Rätsel Boden Was ist in der Erde los? Gartenboden selbst untersuchen und gezielt verbessern
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25. Mai 2023, 16:05 Uhr
Der ideale Gartenboden ist feinkrümelig und humusreich. Er riecht intensiv, kann Wasser und Nährstoffen aufnehmen und speichern. Aber woher wissen Gärtner, wie ihr Boden im Garten beschaffen ist und wie können sie ihn verbessern?
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Dietmar Näser von der "Grünen Brücke" in Neustadt in Sachsen kennt sich mit Böden aus. Der Agraringenieur lehrt Landwirte, wie sie ihren Boden nachhaltig verbessern können. An erster Stellen steht die Analyse des Bodens. Dafür können Proben an ein Labor geschickt werden. Aber das ist nicht immer nötig. Gärtner können ihren Boden erst einmal sehr gut selber untersuchen. Dazu reichen Augen, Ohren, Nase, Gurkengläser und eventuell eine Bodensonde. Mit der prüft Näser, wie der Boden unter der Erde aussieht. Kann er den schmalen Stab ohne Probleme in die Erde stecken? Trifft er auf Widerstand, der auf verdichteten Boden hinweist?
Bodensonde Mit dem schmalen Stab mit Zentimetereinteilung lässt sich testen, ob der Boden locker oder verdichtet ist. Es wird einfach in den Boden gestochen und wieder herausgezogen. Schon der Unterschied der aufgewendeten Kraft beim Hineinstechen zeigt dem erfahrenen Gärtner, wie es unter der Erdoberfläche aussieht.
Der Boden ist ein lebendiges System. Gärtner sollten schauen, ob das System bei ihnen funktioniert.
Den Spatenaushub untersuchen
Wer einen Spaten voller Erde genau anschaut, kann daran ganz gut sehen, wie es dem Boden geht. "Dabei lässt sich die Bodengare erkennen, aber auch, wie Boden und Pflanzen zusammenarbeiten", erklärt Näser.
Bodengare Hat der Gartenboden die richtige Bodengare erreicht, befindet er sich quasi im Idealzustand. Es gibt genug Humus, der Boden ist feinkrümelig, kann Nährstoffe und Wasser wunderbar speichern.
Er zeigt eine Probe: Viele offene Oberflächen, kleine Erdteile - der Austausch von Wasser und Luft ist hier gut möglich. Ganz anders bei einer anderen Erdprobe, die mit Moos bewachsen ist. Hier gibt es nur wenige kleine Krümel, auf der Oberfläche sind Verschlämmungen. Wasser kann hier nur schlecht eindringen. Auch die dritte Probe ist nicht ideal. Der eher sandige Boden ist an der Oberfläche verschlämmt. Wasser kann deshalb nur schwer eindringen. Der Boden trocknet schnell wieder aus.
Verschlämmungen Krusten auf dem Boden, die weder Wasser noch Luft in den Boden lassen. Kleine Pflänzchen können diese Kruste nicht durchbrechen. Sie stellen ihr Wachstum ein und können erst weiterwachsen, wenn zum Beispiel durch Regen die Erde wieder aufweicht.
Dann schaut Näser die Wurzeln an. Die sind in der ersten Probe genauso umfangreich wie die sichtbare Pflanze. Ein gutes Zeichen. Durch die vielen, vielen Wurzeln kann Wasser gut gehalten werden, der Wurzelraum ermöglicht ein aktives Bodenleben. Pflanzen und Bodenlebewesen arbeiten dabei eng zusammen. Die Pflanze scheidet über ihr Wurzeln energiereiche organische Stoffe aus. Davon können sich die Bodenlebewesen ernähren. Sie verbessern im Gegenzug die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser für die Pflanze.
Bodenlebewesen Die Gemeinschaft aller im Boden lebender Organismen bezeichnet man als Bodenlebewesen. Dazu gehören Pilze, Bakterien, Algen und Flechten, aber auch Fadenwürmer, Springschwänze und Regenwürmer.
