Für jeden Standort Wolfsmilch: Pflegeleichte Gewächse für Garten und Wohnung
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botanisch: Euphorbia
04. Dezember 2024, 12:18 Uhr
Was haben Weihnachtsstern, Christusdorn und Amerikanisches Edelweiß gemeinsam? Sie gehören alle zur großen Gattung der Euphorbien. Mit rund 2.000 Arten weltweit gibt es eine riesige Pflanzenvielfalt für alle Standorte und Anwendungsbereiche. Darunter einjährige Pflanzen, mehrjährige Stauden und Sukkulenten. Hier gibt es einen Überblick, welche Euphorbien sich für den Garten und für die Wohnung eignen.
Inhalt des Artikels:
Der Großteil der hierzulande erhältlichen Wolfsmilchgewächse ist für das Freiland gedacht. Für den Innenraum gibt es noch vergleichsweise wenige Arten, darunter jedoch den sehr populären Weihnachtsstern. Wolfsmilchgewächse punkten nicht mit großen Blüten, sondern mit den intensiven Gelb-, Grün- oder Rottönen ihrer Hüllblätter und filigranen bis bizarren Blattformen.
Vorsicht vor dem hautreizenden Milchsaft
Euphorbien heißen auf Deutsch Wolfsmilchgewächse, weil ihr dicklicher Milchsaft "beißen kann wie ein Wolf" - er wirkt hautreizend. Auf keinen Fall sollte er in die Augen oder in Kontakt mit den Schleimhäuten kommen. Nach der Erfahrung von Staudengärtnerin Franziska Thate reagieren "Menschen unterschiedlich stark auf den Milchsaft." Auch gibt es Arten mit eher stark reizendem Saft wie die Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) und solche mit geringerem Reizpotenzial wie die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias). Franziska Thate rät daher, bei Pflanzung und Pflege von Euphorbien generell Gartenhandschuhe zu tragen.
Wolfsmilchgewächse für den Garten
Die Pflanzengattung punktet mit ihrer enormen Vielfalt. Vom Steingarten über das Staudenbeet bis zur Uferrandbepflanzung finden sich passende Euphorbien.
Da ist einfach alles dabei, unterschiedliche Höhen vom Bodendecker bis zur hohen Staude und dass für jeden Standort.
Viele Euphorbien sind winterhart, bei Arten aus tropischen und subtropischen Gefilden überstehen jedoch nicht alle die hiesigen Winter. Andere Wolfsmilchgewächse sind einjährig und verbreiten sich durch Samen, wieder andere haben einen zweijährigen Wachstumsrhythmus (sogenannte winteranuelle Pflanzen).
Die richtige Wolfsmilch für jeden Standort finden
Genau wie bei anderen Stauden auch liegt laut Franziska Thate das Geheimnis darin, die für den jeweiligen Standort passende Wolfsmilch auszusuchen.
Feuchtigkeit: Ein Großteil der Euphorbien mag es eher trocken als feucht und eignet sich daher sehr gut für das trockenheitsverträgliche Staudenbeet. Aber es gibt auch Arten, die es feuchter mögen wie zum Beispiel die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris).
Licht: Von den Lichtansprüchen her gibt es Arten, die sich im Schatten und Halbschatten wohlfühlen, andere bevorzugen die pralle Sonne.
Boden: Vom Boden-Ph-Wert mögen die meisten Euphorbien wie zum Beispiel die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana) eher einen basischen, kalkhaltigen, kargen Boden. Manche Vertreter wie etwa die einheimische Mandelblättrige Wolfsmilch oder Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides) oder die zweijährige Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) toleriert aber auch einen eher sauren Waldboden.
Wolfsmilch pflegen
Bei standortgerechter Pflanzung sind die Pflegeansprüche der Wolfsmilchgewächse sehr gering. "Die ersten zwei Jahre sollte man die Pflanzen etwas intensiver betreuen und vor allem bedrängende Konkurrenzpflanzen fernhalten", rät die Staudengärtnerin. Sie empfiehlt Miscanthus-Hächsel (Chinaschilf) als Mulch. Das sei zwar teurer als Rindenmulch würde aber den Boden nicht versauern.
Wasserbedarf: Beim Gießen muss man die Wasseransprüche der jeweiligen Art beachten. Dünger brauchen Euphorbien in der Regel nicht.
Rückschnitt: Beim Schnitt unterscheidet man zwischen wintergrünen und sommergrünen Arten. Wintergrüne Arten werden nach der Blüte bodennah zurückgeschnitten und treiben dann wieder aus. Eine Ausnahme ist die Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites), bei ihr schneidet man nur die Blüten ab. Sommergrüne Arten werden hingegen nicht zurückgeschnitten. Franziska Thate empfiehlt die alten Triebe über den Winter stehen zu lassen und erst im Frühjahr zu entfernen.
