Ein Stück Natur Kleingärten: Wertvolle Kleinode in Stadt und Land
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29. November 2024, 08:23 Uhr
Erholungsort, Anbaufläche, Klimaanlage, Feinstaubschlucker, Heimat für Bienen, Käfer und Kleintiere, Schwamm bei Starkregen - Gärten haben viele Funktionen. Sie sind unglaublich wertvoll und Gärtner und Gärtnerinnen schaffen echte Werte, das zeigen die Forschungsergebnisse des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin.
Finanzieller Benefit
Das lohnt sich doch nicht - diesen Satz hören eifrige Gemüsebauer noch immer. Doch das stimmt ganz und gar nicht. Wer im Garten Gemüse, Kartoffeln und Kräuter anbaut, schafft einen echten finanziellen Wert. Auch wenn der manchmal für den einzelnen nicht ganz so groß scheint, hochgerechnet auf alle Gärtner und Kleingärtner ist das ganz schön viel.
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung erforscht, wieviel in städtischen Gärten angebaut wird. So hat Leipzig 38.000 Kleingartenparzellen und 29 Gemeinschaftsgärten. Diese Gärten produzieren pro Jahr fast 10.000 Tonnen Gemüse, Obst, Kräuter. Das deckt den Jahresbedarf von 50.000 Personen. Das ist ein Zehntel der Bevölkerung von Leipzig. Wenn man das in Supermarktpreise umsetzt, kommt man auf 32 Millionen Euro. In anderen Städten ist das Bild ähnlich.
Sehr interessant ist eine eigene Aufstellung: Notieren Sie doch mal übers Jahr, wie viele Kilo Tomaten, Zucchini und wie viele Bund Petersilie in die Küche wandern. Ausgaben für Pacht, Wasser, Saatgut und Erde darf man nicht vergessen. Trotzdem kommt am Ende vemutlich ein sattes Plus heraus.
Ökologischer Wert
Kleingärten, Parks und Gemeinschaftsgärten verbessern das Stadtklima, speichern Kohlendioxid und mildern Wetterextreme. Dr. Malte Welling vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung hat das ganz konkret an der "Kleingartenanlage Bornholm 2" in Berlin berechnet. Die Vegetation in der Gartenanlage bindet Kohlenstoff in Biomasse und Boden und reduziert somit die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre um circa 27 Tonnen pro Jahr.
Kleingärten leisten auch einen Beitrag zur Anpassung der Stadt an Starkregenereignisse und Hitzewellen, die mit dem Klimawandel häufiger werden. Der unversiegelte Boden nimmt Regenwasser auf: Etwa 520.000 Liter schluckt "Bornholm 2" bei einem Starkregen. Die Anlage entlastet somit die Kanalisation und reduziert das Risiko von starkregenbedingten Überschwemmungen im Quartier.
Doch damit nicht genug. Die Gärten wirken auch als Miniklimaanlage. Ist es heiß, kühlt die Verdunstung der Pflanzen die Luft. Wie erfrischend ist es, bei heißem Wetter unter einer grünen Pergola im Garten zu sitzen statt zwischen aufgeheizten Betonwänden. Feinstaub und Luftschadstoffe schlucken die Pflanzen ganz nebenbei auch noch weg. 300 Kilogramm pro Jahr sind es in "Bornholm 2".
Lebensraum für Tiere
Der Wert von Gärten für die biologische Vielfalt ist riesig. Hier eine wilde Insel, dort eine Benjeshecke und ein bisschen Totholz, blühende Stauden, Obstblüten im Frühling und Laubhaufen im Herbst - wer im Garten nicht nur Rasen und Thuja hat, stellt Lebensraum für viele verschiedene Tiere zur Verfügung. Und einmal angelegt, potenzieren sich die Auswirkungen von selber. Leben im Garten viele Insekten, machen es sich insektenfressende Vögel gern in der Nähe bequem. Gibt es einen kleinen Teich, ziehen ganz schnell Libellen und Amphibien in den Garten.
Bildung für Kinder und Erwachsene
Woher soll man wissen, wie Radieschen wachsen, Kartoffeln gedeihen und Zwiebeln gesteckt werden? In Zeiten, in denen es immer weniger Gemüsebauern und kaum noch Schulgartenunterricht gibt, leistet ein Garten unschätzbare Beiträge zur Bildung. Biologie, Meteorologie, Artenkunde, Bodenkunde und natürlich auch Verarbeiten, Kochen und Haltbarmachen stehen auf dem Garten-Stundenplan. In kleinen Happen für Vorschulkinder und mit immer neuen Erkenntnissen für neue, aber auch für versierte Gärtnerinnen und Gärtner.
Ein Garten macht glücklich, gesund und hält fit
Die schweren Gießkannen schleppen, Umgraben, Jäten - muss das wirklich sein? Klar! Und nicht nur, damit die Pflanzen gut gedeihen. Wer sich regelmäßig im Garten bewegt, braucht weder Waldbaden gehen noch im Fitnessstudio schuften. Der Anblick von reichlich Grün lässt Blutdruck und Puls nach kürzester Zeit sinken. Und wenn er bei anstrengenden Arbeiten im Garten wieder in die Höhe schnellt, dann ist das einfach perfektes Kreislauftraining. Wichtig bei all der Arbeit: Zwischendurch immer mal wieder an die richtige Haltung denken. Und am besten ein paar Dehnübungen einbauen, so dass Rücken- und Nackenschmerzen gar keine Chance haben.
Nach getaner Arbeit darf sich die Psyche beim klassischen "Seele baumeln" erholen. Der Anblick von Bienen, prächtigen Blüten und prallen Gemüsen entspannt und entzückt. Und wenn dann noch Freunde und Nachbarn vorbei schauen, ist auch das zutiefst menschliche Bedürfnis nach Freundschaft und Kontakten erfüllt.
Doch nicht nur die Gartenbesitzer selber profitieren von ihrem Garten. Auch die Nachbarschaft genießt die Kleingärten. Besonders wertvoll sind laut Dr. Malte Welling übrigens Gartenanlagen, deren Wege öffentlich zugänglich sind, die manchmal Feste für Kleingärtner und Bewohner der Nachbarschaft ausrichten oder Workshops anbieten.
Quelle: Dr. Malte Welling, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung; Nadine Witt, Podcasterin MDR Garten
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 30. November 2024 | 08:30 Uhr