Zum Schluss die Farbe: Ein schwarzer Boden ist gut für Pflanzen? Das stimmt so nicht. Schwarz ist der tote Humusrest. Der aktive Humus ist braun bis orange und sorgt für eine hellere Färbung. In jedem Boden gibt es unterschiedliche Anteile von Humus
Humus Humus ist die gesamte lebende und tote organische Substanz im Boden. Während komplett abgebaute organische Substanzen kaum noch einen Wert für den Boden haben, sorgt der aktive Humus für die Speicherung von Wasser und Nährstoffen.
Pflanzen und Bodenlebewesen haben einen gemeinsamen Stoffwechsel. Wenn der Boden leben soll, braucht er Bewuchs.
Die Schlämmprobe
Eine Schlämmprobe verrät viel über den Boden. Dietmar Näser füllt ein Gurkenglas zu einem Drittel mit Erde, gießt Wasser auf, verschließt das Glas und schwenkt es drei Mal kopfüber. Nun heißt es warten. Nach einer Stunde und noch einmal am nächsten Tag kann man das Ergebnis beurteilen. Zuerst die Farbe des Wassers: Im Glas ist dies gut zu erkennen. Ist das Wasser stark gefärbt, sind viele organische Substanzen darin gelöst. "Das ist normal nach einer Bodenbearbeitung oder wenn Kompost in den Boden gegeben wurde. Aber wenn Sie die Probe nach vier Wochen wiederholen, sollte die Farbe weg sein. Die organischen Substanzen müssten dann eingebaut sein.
Auch die Oberfläche des Wassers ist interessant. Hier schwimmen Bodenlebewesen und vielleicht hat sich Schaum gebildet. "Je mehr Schaum, desto mehr Bodenlebewesen", sagt Näser und betrachtet die Trübung des Wassers. Sie wird durch mineralische Bodenbestandteile hervorgerufen. Ist die Trübung zu stark, sind zu wenig Minerale in Ton-Humus-Komplexen verbaut. Dann braucht die Erde mehr Pflanzen.
Den Boden verbessern
Nach den Proben ist klar, ob der Boden Hilfe braucht oder nicht. Dietmar Näser rät zu diesen drei Maßnahmen, um eine gute Bodengare zu bekommen:
- Den Boden mit Pflanzen beleben: Mischkultur anbauen. Den Boden tiefgründig mit Gründüngung lockern. Dabei nicht nur Senf aussäen. Besser eine Mischung verschiedener Pflanzen nutzen.
- Zwischen den Pflanzen und auf nicht bebauten Flächen sollte unbedingt gemulcht werden. Rasenschnitt und gehäckseltes Grün gehören auf die Beete.
- Den Boden vorsichtig bearbeiten! Eine Grabegabel ist perfekt, um den Boden nur oberflächlich zu lockern und die Lebewesen in der obersten Schicht nicht zu stören.
Mulchen ist die wichtigste Maßnahme im Gartenbau!
Ob die Pflanzen Dünger oder bestimmte Mineralien brauchen, ist an der Bodenprobe nicht zu erkennen. Aber dafür am Wuchs der Pflanzen. Wachsen sie breit, mit gedrungenem Wuchs, ist alles in Ordnung. Sind sie dagegen dünn und schwächlich, fehlt ihnen etwas. Dann brauchen sie Dünger, und zwar schnell. Damit dieser Fall gar nicht erst eintritt, empfiehlt Näser, Kompost sowie andere Dünger und Zusatzstoffe nicht direkt an die Pflanzen zu geben. "Besser ist es, diese Stoffe mit der Gründüngung auszubringen. So werden sie direkt im Boden verbaut und gut gebunden. Die Pflanzen können dann nach Bedarf aus dem Boden zehren" erklärt Bodenexperte Näser.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 06. Mai 2023 | 08:30 Uhr