Sechs Frauenportraits. Sandra Hüller, Martina Hefter, Tamara Danz, Corinna Harfouch, Gabriele Stötzer und Brigitte Reimann
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es viele Künstlerinnen, die uns inspirieren. Zum Weltfrauentag am 8. März stellen wir 20 Frauen vor. Bildrechte: picture alliance / Taylor Jewell/Invision/AP | Taylor Jewell, Maximilian Gödecke Photography, IMAGO / teutopress, picture alliance/dpa | Thomas Banneyer, Ralf Gerlach, DRA

Weltfrauentag 20 inspirierende Frauen aus Literatur, Kunst, Film und Musik

08. März 2025, 04:00 Uhr

Schriftstellerin Brigitte Reimann begehrte in ihrem Werk gegen die DDR auf, Käthe Kollwitz setzte sich kraftvoll für Frauen und Kinder ein, und Gunta Stölzl war die erste Meisterin am Bauhaus. Diese und viele weitere mutige Frauen ebneten den Weg für heutige Künstlerinnen wie Corinna Harfouch, Sandra Hüller und Martina Hefter. Zum Weltfrauentag am 8. März stellen wir Frauen aus der regionalen Kulturszene in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor, die mit außergewöhnlichem Talent, Mut und Resilienz inspirieren.

Frauen aus der Filmbranche

Sandra Hüller: Hollywood-Star

Sandra Hüller, geboren im thüringischen Suhl, zählt zu den herausragendsten Schauspielerinnen ihrer Generation. Für ihre vielseitigen Filmrollen wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Silberne Bär der Berlinale, der Deutsche Filmpreis, der Bayerische Filmpreis und der Europäische Filmpreis. Sie setzt sich in ihren Filmrollen häufig mit komplexen, selbstbestimmten Frauenfiguren auseinander, die mit den Herausforderungen von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen kämpfen. Ihre schauspielerische Bandbreite reicht von der Rolle einer epilepsiekranken Frau in "Requiem" bis hin zur Ehefrau des Auschwitz-Kommandanten in dem Oscar-prämierten Film "The Zone of Interest".

Schauspielerin Sandra Hüller in einem schwarzen Kleid, sie präsentiert einen Preis
Hollywood-Schauspielerin Sandra Hüller wuchs in Oberhof und Friedrichroda auf. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Auch auf der Theaterbühne wurde sie für ihre darstellerischen Leistungen, etwa als Hamlet oder als Penthesilea, gefeiert. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit "Toni Erdmann". Für ihre Rolle in "Anatomie eines Falls" wurde sie sogar als beste Hauptdarstellerin für einen Oscar nominiert. Trotz ihres Erfolgs in Hollywood bleibt Hüller auch der deutschen Filmbranche treu und brilliert zuletzt in der Wende-Komödie "Zwei zu eins". Ihre ostdeutsche Herkunft und die prägende Erfahrung ihrer Kindheit in der DDR verliehen ihrer Darstellung eine besonders authentische Tiefe.

Zudem tritt Hüller für Menschlichkeit und Demokratie ein. Sie engagiert sich unter anderem für die zivile Seenotrettung und stellt sich entschlossen gegen rechte Gewalt.

Corinna Harfouch: Meisterin der Vielseitigkeit

Corinna Harfouch wurde am 16. Oktober 1954 im thüringischen Suhl geboren und wuchs im sächsischen Großenhain auf. Schon zu DDR-Zeiten erfolgreich, setzte sie ihre Karriere nach der Wende mit großem Erfolg fort. Besonders beeindruckend war ihre Rolle in "Benny's Video" (1992) von Michael Haneke, in der sie als Mutter eines jungen Mannes zu sehen ist, der eine erschütternde Tat begeht. Ihre Darstellung in diesem Film machte sie international bekannt und brachte ihr weitere hochkarätige Rollen ein.

Porträt der Schauspielerin Corinna Harfouch
Corinna Harfouch hat im Laufe ihrer Karriere eine erstaunliche Vielseitigkeit bewiesen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Thomas Banneyer

Ein weiteres markantes Beispiel ist ihre Performance in "Der Untergang" (2004), wo sie die Frau von Joseph Goebbels, Magda Goebbels, spielt. Ihre Darstellung einer komplexen, psychologisch tiefgründigen Figur fand in der Filmwelt breite Anerkennung. In "Die Frau des Polizisten" (2013) spielt sie eine Frau, die mit den Spannungen und Konflikten in der DDR kämpft. So wurden Harfouchs filmische Darstellungen von Frauen, die mit persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sind, zum zentralen Element ihrer Karriere.

