"Faces of Goth" Corvus Corax – der Soundtrack des Mittelalters

26. Mai 2020, 18:00 Uhr

Das Wave-Gotik-Treffen Leipzig zeigt in jedem Jahr, wie vielfältig die Schwarze Szene ist. Neben Schwarzromantikern, Steampunks und Cybergoths treffen sich hier zu Pfingsten auch Fans des Mittelalters. Die Band Corvus Corax macht seit 1989 Mittelaltermusik und lässt die Epoche mit ihren Dudelsäcken und Paukenschlägen wie ein rauschendes Fest klingen. Mitte der 90er-Jahre entdeckte die Gothic-Szene das Mittelalter für sich und die Band erlebte, wir sich ihr Publikum veränderte.

Sie nennen sich die "Könige der Spielleute", und so klingt auch ihre Musik: Mittelalterliche Melodien, untermalt von lauten Dudelsäcken und kräftigen Paukenschlägen. Mythische Hymnen wechseln mit reißenden Trinkliedern. Die Musik von Corvus Corax klingt tatsächlich so, als wäre das Mittelalter ein großes rauschendes Fest gewesen.

Gegründet hat sich die Band 1989 auf einer Reise durch Europa. Aus der DDR geflohen, tingelten Castus Rabensang und Wim Dobbrisch als fahrendes Volk lange übers Land.

Der Bandname – eine Erinnerung an DDR-Zeiten

Castus Rabensang erklärt, die Idee für den Bandnamen sei ihm auf der Flucht gekommen, als er ein Lateinbuch vor sich hatte. "Da saßen wir in England bei schlechtem Wetter, und da dachte ich: Wir werden jetzt eine neue Gruppe gründen. In der DDR hatten wir immer einen Raben dabei gehabt, den hatten wir aber nicht auf die Flucht mitnehmen können, und deshalb haben wir uns dann ihm zu Ehren Corvus Corax genannt."

Sie spielten auf der Straße, auf Märkten und Festen und lernten das Geschäft der Gaukler kennen: Feuerspucken, auf Scherben tanzen, mit Musik Geld verdienen. Damals kreierten sie jenen Sound des Dudelsacks, der den Klang von Corvus Corax bis heute so unverwechselbar macht.

Mittelalter für Goths: eine Quelle der Inspiration

Corvus Corax
Castus Rabensang von Corvus Corax Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ab Mitte der 90er-Jahre entdeckte auch die Schwarze Szene das Mittelalter für sich. So erlebte die Band, wie sich das Publikum allmählich veränderte und immer mehr Gothic-Fans anfingen, die Ohren für Mittelaltermusik zu spitzen. Rabensang erinnert sich: "Als die Gothics auf die Mittelaltermärkte kamen, da ging die Party ab. Und wenn die Gothic-Leute ihre eigenen Treffen hatten, haben wir uns ein bisschen angepasst, haben mehr Hymnen gespielt und versucht, die aus ihrem schwarzen Loch rauszuholen."

Für viele Goths ist das von Märchen und Mythen erzählende Mittelalter eine Quelle der Inspiration. Das macht die Welt der Mittelalterbands für viele so anziehend und ist auch einer der Gründe, warum sich das Mittelalter beim jährlich stattfindenden Wave-Gotik-Treffen im heidnischen Dorf einen festen Platz gesichert hat.

Mehr über die Gothic-Szene

Mehr zum WGT

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR KULTUR spezial – Darkness Forever | 31. Mai 2020 | 22:30 Uhr

Porträt von Besucher*innen des Wave Gothic Treffens
Bildrechte: MDR/Jeannine Völkel

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