Geschenk vom Maulwurf Erde vom Maulwurfshügel für den Balkonkasten
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Kann das gut gehen?
22. Februar 2023, 17:19 Uhr
Gräbt der Maulwurf im eigenen Garten ist das für viele ärgerlich. Aber mehr als Umgraben macht der kleine Geselle eigentlich nicht. Im Gegensatz zur Wühlmaus knabbert er keine Wurzeln an und hinterlässt mit seinem Hügel ein wertvolles Geschenk. MDR THÜRINGEN-Reporterin Sandra Voigtmann war auf der Suche nach Maulwurfserde für den Blumenkasten.
Der Maulwurf ist Tier des Jahres 2020. Zu Gesicht bekommt man den kleinen schwarzen Gesellen mit den riesigen Schaufelhänden allerdings nur selten. Wenn wir mal ehrlich sind, dann doch eigentlich nie. Weithin sichtbar allerdings sind die Geschenke, die er uns macht - die Maulwurfshügel. Nicht jeder mag sie. In Streuobstwiesen und an Wegesrändern gehören sie für viele von uns zwar zum natürlichen Landschaftsbild. Doch eine derartige Miniaturhügellandschaft im eigenen Garten, womöglich noch auf dem gepflegten englischen Rasen, das möchte dann doch niemand.
Wo darf Maulwurfserde mitgenommen werden?
Dabei muss man diese "Abraumhalden" des kleinen Buddelmeisters doch auch nutzen können. Feinste krümelige Erde, damit lässt sich doch etwas anfangen. Schon des Öfteren habe ich Menschen mit Schaufeln und Blumenkästen oder -töpfen durch Parks und Wiesen streifen sehen, die sich Maulwurfshügelerde mitgenommen haben. Das will ich jetzt genauer wissen. Wie gut ist Maulwurfshügelerde denn nun wirklich? Kann ich sie für meine Balkonblumenkästen nutzen?
Bevor ich allerdings selbst mit einem Blumenkasten und einer kleinen grünen Gartenschaufel losmarschiere, mache ich mich lieber erst einmal schlau - darf ich das überhaupt? Im eigenen Garten Erde in einen Blumentopf zu schaufeln, ist natürlich kein Problem. Verwandte und Bekannte kann man fragen. Fremde Gärten sind natürlich tabu! Wenn der Maulwurf allerdings im Park wohnt, sollte man die Stadtverwaltung doch besser anfragen. Auch der Besitzer der Streuobstwiese fühlt sich ganz bestimmt besser, wenn er weiß, was da in seinem Hain passiert. Auf Wiesen, an Wegesrändern und auch sonst gilt aber grundsätzlich - wir decken nur unseren Eigenbedarf und fahren nicht mit dem Radlader vor. Aber wer hat den schon?
Guter Fundort für Maulwurfserde sind Wiesen
Also los geht es - mit einem kleinen Blumenkasten und meiner kleinen Gartenschaufel starte ich einen Ausflug ins Grüne. Wenn man allerdings mal einen Maulwurfshügel braucht, ist natürlich keiner da. Aber auch hier ist der Weg das Ziel und nach einiger Zeit finde ich doch eine Wiese mit ganz vielen Maulwurfshügeln. Ich habe die Qual der Wahl und nehme den mit dem so schön blühenden Löwenzahn daneben.
Kaum fange ich an, die Erde in meinen Kasten zu schaufeln, steht wie aus dem Nichts eine Frau hinter mir und fragt mich, was ich denn da mache. Ich erkläre ihr, dass ich denke, dass mit der Erde der Maulwurfshügel doch was anzufangen sein muss und dass ich sie jetzt mal im Balkonkasten teste. Sie schaut mich etwas verwundert an. Ich glaube, sie hält mich für verrückt. Mir doch egal. Ich komme noch mit mehreren Leuten ins Gespräch und keiner von ihnen hatte bisher die Idee, Maulwurfserde für Blumenkästen oder -töpfe zu nutzen. Bin ich vielleicht doch auf dem falschen Dampfer mit meiner Idee? Ich fahre zum Gärtner meines Vertrauens.
Maulwurfserde ist gute Erde
In Walschleben im Blumenhof angekommen, empfangen mich Gabi und Alex Kerst wie immer mit einem strahlenden Lächeln. Sie lieben ihren Beruf und die Pflanzen. Was werden sie wohl von meiner Idee halten? Wahrscheinlich vergeht ihnen das Lächeln gleich und sie fürchten um das Wohlergehen ihrer Pflanzen in meiner Gegenwart. Ich frage einfach gerade heraus: "Kann ich denn die Erde von Maulwurfshügeln auch für den Balkonkasten nehmen?" Gespannt warte ich auf die Reaktion.
Natürlich, das ist guter Mutterboden. Mit etwas Pech hat man vielleicht ein paar Wildkräutersamen mit dabei. Aber die meisten Wildkräuter sind sogar essbar. Maulwurfserde ist ein echter Gewinn für den Garten.
So schlecht ist meine Idee also doch nicht. Um den Nährstoffgehalt der Maulwurfshügelerde bräuchte ich mir keine Sorgen machen, erfahre ich. Nach vier Wochen allerdings sollte ich dann schon mal düngen. Am besten mit Flüssigdünger, so könnten die Pflanzen beim Gießen die Nährstoffe nicht nur über die Wurzeln, sondern auch über die Blätter aufnehmen. Auch bei handelsüblicher Blumenerde müsse nach einigen Wochen mit dem Düngen der Pflanzen begonnen werden, sagte er. Einer Zweitverwertung der Maulwurfshügelerde als "Unterfutter" in großen Pflanzgefäßen oder aber als Erde im Blumenkasten steht also nichts im Weg.
Für Rosen lieber Spezialerde verwenden
Wer aber beispielsweise Rosen in Kübel pflanzen möchte, der sollte doch besser zu spezieller Rosenerde greifen. Gemischt mit Sand und Komposterde eignet sich Maulwurfserde aber durchaus als Anzuchterde für die Aussaat. In den Gewächshäusern des Blumenhofes haben Gabi und Alex Kerst mir und allen anderen diese Arbeit schon abgenommen: es gibt Blumen in allen Farben, Kräuter und Gemüse. Ich streife also durch die Tische und suche mir aus, was ich mag.
Großes Dankeschön an den Maulwurf
Zu Hause angekommen, fülle ich meine Maulwurfshügelerde in den Kasten, setze Blumen ein und gieße das ganze ordentlich an. Zur Sicherheit habe ich für alle anderen Blumenkästen aber doch noch gute Gärtnererde mitgenommen. In die großen Pflanzgefäße für meine Stockrosen, die Kapuzinerkresse oder die schwarzäugige Susanne kommt mindestens die Hälfte Maulwurfshügelerde. Das spart ja dann doch ein wenig Geld, das ich dann in noch mehr Pflanzen investieren kann. Damit sage ich Danke an den Maulwurf - das Tier des Jahres 2020. Der Maulwurf baut hoffentlich weiter fleißig an seiner unterirdischen Lebenswelt, damit meine Welt auf der Terrasse noch bunter wird.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 25. April 2020 | 09:00 Uhr