Claudia Michelsen: Eine der Gefragtesten ihrer Generation

Claudia Michelsen absolvierte ihre Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin und begann ihre Karriere in der DDR an der Berliner Volksbühne. Die 1969 in Dresden geborene Schauspielerin hat seit 1989 an mehr als 110 Film- und TV-Produktionen mitgewirkt. 1995 erhielt sie den Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin für ihre Rolle im Fernsehspiel "Das schafft die nie".

Porträt der Schauspielerin Claudia Michelsen, eine Frau mit langen braunen Haaren, sie verschränkt die Arme
Die Schauspielerin Claudia Michelsen wurde 1969 in Dresden geboren und lebt heute in Berlin. Bildrechte: MDR/Oliver Feist

Vielen ist Claudia Michelsen als Magdeburger Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch in der Krimireihe "Polizeiruf 110" bekannt. Auch in der Serie "Weissensee" und im ZDF-Mehrteiler "Ku’damm" war Michelsen zu sehen. Sie wirkte außerdem in Filmen wie "Das Kanzleramt" (2005), "Blackout" (2006) oder im Kinofilm "Paulas Geheimnis" (2006) mit. Für ihre Rolle der Anne Hoffmann im Fernsehzweiteiler "Der Turm" wurde sie mit dem Hessischen Filmpreis, der Goldenen Kamera und dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Frauen aus der Literatur

Brigitte Reimann: Eine unerschrockene Schriftstellerin

Brigitte Reimann wurde 1933 in Neubrandenberg geboren und verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Hoyerswerda. Als Schriftstellerin zu DDR-Zeiten stellte sie sich immer wieder gegen die Einschränkungen der künstlerischen Freiheit durch das Regime. Ihre Werke, wie der Roman "Scherbensammler" oder "Franziska Linkerhand" spiegeln ihre Auseinandersetzung mit der Sozialistischen Einheitspartei und ihre inneren Konflikte zwischen persönlicher Freiheit und politischer Realität.

Schwarz-Weiß-Fotografie der Schriftstellerin Brigitte Reimann
Brigitte Reimann setzte sich in ihrer Literatur kritisch mit den gesellschaftlichen Strukturen der DDR auseinander. Bildrechte: DRA

Reimann trat auch als eine der ersten Schriftstellerinnen hervor, die die Schwierigkeiten und Widersprüche der Frauenrolle in der DDR ansprach. Ihre Werke zeigen eine klare Haltung gegen Konformismus und die Normen der Gesellschaft, was sie zu einer Stimme der Emanzipation und künstlerischen Unabhängigkeit machte. Reimann hinterließ ein beeindruckendes literarisches Erbe. Ihr Leben und Werk sind ein Symbol für Mut, Authentizität und den Widerstand gegen gesellschaftliche Zwänge. Brigitte Reimann starb am 8. März 1973 im Alter von nur 39 Jahren in Ost-Berlin.

Martina Hefter: Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2024

Martina Hefter, geboren 1965 in Pfronten im Allgäu, ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die in Leipzig lebt. Ihr künstlerisches Interesse gilt der Literatur, der Performance und der Verbindung dieser beiden Bereiche. In ihren Werken bewegt sie sich zwischen Poesie, szenischem Schreiben und Romankunst. Sie veröffentlichte drei Romane und fünf Gedichtbände und wurde unter anderem mit dem Lyrikpreis Meran und dem Münchner Lyrikpreis ausgezeichnet.

Die Autorin Martina Hefter in sitzender Pose und reflektierender Bluse
Die Schriftstellerin Martina Hefter lebt in Leipzig. Bildrechte: Maximilian Gödecke Photography

Für ihren neuesten Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" wurde sie 2024 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Im Roman portärtiert sie eine starke Frau, die sich um ihren schwerkranken Mann kümmert. Sie schreibt über die Herausforderungen bei der Pflege schwerkranker Angehöriger und die Prekarität freischaffender Künstlerinnen. Oft geht sie dabei mit der Welt und dem gesellschaftlichen Miteinander hart ins Gericht.

