 2023 | 11:00 Uhr

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