Weiße Engerlinge zwischen Wurzeln einer ausgetopften Kübelpflanze
Engerlinge befallen auch Topfpflanzen und können deren Wurzeln schaden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Mitbewohner Hilfe, Engerlinge in der Topfpflanze! Käfer-Larven erkennen und umsiedeln

08. Januar 2025, 14:52 Uhr

Käfer legen ihre Eier auch in Pflanzkübeln, Blumentöpfen oder Balkonkästen ab. Wenn die Larven schlüpfen, können sie die Wurzeln anfressen. Engerlinge finden sich zudem in Hochbeeten, kleinen Gewächshäusern oder im Gemüsebeet. Häufig handelt es sich um die Larven des geschützten Rosenkäfers. Kontrollieren Sie vor allem Topfpflanzen regelmäßig auf Engerlinge und siedeln Sie die Tiere notfalls um.

Eine Frau steht in einem Garten. In der Hand hält sie einen kleinen Strauß aus Kräutern.
Bildrechte: MDR/Lisa-Marie Kaspar

Engerlinge in Balkonkästen, Pflanzkübeln und Blumentöpfen sind gar nicht so selten. Immer häufiger nutzen beispielsweise die geschützten Rosenkäfer die Erdballen von Topfpflanzen als Kinderstube. Auch im Hochbeet finden Sie sich.

Engerlinge liegen auf Steinplatten
Engerlinge werden die Larven von Insekten wie dem Rosen- oder Maikäfer genannt. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

So leben Rosenkäfer

Der Gemeine Rosenkäfer (Cetonia aurata) gehört zur Familie der Blatthornkäfer. Zu dieser Familie zählen Berühmtheiten wie der Pillendreher, Maikäfer, Junikäfer oder die geschützten Hirschkäfer und Nashornkäfer. Im Sommer kann man den Rosenkäfer an Rosen, Schneeball, Hartriegel, Holunder, Flieder sowie an Disteln und Doldenblütlern beobachten. Er ernährt sich von Pollen, Blütenblättern und süßen Pflanzenteilen und richtet in dieser Lebensphase keinen nennenswerten Schaden an Pflanzen an.

ein Insekt auf einer Rosenblüte 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
3 min

Nicht nur Gärtner lieben die Rose, sondern auch viele Tiere: Ob Käfer, Wespe oder Zikade, Studien haben gezeigt, dass mehr als 100 Insektenarten unsere Rosen besuchen. Einige können ohne die Blumen gar nicht leben.

MDR FERNSEHEN So 31.05.2020 08:30Uhr 03:00 min

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Engerlinge: Larven der Blatthornkäfer erkennen

Die Larven von Blatthornkäfern wie dem Rosenkäfer heißen Engerlinge. Alle Engerlinge haben eine typische, gekrümmte Körperform. Sie entwickeln sich im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln, pflanzlichen Überresten oder Dung. In dieser Entwicklungsphase sind die unterschiedlichen Käferarten nur schwer voneinander zu unterscheiden. Die Larve des Rosenkäfers hat aber eine besondere Eigenschaft. Sie ist die Einzige, die sich auf den Rücken fortbewegt, wenn man sie auf eine ebene Unterlage legt - dabei erinnern sie an Rückenschwimmer.

Rosenkäferengerling
Ein rückwärts kriechender Engerling - sieht lustig aus und wird eindeutig ein Rosenkäfer. So bewegen sich nur die Larven dieser Art fort. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Meist finden sich die Engerlinge des Gemeinen Rosenkäfers nur im Kompost oder im Gartenboden. Doch immer häufiger sind sie auch in der Erde von Kübelpflanzen, Hochbeeten oder in Kleingewächshäusern zu finden. Rosenkäfer-Engerlinge ernähren sich von abgestorbenem, sich zersetzendem Holz und Humus.

Im Kompost wirken sie wie natürliche Schredder der Holzbestandteile und sind somit äußerst wertvolle Gartenhelfer. Ihre Entwicklungszeit beträgt zwei bis drei Jahre. Der "erwachsene" Rosenkäfer ist 14 bis 20 Millimeter lang und durch seine grün-goldglänzende Deckfarbe ein sehr auffälliger Käfer. Er ist bei uns durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt und darf nicht getötet werden.

Engerlinge aus dem Komposthaufen
Engerlinge sind nur schwer zu unterscheiden. Wenn Sie welche im Hochbeet oder in einer Topfpflanze finden, sollten Sie die Tiere keinesfalls töten. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Wie erkenne ich, ob in meiner Topfpflanze Engerlinge leben?

Erste Spuren der Engerlinge zeigen sich im Untersetzer: Wenn auf ihm feinkrümelige Erde liegt, die aus dem Abzugsloch herausfällt, sollte man unbedingt den Wurzelballen untersuchen. Auch feine, zerwühlte Erde an der Oberfläche könnte auf Mitbewohner hindeuten. Am besten den Wurzelballen aus dem Topf nehmen, wenn die Erde abgetrocknet ist, und genau kontrollieren. Es könnte sich auch um Regenwürmer oder Larven des Dickmaulrüsslers handeln. Sie ernähren sich von Pflanzenwurzeln.

Reste von Blumenerde auf einem Pflanzentopf-Untersetzer aus Ton
Feine Krümel auf dem Untersetzer sind ein Warnzeichen, dass Engerlinge im Kübel sind. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Wie kommen Engerlinge in die Topfballen?