Daniela Krien: Leipziger Bestseller-Autorin

Die Leipziger Schriftstellerin Daniela Krien ist seit der Veröffentlichung ihres Debütromans "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" (2011) eine bekannte deutsche Autorin. Ihre Romane "Die Liebe im Ernstfall" wie auch "Der Brand" standen monatelang auf der Bestsellerliste und wurden in viele Sprachen übersetzt. Ihr zweiter Roman "Die Liebe im Ernstfall" widmet sich der Lebensrealität von fünf Frauen in mittlerem Alter und spielt im Leipzig der Gegenwart.

Daniela Krien, eine Frau mit halblangen braunen Haaren, sie sitzt auf einer Treppe im Freien
Daniela Krien landete bereits mit ihrem Debüt einen Bestseller. Bildrechte: Maurice Haas / Diogenes Verlag

Zuletzt erschien ihr Roman "Mein drittes Leben", der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 stand. Darin erzählt Krien von einer Frau, die versucht, nach dem Unfalltod ihrer Tochter zurück ins Leben zu finden. Daniela Krien wurde am 25. August 1975 in Neu Kaliß in Mecklenburg-Vorpommern geboren und wuchs in Jena und im Vogtland auf. Nach verschiedenen beruflichen Stationen zog sie 1999 nach Leipzig, wo sie noch heute lebt.

Anne Rabe: Autorin mit neuem Blick auf die DDR

Anne Rabe schreibt Theaterstücke, für Film und Fernsehen sowie Essays und auch Prosa und Lyrik. Die am 1. April 1986 in Wismar geborene Autorin hat mit "Die Möglichkeit von Glück" 2023 außerdem ihren ersten Roman veröffentlicht. Darin setzt sie sich mit der DDR anhand einer Familiengeschichte auseinander. Ihre Protagonistin Stine ist zwar noch in der DDR geboren, wächst aber in der Nachwendezeit auf und beschäftigt sich mit der Geschichte ihrer Familie und der Frage nach Verstrickungen mit dem System.

Die Autorin Anne Rabe, mit blonden kurzen Haaren, sie trägt ein Hemd, darüber ein Sakko
Die Autorin Anne Rabe schreibt Theaterstücke, Essays und Prosa. Bildrechte: picture alliance/dpa/Klett-Cotta Verlag | Annette Hauschild

Während ihres Studiums des Szenischen Schreibens an der Universität der Künste in Berlin veröffentlichte Anne Rabe erste Gedichte und Theaterstücke. Sie entdeckte aber auch ihre Leidenschaft für Film und Fernsehen und schreibt regelmäßig Drehbücher für TV-Serien, darunter "Warten auf’n Bus" oder "Die Heiland – Wir sind Anwalt". Anne Rabe lebt in Berlin. Ihr Debütroman stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2023.

Ines Geipel: Schriftstellerin mit gesellschaftlichem Anspruch

Ines Geipel wurde am 7. Juli 1960 in Dresden geboren. Sie ist Schriftstellerin und Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". In den 80er-Jahren war sie als Leichtathletin im Hochleistungssport der DDR aktiv. Durch einen geplanten Fluchtversuch im Jahr 1985 fiel sie politisch in Ungnade und musste den Sport beenden. 1989 floh sie nach Westdeutschland und studierte in Darmstadt Philosophie und Soziologie. Ihr erstes Buch erschien 1996.

Die Autorin Ines Geipel, eine Frau mit blonden Haaren vor rosa Hintergrund
Ines Geipel war in der DDR Weltklasse-Sprinterin und schrieb einen Roman über Doping. Bildrechte: Gaby Gerster 2024

Geipels Buch "Verlorene Spiele" (2001) hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Bundesregierung einen Entschädigungs-Fonds für DDR-Dopinggeschädigte einrichtete. Neben Doping hat sich Ines Geipel auch mit weiteren gesellschaftlichen Themen wie Amok, der Geschichte der DDR oder dem Nationalsozialismus beschäftigt. Für ihr Werk erhielt sie 2020 den Lessingpreis für Kritik und 2021 den Marieluise-Fleißer-Preis. Zuletzt erschien ihr Buch "Fabelland. Der Osten, der Westen, der Zorn und das Glück".

Ronya Othmann: Eine junge politische Stimme

Ronya Othmann schreibt Prosa, Lyrik und Essays und arbeitet auch als Journalistin. Die 1993 als Tochter eines kurdisch-jesidischen Vaters und einer deutschen Mutter in München geborene Autorin studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Prägend in ihren Texten – darunter zwei Romane und ein Gedichtband – ist die Auseinandersetzung mit ihren jesidisch-deutschen Wurzeln.