Schöne Wolfsmilch-Arten für den Garten
Diese Wolfsmilch-Arten sind wegen ihres hohen Zierwertes sehr verbreitet und in Staudengärtnereien zu finden:
- Gold-Wolfsmilch (Euphorbia polychroma): gelb-rote Hochblätter, kompakter Wuchs, Stein- oder Dachgarten, mehrjährig und winterhart
- Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana): blüht bis in den Herbst hinein, sehr robust, trockenheitsverträglich, mehrjährig und winterhart
- Mittelmeer-Wolfsmilch (Euphorbia characias ssp. wulfenii): kann bis zu anderthalb Meter hoch werden, eignet sich als Solitärstaude, mehrjährig, Winterschutz in raueren Lagen empfohlen
- Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias): filigrane Blätter erinnern an Tannennadeln, Sorte 'Fens Ruby' mit rötlichen Blättern, niedrig wachsend, neigt bei günstigen Bedingungen zur Ausbreitung, mehrjährig und winterhart
- Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites): Sukkulente, niedrig wachsend, Stein- oder Dachgarten, wintergrün, mehrjährig und winterhart
- Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides): in Laubwäldern heimisch, halbhoher Wuchs, gedeiht im Halbschatten, neigt zur Ausbreitung, mehrjährig und winterhart
- Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris): gedeiht an feuchten Stellen/im Uferrandbereich, wird bis zu anderthalb Meter hoch, robust, mehrjährig und winterhart
- Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris): einzelner Stängel mit kreuzartig angeordneten Blättern, Milchsaft gilt als stark reizend, zweijährig (winteranuell), samt sich selbst aus und wandert durch den Garten
- Weißrand-Wolfsmilch (Euphorbia marginata): auch Schnee auf dem Berge, Bergschnee, Amerikanisches Edelweiß genannt, attraktive, weiße Hüllblätter, einjährig, samt sich selbst aus
Wolfsmilch kombinieren
Generell empfiehlt Franziska Thate eine Kombination mit Blautönen: "Das passt einfach gut zu den Grün-, Gelb- und Rottönen der Wolfsmilch." Rosa- oder Gelbtöne hingegen würden sich eher beißen. Auch Weißtöne eignen sich als Kontrast gut.
Im Trocken- oder Präriebeet lassen sich Euphorbien schön mit Sedum, Blauraute und Steppenkerze kombinieren. Auch großkugelige Zierlaucharten passen gut.
Auf feuchten Standorten sieht Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) gut aus mit Wieseniris (Iris sibirica) oder Sumpfiris (Iris ensata oder Iris versicolor).
Im Herbstbeet ergibt sich ein schönes Zusammenspiel mit Staudenastern. Franziska Thate mag besonders die Wild-Astern (Aster ageratoides), die man noch nicht so oft findet.
Die zierliche Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) macht sich gut mit Polsterphlox (Phlox douglasii) und verschiedenen Bergminzen-Arten (Calamintha).
Wolfsmilchgewächse für die Wohnung
Verglichen mit den Wolfsmilchgewächsen für draußen haben bislang nur relativ wenige Euporbien-Arten den Weg ins Zimmer gefunden.
Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima): Der populäre Weihnachtsstern ist ein Wolfsmilchgewächs aus den Tropen. In seiner Heimat kann er ganze Büsche bilden, bei uns bleibt er klein. Weihnachtssterne müssen nach der Saison nicht weggeworfen, sondern können gut überwintert werden.
Christusdorn (Euphorbia milii): Die langen, spitzen Dornen geben ihm seinen Namen. An den Triebspitzen der Sukkulente treiben hübsche, meist pinke Blüten aus. Die Pflege ist sehr unkompliziert.
Spuckpalme (Euphorbia leuconeura): Diese kuriose Art aus Madagaskar wird auch Beamten-Wecker oder Knallplame genannt, weil sie mit einem "Plop" reife Samen durchs Zimmer schleudert. Die Wuchsform erinnert tatsächlich an eine Palme: verholzter verdrehter Stamm, oben mit Blätterkranz. Die Blüten aber sind nur sehr klein und kaum zu sehen.
Dreikantige Wolfsmilch (Euphorbia trigona): Die Sukkulente erinnert äußerlich an einen Säulenkaktus. In ihrer afrikanischen Heimat wird sie bis zu zwei Metern groß. Die Pflege ist unkompliziert, der Wasserbedarf gering.
Kaktus-Wolfsmilch (Euphorbia ingens): Die Sukkulente ähnelt stark der dreikantigen Wolfsmilch, ist aber wesentlich größer als diese.
Korallen-Wolfsmilch (Euphorbia lactea): Skurril aussehende, an eine Koralle oder einen Fächer erinnernde Sukkulente, die in der Regel auf eine andere Euphorbie aufgepfropft ist. Das genügsame Gewächs ist etwas für Liebhaber skurriler Zimmerpflanzen.
Quelle: Franziska Thate (Staudengärtnerin), MDR Garten (dgr, jh)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 15. Dezember 2024 | 08:30 Uhr