Schwarze Szene WGT 2024: Wie die Veranstalter das Wave-Gotik-Treffen verjüngen wollen
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19. Mai 2024, 17:01 Uhr
In diesem Jahr feiert das Wave-Gotik-Treffen seine 31. Ausgabe. 1992 wurde das Festival gegründet, und viele Besucher aus der dunklen Szene kommen jedes Jahr aufs Neue nach Leipzig. Die Veranstalter des WGT wollen jedoch nicht nur Programm für die Stammgäste machen, sondern auch Angebote für die junge, schwarze Szene schaffen. Dabei kann es auch zu Konflikten kommen, wie das diesjährige Festival gezeigt hat.
- Während das WGT früher stilistisch enger gefasst war, findet man heute Künstler aus den Genres Indie, Hip-Hop oder Neue Neue Deutsche Welle.
- Die Veranstalter des Wave-Gotik-Treffens versuchen vermehrt, Bands einzuladen, die auch junges Publikum anziehen.
- Das Wave-Gotik-Treffen versteht sich selbst als unpolitisch, einige der Künstler, die in diesem Jahr dabei waren, sehen das anders.
Seit 1992 findet in Leipzig das Wave-Gotik-Treffen statt. Fragt man im Publikum nach, sind viele Besucher zum wiederholten Mal dabei – einige sogar seit der Festivalgründung. Eine Folge: Das Publikum altere mit dem Festival, wie WGT-Sprecher Cornelius Brach im Interview mit MDR KULTUR erzählt: "Ein großer Teil des Publikums sind Stammgäste, sie sind mit dem WGT gealtert und dadurch sind die Besucher nicht mehr die Jüngsten".
Das sei grundsätzlich kein Problem, man freue sich aber über Nachwuchs in der Szene. Deswegen lade man gezielt Bands ein, von denen man annehmen könne, dass sie "ein junges Publikum anziehen", so Festivalsprecher Cornelius Brach.
WGT-Szene öffnet sich neuen Genres
Dabei würde auch die "musikalische Öffnung" in der Szene helfen: Während früher klar definiert gewesen sei, welche Musik zur Szene und somit zum WGT gehörte, seien diese Grenzen heute "deutlich aufgeweicht".
Das spiegelt sich auch im Programm wieder. Am Sonntagabend spielt als Headliner die Indierockband Editors und zuvor bieten Prayers aus den USA dem Publikum sogenannten Cholo-Goth – eine Mischung aus Hip-Hop und Wave.
Junge Bands gastieren im Stadtbad Leipzig
Eine Veranstaltung, die ebenfalls in die "Verjüngungsstrategie" der Veranstalter passt, ist der "Neue Neue Deutsche Welle"-Abend im Leipziger Stadtbad. Dort sind am Samstagabend mehrere junge Bands aufgetreten: Nils Keppel, Mia Morgan und Skuppin teilten unter anderem die Bühne. Mehrere hundert Menschen verfolgten die Auftritte der Bands, die auch von politischen Ansagen geprägt waren.
So positionierten sich Nils Keppel und Mia Morgan auf der Bühne gegen rechtsextreme Strömungen in der schwarzen Szene und auf dem WGT. Nils Keppel kritisierte die Veranstalter im Interview mit MDR KULTUR: Das WGT behaupte von sich, kein politisches Festival zu sein, "einer Person eine Bühne zu geben", sei jedoch "immer eine politische Entscheidung". Die Künstlerin Mia Morgan sagte in ihrer Rede ans Publikum, die Szene müsse "tolerant und offen" bleiben.
Einer Person eine Bühne zu geben, ist immer eine politische Entscheidung.
Die beiden Künstler ernteten für ihre Ansagen im Stadtbad Applaus. Nach dem Konzert kritisierten auf Nachfrage von MDR KULTUR aber auch einzelne Zuschauer, die das WGT laut eigener Aussage schon länger besuchen, dass Mia Morgan und Nils Keppel die Bühne für politische Statements nutzten: "Unsere Szene hat immer daraus bestanden, dass wir provoziert haben", sagte ein Gast, "deswegen finde ich solche Erklärungen nicht so angemessen."
Eine neue Generation WGT
Rein stilistisch passte der Abend mit den Synthie-Pop- und Wave-Klängen der Bands ins Konzept des Festivals. Das Festivalteam rund um Cornelius Brach freut sich über die neuen Stile und jüngere Publikumszielgruppen: "Zwischenzeitlich hatte man das Gefühl, die Leute werden immer älter und es kommen nicht genauso viele Leute nach, wie aus der Szene ausscheiden."
Inzwischen habe sich das entspannt und es gebe auch unter jungen Menschen wieder großes Interesse am WGT. Ob das auch in Zukunft so bleibe, sei vor allem von den Entwicklungen innerhalb der Szene abhängig, sagen die Veranstalter. Mia Morgen und Nils Keppel wollen bei einer erneuten Einladung in jedem Fall wiederkommen, wie sie MDR KULTUR im Interview sagten.
Quelle: WGT, MDR (Philipp Baumgärtner)
Transparenzhinweis: WGT-Pressesprecher Cornelius Brach ist auch freier Mitarbeiter beim Mitteldeutschen Rundfunk.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 19. Mai 2024 | 15:45 Uhr