Die Autorin Ronya Othmann, eine junge Frau mit dunklen Haaren und Brille.
Die Schriftstellerin und Journalistin Ronya Othmann studierte in Leipzig. Bildrechte: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Ihr aktueller Roman "Vierundsiebzig" beschäftigt sich mit dem Genozid an den Jesiden, verübt durch den IS im Jahr 2014 in der Region Shingal im Irak. Für diese literarische Auseinandersetzung mit Gewalt, Trauma und Flucht wurde Othmann mit dem Erich-Loest-Preis 2025 geehrt. Der Roman "Vierundsiebzig" stand außerdem auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2024. Ronya Othmann mischt sich in ihren journalistischen Texten in aktuelle politische Debatten ein und schreibt über deutsche Außenpolitik im Nahen Osten, Islamismus, Rassismus oder queere Themen. Mit "die verbrechen" hat sie 2021 ihren ersten Gedichtband veröffentlicht.

Frauen aus der Kunst

Käthe Kollwitz: Kraftvolle Stimme der Menschlichkeit

Käthe Kollwitz wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg, heute Kaliningrad, geboren. Sie ist eine der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und hat mit ihrem Werk, das vor allem Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen umfasst, tiefgreifende Themen wie Armut, Leid, Trauer und soziale Gerechtigkeit behandelt.

Sie studierte ab 1888 an der Königlichen Kunstschule in Leipzig, wo sie ihre künstlerischen Fähigkeiten weiterentwickelte. Die Zeit in Leipzig war für Kollwitz eine prägende Phase, in der sie intensiv mit der Technik der Radierung und Lithografie experimentierte, was später zu ihrem Markenzeichen wurde. Die Stadt, mit ihrer lebendigen Kunstszene, bot ihr einen wichtigen Ausgangspunkt für ihre weitere künstlerische Karriere. Obwohl sie später vor allem in Berlin lebte und arbeitete, bleibt Leipzig für Kollwitz ein bedeutender Ort ihrer frühen künstlerischen Entwicklung.

Schwarz-Weiß-Fotografie der Künstlerin Käthe Kollwitz
Die Kombination aus künstlerischem Genie und sozialer Verantwortung macht Käthe Kollwitz zu einer beeindruckenden Frau. Bildrechte: IMAGO/piemags

Kollwitz beeindruckte nicht nur durch ihr außergewöhnliches künstlerisches Talent, sondern auch durch ihren Mut, sich in einer von Männern dominierten Kunstwelt durchzusetzen. Besonders bemerkenswert ist die emotionale Tiefe und gesellschaftliche Relevanz ihrer Arbeiten. In Werken wie der Serie "Krieg" oder "Die trauernde Mutter" setzte sie sich mit sozialen Missständen auseinander. Sie thematisierte die schwierigen Lebensbedingungen der Arbeiterklasse und der Frauen, was sie zu einer wichtigen Figur des sozialen und politischen Diskurses machte. Ihr künstlerisches Erbe ist nicht nur ästhetisch bedeutend, sondern auch eine kraftvolle Stimme für die Unterdrückten und Opfer ihrer Zeit. Käthe Kollwitz starb am 22. April 1945 in Moritzburg.

Katharina Heise: Künstlerin im Widerstand der Zeit

Katharina Heise wurde 1886 in Schönebeck bei Magdeburg geboren und war eine visionäre Künstlerin, die ihrer Zeit weit voraus war. Trotz des Widerstands ihrer Eltern begann sie 1910 ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Magdeburg und der Damen-Malschule in Dresden, wo sie mit der Künstlergruppe Brücke in Kontakt trat. Da der Verkauf von Kunstwerken damals weitgehend männlichen Künstlern vorbehalten war, trat Heise bis 1931 unter dem Pseudonym "Karl Luis Heinrich-Salze" auf. Während des Ersten Weltkriegs eröffnete sie zusammen mit ihrer kunstschaffenden Schwester ein Atelier in Berlin, das sich schnell zu einem beliebten Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle wie Max Liebermann und Heinrich Mann entwickelte.

