
Anbauen und verarbeiten Mispel: Eine fast vergessene Frucht
Hauptinhalt
bot. Mespilus germanica, weitere Namen: Echte oder Gemeine Mispel, Steinapfel
12. Februar 2025, 14:25 Uhr
Wer weiß schon noch wie Mispeln schmecken? Im Mittelalter gehörten sie zum Alltag der Menschen, doch mittlerweile sind die kleinen harten Früchte, die erst im Spätherbst reifen, nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei bestechen sie mit einem intensiven Aroma und eignen sich insbesondere für Marmeladen hervorragend.
Inhalt des Artikels:
In Gärten sind Mispeln selten, dafür findet man sie mitunter in Parks oder an Feldrainen. Mispeln werden als Buschbäume oder Halbstämme angeboten.
Verwandt ist die Mispel mit den Quitten. Beide gehören zur Familie der Rosengewächse, die meisten Sorten sind selbstbefruchtend und ihre Früchte sind hart. Allerdings ist der Geschmack der Früchte sehr unterschiedlich.
Verwechslungsmöglichkeiten
Die Japanische Mispel (Eriobotrya japonica) ist nur dem Namen nach eine Verwandte, gehört sie doch zu einer anderen Pflanzengattung. Die kleinen, orangefarbenen Früchte schmecken säuerlich und ganz anders als die einheimische Mispel. Allerdings ist in Rezepten häufig die Japanische Mispel gemeint.
Die namensähnliche Mistel, ein häufig anzutreffender Baumparasit, hat keinerlei Verwandtschaft zur Mispel.
Mispeln pflanzen
Günstig ist eine Pflanzung von wurzelnackten Bäumen im Spätherbst oder Winter, damit der Baum vor dem nächsten Frühjahr gut anwurzelt. Mispeln im Pflanzcontainer können grundsätzlich aber auch im Frühjahr und Sommer gesetzt werden. Zur Stabilisierung des neugepflanzten Baumes sollte er in den ersten Lebensjahren an einen Pfahl gebunden werden.
Die Mispel stellt nur geringe Ansprüche an den Boden, nur mit kalkhaltigen Böden kommt sie nicht gut zurecht. Aufgrund ihrer Herkunft aus südlichen Gefilden lieben Mispeln die Wärme und gelten als relativ trockenresistent. Zeitweise Dürreperioden überstehen sie gut. Steht sie an einem geschützten Standort, kann sie durchaus auch in Höhenlagen bis etwa 600 Meter angebaut werden.
Mispeln pflegen
Die Mispel ist ein anspruchsloses Gewächs. Nach dem Erziehungsschnitt ist ein regelmäßiger Schnitt nicht nötig, allerdings sollten stark überstehende oder herabhängende Zweige eingekürzt werden. Wenn bei veredelten Bäumen die Unterlage durchtreibt, sollten die entsprechenden Triebe weggeschnitten werden, um die Sortenreinheit zu erhalten. Da auch junge Bäume sehr schnell tragen, sollten die Früchte bei ihnen vorzeitig abgenommen werden, um den Baum in den ersten Lebensjahren nicht zu überlasten. Zwar sind Mispeln selbstbefruchtend, wer aber auf einen hohen Ertrag Wert legt, sollte besser zwei Bäume pflanzen.
Sehr dekorativ sind die großen, weißen Blüten der Mispel, manche Sorten blühen auch rosa. Bienen und andere Insekten besuchen gern die Blütenpracht. Auch die Früchte werden gern von Vögeln gefressen.
Mispel-Sorten
Bei der Wildform Mespilus germanica, die als Großstrauch wächst und oft überreich trägt, sind die Früchte kleiner als bei den Kultursorten. Letztere werden auch auf Halbstämmen veredelt. Insbesondere in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich sowie in Osteuropa werden Kultursorten noch heute angebaut.
Große bis sehr große Früchte haben zum Beispiel die Sorten 'Breda Giant', 'Bredase Reus', 'Macrocarpa' oder 'Montreuse d'Evreinoff'. Die großfruchtigen Sorten reifen eher als die kleinfruchtigen. Vor der Ernte sollten die Mispelfrüchte Frost abbekommen.
Experten-Tipp: Mispel als Teil einer Wildfruchthecke pflanzen
Ulrike Lasker-Bauer, Expertin für seltene Obstsorten und ehemalige Baumschuleninhaberin aus dem Eichsfeld, empfiehlt, die Wildform der Mispel als Teil einer Wildfruchthecke zu pflanzen. Sehr gut macht sie sich zum Beispiel in Kombination mit Wildrose, Hasel und Weißdorn. Auch als Solitär - zum Beispiel als Hausbaum - wirkt die Mispel atrraktiv. In diesem Fall sollte man auf eine Veredelung auf Halbstamm zurükgreifen.
Wer nun neugierig auf diese Obstrarität geworden ist: Mispeln gibt es zwar nicht in jedem Pflanzenmarkt zu kaufen, aber Sie können in ausgewählten Baumschulen Ihrer Region nachfragen. Im Zweifelsfall hilft auch eine Internetrecherche.
Die Früchte der Mispel verwenden
Die aromatischen Früchte reifen im Spätherbst, sie sollten so lange wie möglich am Baum bleiben, gern auch bis in den Winter hinein. Es besteht keine Gefahr, dass die Früchte am Baum anfangen zu schimmeln. Ihr Geschmack wird als feigen- oder dattelartig mit erdiger Note beschrieben. Die Mispeln können auch direkt nach der Ernte eingefroren und später verarbeitet werden.
Für die Genussreife sollten sie idealerweise Frost abbekommen, da hierdurch der Gerbsäuregehalt abnimmt und die harten Früchte überhaupt erst weich werden. Reife Mispeln sind innen braun, das Fruchtfleisch ist teigig, die meisten Sorten enthalten mehrere Kerne. Die Früchte können roh gegessen werden, indem man sie zum Beispiel auslutscht. Allerdings eignen sie sich durch ihren hohen Pektingehalt besonders gut für Konfitüren und Gelees.
Heimat | Westasien, Südosteuropa |
Pflanzenfamilie | Rosengewächse (Rosaceae) |
Wuchs | mittelstark wachsend, erreicht Höhe zwischen zwei und fünf Metern, bildet eine ausladende, stark verzweigte Krone |
Blüte | ja; blüht weiß, mitunter auch rosa im Mai/Juni |
Früchte | klein bis mittelgroß, die vertrockneten Kelchzipfel stehen am Fruchtende kronenförmig zusammen, braun, hart |
Standort | sonnig, windgeschützt, ggf. auch halbschattig |
Boden | anspruchslos, gedeiht nicht auf stark kalkhaltigen oder schlecht durchlässigen Böden |
Winterhart | ja |
Mehrjährig | ja |
Lebensdauer | wird mehrere Jahrzehnte alt |
Besonderheiten | Die meisten Mispel-Sorten sind selbstfruchtbar. Durch ihre späte Blüte gibt es kaum Ernteausfälle durch Spätfrost. |
Verwendung | Die Früchte können roh verzehrt werden, eignen sich jedoch aufgrund ihres hohen Pektingehaltes besonders gut zur Herstellung von Marmeladen, Gelees oder auch Kompott. Man braucht für sie kaum zusätzlichen Zucker. |
Quellen: Ulrike Lasker-Bauer, Expertin für seltene Obstsorten und ehemalige Baumschuleninhaberin, Eichsfeld, MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 13. Februar 2025 | 19:50 Uhr