Die Engerlinge gelangen in den Blumentopf, da im Sommer die weiblichen Rosenkäfer ihre Eier in die Erde legen. Die Weibchen werden von den Gerüchen der Holzfasern in den Substraten angelockt. Dieses Material ist das perfekte Futter für die Rosenkäfer-Nachkommen. Holzfasern werden mittlerweile in vielen Substraten als Torfersatzstoffe eingesetzt.

Warum schädigen die Engerlinge die Pflanzen?

Zuerst fressen die Rosenkäfer-Engerlinge die Holzfasern und das organische Material des Topfsubstrates. Ist alles "durchgekaut", beginnt für sie eine Hungersnot und dann finden sie notgedrungen bei den lebenden Wurzeln ihre Nahrung. Das kann die Pflanzen so stark schädigen, dass sie daran eingehen könnten.

Rosenkäferengerlinge in Kübelpflanzen
Ein Topf - viele Engerlinge. Sie sollten nun umgesiedelt werden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Engerlinge mögen torffreie Erde

Gerade für Balkonpflanzen werden moderne Bioerden und -substrate verwendet. Sie enthalten halbverrottete organische Pflanzenteile wie Holzfasern als Ersatzstoff für Torf. Das ist genau die richtige Nahrung für die Larven des Käfers. Zudem werden diese Bereiche im Sommer in Trockenphasen feucht gehalten.

Obwohl sich die Larven von abgestorbenen Pflanzenteilen ernähren, reicht in dem begrenzten Raum der Töpfe und Hochbeete diese Nahrungsquelle nicht aus. So stehen dann auch frische Pflanzenwurzeln auf dem Speiseplan. Beliebt sind besonders die Wurzeln von Gurkenpflanzen.

Wie kann ich von Engerlingen befallene Pflanzen retten?

Die Engerlinge halten sich gut zwischen den Wurzeln fest. Deshalb entfernen Sie man besten jegliche Erde. Das gelingt besonders gut, wenn die Erde abgetrocknet ist. Also einige Tage vorher nicht gießen. Dann füllen Sie den Wurzelballen wieder mit frischem Substrat auf. Die Erde fällt gut zwischen die Wurzeln, wenn man den Topf immer wieder auf einer festen Unterlage aufstößt. Die feinkrümelige Erde, welche die Käferlarven hinterlassen haben, können Sie im Garten verteilen oder auf den Kompost geben.

Wurzeln einer Pflanze
Um die Käferlarven loszuwerden, entfernen Sie am besten die gesamte Erde vom Wurzelballen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Engerlinge umsiedeln - nicht töten!

Töten Sie die gefundenen Engerlinge nicht, denn es könnte sich bei den Tieren um geschützte Arten wie Rosenkäfer, Hirschkäfer oder Nashornkäfer handeln.

Geben Sie die Engerlinge stattdessen in einem halbfertigen Kompost. Dort können sie gute Dienste leisten, weil sie das organische Material zu Humus zersetzen. Wer keinen Kompost besitzt, kann die Engerlinge in den Wald bringen oder unter Hecken und Sträuchern verteilen. Dort zersetzen sie eine Menge organisches, abgestorbenes Material. Den Sträuchern fügen diese Engerlinge keinen Schaden zu.

Auch der Gemeine Rosenkäfer ist durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt und darf nicht getötet werden. Das gilt ebenso für die Engerlinge!

Eiablage der Rosenkäfer mit Mulchen verhindern

Da Rosenkäfer anscheinend vom Geruch der Biosubstrate oder von halb verrotteten Kompost angelockt werden, sollte man die Eiablage im Hochbeet, Nutzgarten oder in Töpfe verhindern. Vorbeugend sollten offene Flächen abgedeckt oder gemulcht werden. Es eignen sich Schafwollvlies, Jutesäcke oder unbedruckter Karton beziehungsweise Pappe. Verwenden Sie in keinem Fall Rindenmulch oder Holzhäcksel als Mulchmaterial im Gemüsegarten!

Mulchen mit Schafwollvlies
Schafwollvlies als Mulch hilft, die Eiablage des Rosenkäfers zu verhindern. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Zwiebeln und Schutznetze gegen Engerlinge verwenden

Der Rosenkäfer scheint Zwiebeln und Knoblauch zu meiden. Stecken Sie deshalb Knoblauchzehen oder Steckzwiebeln zwischen die Kulturen. Hilfreich ist das Abdecken der Gemüsekulturen mit einem Kulturschutznetz ab der Pflanzung. Das Netz lässt Wasser und Regen durch und hält neben dem Rosenkäfer auch andere Schädlinge fern. Bei der Neuanlage eines Hochbeetes sollten Sie nicht, wie oft empfohlen, Äste oder Hölzer in die unterste Schicht einbauen. Verwenden Sie stattdessen spezielle Dachsubstrate, mineralische Substrate oder einfach nur Erde.

Gemüseschutznetze
Das Gemüseschutznetz hält Rosenkäfer und andere Insekten vom Gemüse fern. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Da dieses Aufkommen der Käfer im Hausgarten noch relativ neu ist, sollten verschiedene Abwehrmaßnahmen ausprobiert werden. Vielleicht halten bestimmte Pflanzenarten als Mulch, wie Holunderblätter oder Rhabarberblätter, die Käfer aus dem Gemüsegarten und den Kübelpflanzen ebenfalls fern.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 07. Mai 2023 | 08:30 Uhr