Ein Porträt der Künstlerin Katharina Heise
Die Künstlerin Katharina Heise wurde bei Magdeburg geboren. Bildrechte: picture alliance/dpa/Jens Wolf

Auf Anraten von Käthe Kollwitz widmete sich Katharina Heise schließlich der Bildhauerei und erschuf eine Vielzahl von Plastiken und Büsten. Sie trat auch dem Berliner Frauenkunstverein bei, dem ältesten Berufsverband für Künstlerinnen im deutschsprachigen Raum. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde ihre Kunst als "entartet" bezeichnet und verboten. In den Jahren vor ihrem Tod im Jahr 1964 verdiente sie ihren Lebensunterhalt mit christlich inspirierten Kleinplastiken und Gebrauchskeramik. Heute finden sich ihre Werke unter anderem in der Sammlung des Museum of Modern Art (MOMA) in New York.

Gunta Stölzl: Pionierin des Bauhauses

Die wohl bekannteste Bauhaus-Künstlerin Gunta Stölzl ist eine der wenigen Frauen, die eine herausragende Rolle am Bauhaus einnahmen. Sie ist die erste Frau, die eine leitende Position in der Weberei-Werkstatt des Bauhauses in Dessau übernahm. Stölzl war nicht nur eine talentierte Textilkünstlerin, sondern auch eine innovative Designerin, die das Handwerk der Weberei mit modernen Kunstformen verband und dem Bauhaus so zum Status eines international anerkannten Zentrums für Kunst und Design verhalf.

Porträt von Gunta Stölzl als junge Frau
Gunta Stölzl wurde am 1. Mai 1897 in München geboren. Ihre Ausbildung führte sie zum Bauhaus in Weimar. Bildrechte: Bauhaus Archiv Berlin

Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine klare, geometrische Formensprache und ein starkes Verständnis für Farbe und Material aus. Sie war maßgeblich daran beteiligt, die Textilkunst auf ein neues Level zu heben und das Weben von einem traditionellen Handwerk zu einer modernen Kunstform zu transformieren.

Ihre Werke, sowohl in der Gestaltung von Stoffen als auch in der Textildesign- und Architekturwelt, haben einen bleibenden Einfluss auf das Design des 20. Jahrhunderts. Gunta Stölzl hat durch ihre visionäre Arbeit als Designerin und ihre außergewöhnliche künstlerische Leistung einen wichtigen Beitrag zur Bauhaus-Bewegung geleistet und ist bis heute eine prägende Figur in der Geschichte der Kunst und des Designs.

Menschen stehen nebeneinander
Ein symbolisches Bild: Gunta Stölzl als einzige Frau umringt von Bauhaus-Männern. Bildrechte: IMAGO/Bridgeman Images

Marianne Brandt: Meisterin des Designs

Marianne Brandt, geboren 1893 in Chemnitz, war eine Pionierin des Designs und eine der führenden Figuren am Bauhaus. Als erste Frau, die eine leitende Position in der Metall-Werkstatt des Bauhauses übernahm, revolutionierte sie das industrielle Design, indem sie funktionale Objekte mit ästhetischem Anspruch verband. Ihre berühmten Lampen und Alltagsgegenstände, die klare Linien und innovative Materialien vereinten, haben nicht nur die Designwelt geprägt, sondern gelten bis heute als Meisterwerke der Moderne. Brandts Mut, sich in einer männerdominierten Welt zu behaupten, und ihre Fähigkeit, Kunst und Funktionalität zu vereinen, machen sie zu einer beeindruckenden Frau in der Geschichte des Designs.

Rosa Loy: Malerin der "Neuen Leipziger Schule"

Rosa Loy wird der "Neuen Leipziger Schule" zugeordnet, einer Bewegung, die sich durch figurative Malerei auszeichnet. Sie zählt zu den herausragenden deutschen Künstlerinnen, die sich intensiv mit Themen wie der Mystik der Weiblichkeit, einem modernen Verständnis von Frau-Sein und der neuen Romantik auseinandersetzen. Besonders die romantische Tradition der sächsischen Malerei hat einen prägenden Einfluss auf ihre Werke. Ein zentrales Thema in Loys Arbeit ist das überlieferte Wissen von Frauen sowie die Auseinandersetzung mit der modernen Idee von Weiblichkeit und deren mystischen Aspekten. Sie nutzt für ihre Kunst verschiedene Techniken, darunter Kasein auf Leinwand, diverse Papierarbeiten und verschiedene graphische Verfahren.

