Mispeln
Konfitüre aus Mispeln - das ist selten und etwas ganz Besonderes. Bildrechte: MDR/Zündorf

Wildobst Rezepte: Mispeln ernten, verarbeiten und Konfitüre kochen

bot. Mespilus germanica

30. Oktober 2024, 11:44 Uhr

Mispeln wachsen selten in unseren Gärten. Wie sie schmecken, weiß kaum jemand. Wann sie reif sind und wie sie verarbeitet werden, ist ebenfalls vielen unbekannt. Wir haben es einfach mal ausprobiert - mit Erfolg.

Mispeln wachsen in manchen Gärten, Parks oder in Wildobst-Hecken. Mit ein bisschen Glück findet sich der eine oder andere Baum. Ich habe Glück: Eine Wohnungsgenossenschaft hat vor einigen Jahren gleich acht Mispelbäume gepflanzt, die für alle zugänglich sind.

Mispeln gab es früher häufig. Wobei mit früher in diesem Fall die Zeit vor mehr als 1.000 Jahren gemeint ist. Damals stand die Mispel auch auf der Liste von Pflanzen, deren Anbau Karl der Große in seiner Landgüterverordnung befahl.

Orangebraune Früchte an einem kahlen Mispelstrauch.
Wenn die Blätter gefallen sind, hängen die Mispeln noch immer am Baum. Früher gab es die Bäume häufig. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Reife Mispeln erkennen und verarbeiten

Die Mispeln hängen dicht an dicht am Baum. Nach dem ersten Frost verändern sich die harten, hellbraunen Früchte. Sie werden weich und dunkelbraun. Dann sind sie perfekt zum Naschen und zum Verarbeiten.

Mispeln
Reife Mispeln sind weich, dunkelbraun und süß. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Mispeln nicht mit Wollmispel verwechseln

Hier geht es um die einheimische Mispel, die auch Gemeine Mispel (Mespilus germanica) genannt wird. Es gibt außerdem die Japanische Wollmispel (Eriobotrya japonica). Die heißt zwar Mispel, ist aber kein bisschen mit der heimischen Mispel verwandt. Die orangenen Früchte mit dem frischen Geschmack passen in Kuchen und Desserts. Sie stecken auch im Frankfurter "Mispelchen". Aber sie sind etwas ganz anderes.

Die reifen Mispeln werden zerschnitten oder die Kronblätter werden abgezogen. Darunter ist das breiige Fruchtfleisch. Wer möchte, kann es in den Mund stecken und einfach so essen. Vorsicht: Zwischen der Masse verstecken sich Kerne.

Mispeln
Das erste Mal probieren, kostet Überwindung. Die Masse in den reifen Früchten sieht nicht besonders ansprechend aus. Eher ein bisschen vergammelt. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Rohes Mispelpüree

Das Innere der Mispeln wird von der Schale getrennt und mit einem Löffel durch ein Sieb passiert. Das rohe Mus schmeckt leicht süß, ein bisschen erdig und ungewohnt. Wie verfeinern es mit etwas Orangensaft, Orangenschale und einer Messerspitze Lebkuchengewürz. Dann vermischen wir das gewürzte Püree zu gleichen Teilen mit Joghurt. Das schmeckt gut. Allerdings sollte jeder nach Geschmack noch etwas Zucker hinzufügen. Auch ein paar Schokosplitter im Joghurt-Mispel-Gemisch schmecken gut.

Mispeln
Die Mispeln lassen sich durch ein Sieb streichen. So wird das fertige Püree ganz fein. Bildrechte: MDR/Zündorf

Mispelkonfitüre kochen

Als nächstes probieren wir Mispel-Konfitüre. Wir haben etwa ein Kilogramm reife und halbreife Mispeln gewaschen, halbiert, mit Wasser knapp bedeckt, etwas Zucker und Zitronensaft ergänzt und alles in einem Topf für etwa 30 Minuten kochen lassen.

Mispeln
Mispeln werden im Topf schnell weich. Nach einer halben Stunde können sie weiter verarbeitet werden. Bildrechte: MDR/Zündorf

Die Masse dann durch ein Sieb streichen, abwiegen und mit der entsprechenden Menge Gelierzucker gut verrühren. Etwas Zimt hinzufügen und aufkochen. Fünf Minuten köcheln lassen und heiß in saubere, dicht verschließbare Gläser füllen. Diese fünf Minuten auf den Kopf stellen und anschließend kühl und dunkel aufbewahren.

Mispeln
Kleine Mengen durchs Sieb, große durch die "Flotte Lotte". So werden Schalen und Kerne vom Fruchtfleisch getrennt. Bildrechte: MDR/Zündorf

So schmeckt Mispel-Marmelade

Die fertige Marmelade schmeckt irgendwie nach längst vergangenen Zeiten. Sie lässt mich an große Küchen und dunkle Keller denken. Ein bisschen dunkel, exotisch und ziemlich schmackhaft. Ich kann mir gut vorstellen, wie in Zeiten, als Zucker nicht überall zur Verfügung stand, die Mispeln geerntet und zu leckeren Marmeladen, Gelees oder Fruchtleder verarbeitet wurde.

Mispeln
Erstmal kleine Gläschen zum Probieren - das nächste Mal dürfen es auch größere sein. Die Mispelkonfitüre schmeckt. Bildrechte: MDR/Zündorf

Fazit zu Mispeln: Ungewohnt, aber gut

Die Mispeln schmecken ungewohnt, aber gut. Es ist ein neuer Geschmack, an den man sich erst gewöhnen muss. Rohe, reife Mispeln durchs Sieb zu streichen, ist anstrengend und aufwändig. Allerdings reichen ein paar Mispeln auch für eine Familienportion Joghurt. Das Kochen von Konfitüre ging schnell, die gekochte Masse ließ sich gut durchs Sieb passieren. Größere Mengen funktionieren sicher gut mit der "Flotten Lotte". Die fertige Konfitüre schmeckt gut. Das mache ich sicher noch einmal.

Verschiedene Wintergemüse (Mangold, Feldsalat, Rosenkohl, Rote Bete, Möhren, Chicoree) stehen auf einem Tisch. 4 min
Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Weitere Mispelrezepte

Mispel-Gelee:

An Zutaten werden 1,3 Kilogramm sehr weiche und reife Mispeln, 500 Gramm geviertelte Äpfel, Fruchtfleisch von drei geschälten Zitronen, 1,6 Liter Wasser und Zucker benötigt. Alles anderthalb Stunden leicht köcheln, gelegentlich umrühren, dann durch ein Leinentuch passieren, Flüssigkeit abmessen und die gleiche Menge Zucker dazugeben. Kochen lassen, bis sich der Zucker aufgelöst hat, Gelierprobe machen und in saubere Gläser füllen.

Mispelbrot aus Gelee:

Gelee-Rückstände durch "Flotte Lotte" drehen, Masse wiegen und halb so viel Zucker zugeben, eventuell etwas Zitronensaft, eindicken. Einen Zentimeter dick auf geöltes Butterbrotpapier streichen. Nach zwei bis drei Tagen schneiden oder ausstechen und in Zucker wälzen.

Mispel-Kompott:

Zutaten: 500 Gramm Mispeln, ein halber Liter Apfelsaft, Zucker nach Geschmack. Feste Mispeln schälen und halbieren, von teigigen nur die Blüte ausstechen. In Wasser halbgar dünsten, Apfelsaft und Zucker zugeben, fertig dünsten.

Mispel 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 01. Dezember 2024 | 08:30 Uhr