Schwarz-Weiß-Foto der Schriftstellerin Brigitte Reimann, eine Frau mit kurzem dunklem Haar
Die Schriftstellerin Brigitte Reimann wurde am 21. Juli 1933 in Burg bei Magdeburg geboren. Bildrechte: DRA

Literaturtipp Drei Bücher von Brigitte Reimann, die man gelesen haben sollte

21. Juli 2024, 04:00 Uhr

Brigitte Reimann ist zu ihren Lebzeiten eine der schillerndsten Schriftstellerinnen der DDR. 1933 geboren in Burg bei Magdeburg, lebt sie später in Hoyerswerda und Neubrandenburg. Als sie 1973 mit nur 39 Jahren an Krebs stirbt, hat sie einige wichtige Romane geschrieben, in deren Mittelpunkt oft Frauen und deren Drang nach Emanzipation stehen. Ihr bekanntester Roman "Franziska Linkerhand" bleibt leider unvollendet. Am 21. Juli hätte Brigitte Reimann Geburtstag gehabt. Wir erinnern mit drei Büchern an sie, die bis heute berühren:

Tagebuch: "Ich bedaure nichts. Mein Weg zur Schriftstellerin" (2023)

"Wieder – oder immer noch – verstimmt, nervös, aufgebracht gegen jeden und alles. Verfluche das Nest und die Idee, hierherzukommen – und weiß dabei, dass ich übermorgen oder nächste Woche wieder begeistert sein werde, durch irgendein nichtiges Erlebnis, die Begegnung mit einem Menschen, der mir gefällt."

Als Brigitte Reimann diese Sätze am 14. Februar 1960 in ihrem Tagebuch notiert, ist sie mit großen Erwartungen nach Hoyerswerda gezogen. Hier sollen die Grenzen zwischen der "Intelligenz" und der Arbeiterklasse eingerissen werden, hier will die Schriftstellerin Stoff für ihr Schreiben finden. Doch der Alltag ist von Höhen und Tiefen durchzogen.

Die Tagebücher von Brigitte Reimann geben Einblick in das private Leben einer leidenschaftlichen und klugen Frau, die viel schreibt, sich immer wieder neu verliebt, ihre Unabhängigkeit aber nie aufgibt. Gerade weil sie vermutlich nie für die Öffentlichkeit gedacht waren, kann man mit den Tagebüchern von Brigitte Reimann eine außergewöhnliche Schriftstellerin entweder neu entdecken oder noch näher kennenlernen.

Buchcover "Ich bedaure nichts", das Cover ist in zwei Teile geteilt, ein oberer orangefarbener auf der eine Frau in schwarz-weiß zu sehen ist und ein unterer rosafarbener, auf dem der Titel steht
Brigitte Reimanns Tagebücher "Ich bedaure nichts" sind im Aufbau Verlag erschienen. Bildrechte: Aufbau Verlag

Angaben zum Buch (zum Aufklappen)

Brigitte Reimann: "Ich bedaure nichts. Mein Weg zur Schriftstellerin"
Herausgegeben von Angela Drescher
Aufbau Verlag
592 Seiten
ISBN: 978-3-351-04186-1

Die DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann. Brigitte Reimann wurde am 21. Juli 1933 in Burg bei Magdeburg geboren und ist am 20. Februar 1973 in Berlin an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. 8 min
Bildrechte: picture alliance / Zentralbild/dpa-Zentralbild/dpa | Zentralbild

Briefwechsel: "Sei gegrüßt und lebe" (1993)

"Liebe Christa, ich bin beschämt, dass ich so hemmungslos an Dich hingeschwatzt habe: ich strapaziere deine Geduld mit privaten Kümmerchen, während Du andere, viel gewichtigere Sachen um die Ohren hast …" schreibt Brigitte Reimann am 13. Februar 1972 an Christa Wolf.

Obwohl die Freundin nur vier Jahre älter ist als Brigitte Reimann, führen sie doch grundverschiedene Leben. Während Christa Wolf früh und glücklich heiratet und eine Familie gründet, bleibt Brigitte Reimann zeitlebens eine Suchende, die mit sehr unterschiedlichen Männern sehr unterschiedliche Beziehungen führte. Was die beiden Frauen jedoch verbindet, ist ihr unbedingter Wille zu schreiben und mit diesem Schreiben etwas zu bewirken. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der Kulturpolitik der DDR, an der sie sich permanent reiben.

In ihrem Briefwechsel, den sie bis kurz vor dem Tod Brigitte Reimanns im Februar 1973 führen, berichten die beiden Schriftstellerinnen offen über ihren Alltag, über ihre Arbeit, aber auch über Krankheiten und Ängste. Das alles in einem vertrauten und warmen Ton, der bis heute berührt.

Buchcover "Sei gegrüßt und lebe", auf dem weißen Cover steht in grünen Buchstaben oben der Titel, auf der linken Seite ist ein schwarz-weiß Foto von Reimann zu sehen, auf der rechten Seite ein schwarz-weiß Foto von Christa Wolf
Buchcover zum Briefwechsel "Sei gegrüßt und lebe" zwischen Brigitte Reimann und Christa Wolf. Bildrechte: Aufbau Verlag

Angaben zum Buch (zum Aufklappen)

Brigitte Reimann und Christa Wolf: "Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen und Tagebüchern 1964-1973"
Herausgegeben von Angela Drescher
Aufbau Verlag
270 Seiten
ISBN: 978-3-351-03636-2

Roman: "Die Geschwister" (1963)

"Wir gingen langsam durch die Kastanienallee, im zähen schleierigen Regen. Ich glaube, ich begann jetzt erst zu begreifen, was Uli gesagt hatte: in den Westen. Nach Hamburg, übermorgen."

Es ist die Geschichte von Elisabeth und ihrem Bruder Ulrich, die in diesem Roman erzählt wird. Während Elisabeth erst Kunst studiert und dann in einem Kombinat einen Zirkel malender Arbeiter leitet, will Ulrich, ihr jüngerer Bruder zu Konrad ausreisen, ihrem älteren Bruder, der in Hamburg lebt. Ein Entschluss, der Elisabeth erst schockiert und den sie Ulrich schließlich doch ausreden kann.

Im eigenen Leben von Brigitte Reimann ist es ihr Bruder Lutz, der die Familie 1960 Richtung Westen verlässt. Ein autobiografisches Ereignis also, das die Grundlage für diesen eindrucksvollen Roman bildet, den es in verschiedenen Fassungen gibt. 1963 erstmals erschienen, wird 2023 eine Neuausgabe auf Grundlage des Originalmanuskripts veröffentlicht, das ein Jahr zuvor bei der Sanierung eines Hauses in Hoyerswerda gefunden worden war. Ebenfalls 2023 erscheint mit "Siblings" die erste englische Übersetzung eines Romans von Brigitte Reimann.

Buchcover "Die Geschwister", das Cover ist in zwei Teile geteilt, ein oberer rosafarbener auf der ein Mann und eine Frau in schwarz-weiß zu sehen sind und ein unterer hellblauer, auf dem der Titel steht
Brigitte Reimanns Roman "Die Geschwister" wurde 2023 neu veröffentlicht. Bildrechte: Aufbau Verlag

Angaben zum Buch (zum Aufklappen)

Brigitte Reimann: "Die Geschwister"
Aufbau Verlag
224 Seiten
ISBN: 978-3-351-04204-2

Redaktionelle Bearbeitung: Hanna Romanowsky

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