Die Leipziger Malerin Rosa Loy sitzt vor einem ihrer Werke.
Rosa Loy setzt sich in ihrer Kunst mit Weiblichkeit auseinander. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Waltraud Grubitzsch

Geboren 1958 in Zwickau und aufgewachsen in Leipzig, absolvierte sie ihre Ausbildung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Anschließend blieb sie in der Stadt und gehörte zu den ersten Künstlern, die ein Atelier in der Spinnereistraße 7 in Plagwitz bezogen.

Gabriele Stötzer: Stimme des Widerstands in der DDR

Gabriele Stötzer war eine wichtige Figur der alternativen Kunstszene in der DDR und Anführerin der "Gruppe Erfurt", die mit Performances und Super-8-Filmen gegen das sozialistische System protestierte. Ihre systemkritischen Arbeiten führten 1983 zu ihrer Verhaftung und einer Gefängnisstrafe. Nach der Wende beschäftigte sich Stötzer intensiv mit den Auswirkungen der Staatssicherheit und veröffentlichte das Sachbuch "Der lange Arm der Stasi", das die Methoden der politischen Repression in der DDR beleuchtet. Ihr Werk als Künstlerin und Autorin bleibt ein bedeutendes Zeugnis des Widerstands gegen staatliche Unterdrückung und für die Bedeutung freier Kunst.

Gabriele Stötzer, eine Frau mit kurzen grauen Haaren, sie trägt ein dunkles Shirt
Gabriele Stötzer ist Fotografin, Autorin und Performerin aus Erfurt. Bildrechte: Ralf Gerlach

Frauen aus der Musik

Clara Schumann: Die erste bekannte Pianistin

Clara Schumann wurde am 13. September 1819 in Leipzig geboren. Schon als Kind zeigte sie außergewöhnliches Talent und trat in der Leipziger Musikszene auf, was ihr frühe Bekanntheit verschaffte. Sie entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Musikerin, Pianistin und Komponistin, die in einer von Männern dominierten Musikwelt eine herausragende Rolle spielte. Schumann beeindruckte nicht nur durch ihre herausragende Technik und Musikalität als Pianistin, sondern auch durch ihre Fähigkeit, als Komponistin und als Mutter von acht Kindern zu arbeiten und ihre Familie zu unterstützen – alles in einer Zeit, in der es für Frauen besonders schwierig war, in der Musikszene erfolgreich zu sein.

Eine Zeichnung zeigt die Pianistin Clara Schumann am Klavier
Clara Schumann war eine bedeutende Wegbereiterin für die Anerkennung von Frauen in der klassischen Musik. Bildrechte: IMAGO/Gemini Collection

Als Komponistin hinterließ Clara Schumann ebenfalls ein wertvolles Erbe, darunter Klavierwerke, Lieder und kammermusikalische Werke, die heute noch geschätzt werden. Ihr Leben und ihre Karriere sind ein bemerkenswertes Beispiel für Durchhaltevermögen, Hingabe und den Mut, in einer von männlichen Künstlern dominierten Welt ihren eigenen Weg zu gehen. Clara Schumann war nicht nur eine beeindruckende Künstlerin, sondern auch eine starke und unabhängige Frau ihrer Zeit. Sie starb am 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main.

Kultur

Clara Schumann 5 min
Bildrechte: imago images / United Archives International
5 min

Musikerin, Mutter, Ehefrau – Clara Schumann vereinte all das. Eine Musikwissenschaftlerin und eine Dirigentin würdigen ihr Leben und Wirken anlässlich ihres 200. Geburtstages.

MDR KLASSIK Di 26.02.2019 09:30Uhr 05:09 min

https://www.mdr.de/mdr-klassik-radio/videos/Stimmen-zu-clara-schumann100.html

Rechte: MDR KLASSIK

Video

Tamara Danz: Die Tina Turner des Ostens

Tamara Danz ist der größte Rockstar, den die DDR hervorgebracht hat. Die legendäre Frontfrau der Band Silly wird auch als "Tina Turner des Ostens" bezeichnet und wurde am 14. Dezember 1952 im thüringischen Winne geboren. Sie wuchs einige Jahre in Bulgarien und Rumänien auf, ging dann aber in Ost-Berlin zur Schule, wo sie beschloss, Sängerin zu werden.

