Gartenwissen Boden: Unsichtbare Welt voller Leben
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18. Dezember 2024, 15:20 Uhr
Wir stecken Pflanzen in den Boden, laufen darauf herum und denken ansonsten meist nicht weiter darüber nach. Dabei verbirgt sich unter der Erdoberfläche eine faszinierende Welt voller Leben.
Eine Handvoll Erde - eine Handvoll wimmelndes Leben
Eine Handvoll Erde steckt voller Leben: Ein Regenwurm, Ameiseneier, vielleicht ein Tausendfüßler, dazu ein paar weiße Wurzelhaare. Mehr ist auf den ersten Blick nicht zu sehen. Doch in dieser Handvoll Erde tummeln sich auch Algen, Pilze und Bakterien. Rund 80 Prozent der Bodenbewohner gehören zu dieser Gruppe, die fürs bloße Auge unsichbar ist. Die Gesamtheit der Bodenbewohner bezeichnet man als Edaphon. Würde man alle Bewohner einer Handvoll Erde zusammenzählen - es wären mehr, als es Menschen auf der Erde gibt.
Wurzeln von Bäumen so groß wie Krone oder größer
Wer die Pflanzen im Garten betrachtet, denkt nur selten an den Teil unter der Erde. Dabei ist der unterirdische Teil unter Umständen größer als der oberirdische, sichtbare. Schauen Sie sich eine Baumkrone an. Und dann schauen Sie auf die Erde. Dort ist nichts zu sehen. Doch das Geflecht der Wurzeln hat die gleichen Ausmaße wie die Krone.
Für uns unsichtbar verankern sich die Pflanzen mit ihren Wurzeln in der Erde. Sie bilden feine Wurzeln, mit denen sie Wasser und Nährstoffe aufnehmen können. Diese Wurzeln strecken sie weit, weit aus. So kann Roggen seine Wurzeln etwa einen Meter in die Tiefe strecken. Insgesamt können einzelne Roggenwurzeln bis zu 80 Meter lang wachsen! Feigen strecken in trockenen Landstrichen eine dicke Versorgungswurzel weit in die Tiefe - bis zu 120 Meter. Bohnen tun sich mit Knöllchenbakterien zusammen, versorgen diese mit Nährstoffen und bekommen im Gegenzug Stickstoff.
Gartenboden ist ganz besonderer Boden
Beim Gartenboden handelt es sich um ganz besonderen Boden. Er hat sogar einen eigenen Namen: Hortisol. Hortisol entsteht nicht auf natürlichem Wege, sondern wurde von Menschen geschaffen. Über Generationen arbeiteten Gärtner Kompost, Küchenabfälle und Stallmist in die Erde ein. Regenwürmer und andere Bodenlebewesen zersetzten diese Abfälle. So bildete sich zum Teil über Jahrhunderte eine dicke, fruchtbare Schicht voller Humus. Hortisol speichert Wasser besonders gut und enthält mehr Stickstoff, Phosphor und organischen Kohlenstoff als andere Böden.
Besonders dicke Schichten Gartenboden sind vor allem in Dörfern, rund um Klöster oder Burganlagen zu finden - dort, wo schon seit Jahrhunderten gegärtnert wird. Aber auch an Orten, an denen noch nicht so lange gegärtnert wird, in Kleingartenanlagen, Hausgärten oder auf Brachen, entsteht schnell fruchtbarer Gartenboden. Dafür müssen nur regelmäßig Kompost, Mist und Pflanzenreste eingearbeitet und die Bodenorganismen gehegt und gepflegt werden.
Speicher für Wasser und Nährstoffe
Unter der Erde verbirgt sich nicht nur ein ganz besonderer Lebensraum: Der Boden ist ein riesiger Speicher. Für Nährstoffe, für Kohlendioxid und für Wasser. Gerade bei Starkregen haben Böden eine wichtige Funktion. Sie funktionieren dann wie ein Schwamm, der das überschüssige Wasser aufnimmt und später nach und nach wieder an die Pflanzen und andere Bodenlebewesen abgibt.
Heimat für Schädlinge und Krankheiten
Der Boden ist leider nicht nur Heimat für Pflanzen und Nützlinge. Unter der Erde warten Pilze, Bakterien und Viren nur auf ihre Chance, neue Pflanzen zu befallen. Auch Nematoden, Drahtwürmer und Engerlinge lauern auf frische Pflänzchen und ihre zarten Wurzeln. Und als wäre das nicht genug, fressen in manchen Gärten Wühlmäuse ganze Pflanzen von unten weg.
Je nach Schädlingen helfen verschiedene Dinge. So hilft eine Anbaupause zum Beispiel, um der Kohlhernie vorzubeugen. Nützlinge wie verschiedene Schlupfwespen fressen unerwünschte Gäste. Engerlinge können vor allem aus Hochbeeten, Blumenkästen und Kübel ausgegraben und auf den Kompost umgesiedelt werden. Sie sind eigentlich nützliche Helfer - nur nicht direkt an den Wurzeln von Pflanzen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 09. Dezember 2024 | 01:30 Uhr