Eine Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt Tamara Danz bei einem Konzert auf der Bühne
Tamara Danz ist die bekannteste Rocksängerin der DDR und wurde durch ihren frühen Tod zur Legende. Bildrechte: IMAGO / teutopress

1978 heuert sie bei einer Band an: Familie Silly, die sich später in Silly umbenannte. Mit ihr feierte Tamara Danz große Erfolge und wurde zur widerspenstig-schillernden Rock-Ikone. 1989 fordert sie gemeinsam mit anderen Musikern in einer Resolution politische Reformen in der DDR. In der Nachwendezeit schrieb Tamara Danz erstmals selbst die Texte für die Songs von Silly, wie etwa für das Album "Paradies". Mit nur 43 Jahren starb Tamara Danz am 22. Juli 1996 an Brustkrebs.

Stefanie Kloß: Starke Frontfrau von Silbermond

Als Frontfrau der Band Silbermond ist Stefanie Kloß seit 20 Jahren in der deutschen Musikszene erfolgreich. Geboren wurde die Sängerin am 31. Oktober 1984 in Bautzen. Ein wichtiger Schritt für ihre spätere Musikkarriere war die die Teilnahme am christlichen Jugendchorprojekt "Ten Sing". Dort lernte sie auch ihre künftigen Bandkollegen kennen: Johannes Stolle (Bass), Thomas Stolle (Klavier, Gitarre) und Andreas Nowak (Schlagzeug).

Stefanie Kloß von der Band Silbermond am Mikrofon auf der Bühne
Stefanie Kloß, Sängerin der Band Silbermond, wurde in Bautzen geboren. Bildrechte: IMAGO / Martin Müller

Mit ihnen gründete Stefanie Kloß die Band JAST, die sich später in Silbermond umbenannte. Gemeinsam zog die Gruppe nach dem Abitur nach Berlin und startete in der Musikbranche durch. Ihrer Heimat Bautzen blieb die Band aber immer verbunden – sie positioniert sich dort klar gegen Rechtsextremismus. Stefanie Kloß war Coach für "The Voice Kids" und saß in der Jury von "The Voice of Germany". Für die Animationsfilmreihe "Sing" war die Sängerin als Synchronsprecherin tätig.

Nina und Lotta Kummer: Mit Blond erfolgreiche Musikerinnen

Die Schwestern Nina und Lotta Kummer bilden zusammen mit Johann Bonitz die Indie-Pop-Band Blond. Die Chemnitzer Band hat im Januar 2020 ihr Debütalbum "Martini Sprite" veröffentlicht. Bereits 2011 hatte sie ihren ersten Auftritt bei Bonitz’ Jugendweihe, ihre erste EP "Blond" erschien 2016, es folgten viele Konzerte und eine erste eigene Tour.

Nina Kummer und Lotta Kummer von der Band Blond 2023 auf der Bühne
Die Schwestern Nina Kummer und Lotta Kummer sind Teil der Chmnitzer Band Blond. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Vogl

Inzwischen ist mit "Perlen" das zweite Studioalbum von Blond erschienen. Nina und Lotta Kummer veröffentlichen außerdem seit März 2020 ihren eigenen Podcast "Da muss man dabei gewesen sein". Ihre Brüder Felix und Till Kummer sind Teil der Band Kraftklub. Vater der vier Geschwister ist Jan Kummer, der bekannte Künstler und Sänger der DDR-Kultband AG Geige.

Frauen aus dem Bereich Tanz und Theater

Gret Palucca: Ikone des Ausdruckstanzes

Gret Palucca war eine außergewöhnliche Tänzerin und bedeutende Pionierin der modernen Tanzkunst. Ihre Arbeit trug dazu bei, Tanz als Kunstform zu etablieren, die sich von den traditionellen Ballettstrukturen befreite und mehr Raum für individuelle Ausdruckskraft und kreative Bewegungen schuf. Sie gründete 1925 ihre eigene Tanzschule in Dresden, die heute noch existiert. Diese Schule wurde zu einem wichtigen Zentrum für die Ausbildung von Tänzern und Tanzpädagogen und spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Tanzkunst in Deutschland. Ihre Herangehensweise an Tanzpädagogik, die den Ausdruck und die Individualität jedes Schülers förderte, hinterließ nachhaltige Spuren in der Ausbildung von Tänzerinnen und Tänzern.

Gret Palucca bei einer Improvisation zur Mondscheinsonate
Gret Palucca bei einer Improvisation der Mondscheinsonate. Bildrechte: IMAGO/piemags

Redaktionelle Bearbeitung: Rebekka Adler, Lilly Günthner

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. März 2025 | 18:05 Uhr

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