Alt und neu Rund um Erfurt und Weimar: Sechs Theater-Highlights im Januar 2025
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20. Dezember 2024, 14:22 Uhr
Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Thüringen gibt es auch 2025 wieder viele spannende Aufführungen. In Weimar zeigt eine Oper modernen Lifestyle in der Anna-Amalia-Bibliothek und es wird im Ballhaus getanzt. In Erfurt versuchen zwei Stücke ins Leben junger Menschen hineinzublicken. In Jena und Gera regen beeindruckend albtraumhafte Szenen zum Nachdenken an. Hier sind unsere Tipps für den Januar mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Ihnen kein Highlight entgeht:
Inhalt des Artikels:
- Performance in Weimar: "Le Bal" am Deutschen Nationaltheater
- Schauspiel in Jena: "Rhapsody" am Theaterhaus
- Schauspiel in Erfurt: "Definitiv vielleicht" am Theater Schotte
- Tanztheater in Gera: "Shadow of Blaubart" von Thüringer Staatsballett
- Figurentheater in Erfurt: "Iphigenie Königskind" am Theater Waidspeicher
- Musiktheater in Weimar: "La Cenerentola" am Deutschen Nationaltheater
- FÜR KURZENTSCHLOSSENE:
- Musiktheater in Weimar: "Salome" am Deutschen Nationaltheater
Performance in Weimar: "Le Bal" am Deutschen Nationaltheater
Die Idee ist schlicht und genial: die Geschichte mit Musik und Tanz zu erzählen. "Le Bal" von Théâtre du Campagnol hat schon verschiedene Versionen hervorgebracht. In Weimar wurde gleich ein ganzes Jahrhundert eingefangen, von 1923 bis 2023, inklusive NS- und DDR-Zeit. Auf der Bühne ist ein Café aufgebaut. Zu Beginn ist der Kellner noch allein. Erst nach und nach kommen die Gäste, reichlich verwirrt. Schließlich kommt auch die Band dazu, die wunderbare Versionen bekannter Songs spielt und übereinanderblendet. Dann wird getanzt, immer fröhlich, immer in anderen Konstellationen, sodass sich nur allmählich Paare zueinander finden. Die schrecklichen Momente der Geschichte werden dabei natürlich sichtbar, aber laufen eher im Hintergrund mit. Kritiker Michael Helbing ist in der "Thüringer Allgemeinen" begeistert von der Leistung des Weimarer Schauspiel-Ensembles, das sich statt viel Text vor allem Tanzschritte merken musste.
Weitere Informationen
"Das Ballhaus (Le Bal)"
nach einer Idee des Théâtre du Campagnol
Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Dauer: 120 Minuten, keine Pause
Termine:
16. Januar, 19:30 Uhr
Schauspiel in Jena: "Rhapsody" am Theaterhaus
In der vergangenen Spielzeit hat das Theaterhaus Jena deutschlandweit viel Aufmerksamkeit erhalten. Nachdem eine Produktion zum renommierten Theatertreffen eingeladen wurde, haben alle großen Medien über dieses besondere Haus berichtet, an dem übrigens auch Stars wie Claudia Bauer und Rainald Grebe gearbeitet haben (bevor sie so richtig cool wurden). Nun hat ein neues Team die Geschicke am Haus übernommen, das aber den alten Idealen verbunden zu bleiben scheint. Mit "Rhapsody" haben sie sich inzwischen auch künstlerisch vorgestellt. "Ein Fiebertraum über die Beschaffenheit unserer Welt und was diese der jungen Generation zu bieten hat" – so beschreibt MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling das Stück. Es erzählt keine Handlung im klassischen Sinne, sondern reiht eher surrealistische und (alb)traumhafte Szenen aneinander. "Sie spielen zwar einen irren Fiebertraum, aber sie bleiben dabei immer Herrinnen und Herren des Geschehens. Weil sie, von der Regie gut geführt, immer genau wissen, was sie da tun und überzeugt sind von dem, was sie da spielen, singen und teilweise auch tanzen", so Schilling, den vor allem begeistert, dass der Theaterabend gekonnt den Finger in die Wunden unserer Zeit legt und so zu Debatten anregt.
Weitere Informationen
"Rhapsody"
Adresse:
Theaterhaus Jena
Schillergässchen 1
07745 Jena
Dauer: 85 Minuten, keine Pause
Termine:
16. Januar, 20 Uhr
17. Januar, 20 Uhr
18. Januar, 20 Uhr
Schauspiel in Erfurt: "Definitiv vielleicht" am Theater Schotte
Wer sich nicht mehr so recht an seine Jugend erinnern kann, wie es war als Pubertierender; oder wer erkennt, dass Teenager heutzutage doch anderes durchmachen als man selbst, der sollte "Definitiv vielleicht" sehen. Die jungen Mitglieder des Erfurter Jugendtheaters Schotte erzählen hier in kurzen und schnellen Szenen von ihrem Alltag: vom Leben mit Social Media, wo auch ständig die Eltern aktiv sind, von Pickeln und vor allem erzählen die Jugendlichen, was sie sich selbst wünschen: Aufmerksamkeit, Verständnis und manchmal etwas Freiheit. Was sie nicht brauchen, sind übrigens Markenklamotten und Ratschläge von zu alten Menschen (was alles über 25 sein dürfte). Die Szenencollage lebt vor allem von einer großen Energie und einem hohen Tempo, berichtet Esther Goldberg in der "Thüringer Allgemeinen" nach dem Besuch der Generalprobe.
Weitere Informationen
"Definitiv Vielleicht!"
Adresse:
Schotte e.V.
Schottenstraße 7
99084 Erfurt
Dauer: 60 Minuten, keine Pause
Termine:
17. Januar, 20 Uhr
18. Januar, 20 Uhr
Tanztheater in Gera: "Shadow of Blaubart" von Thüringer Staatsballett
Die Moderne hat bewiesen, dass das grausame Märchen über den Ehefrauen ermordenden Blaubart leider für viele Menschen trauriger Alltag ist. Das unterstreichen auch die Choreografen Alexander Abdukarimov und Arshak Ghalumyan mit ihrem Ballett "Shadow of Blaubart". Anna heiratet den wohlhabenden Blaubart und folgt ihm auf sein Anwesen. Als er einmal verreist, lässt er die Burg in ihren Händen. Sie darf alles ansehen, bis auf ein Zimmer – denn das zeigt, wie gefährlich diese Beziehung sein kann, ja, sogar tödlich. In Gera wird das französische Märchen ins 20. Jahrhundert verlegt und schon mit Kostümen und Bühnenbild werden Assoziationen zu partnerschaftlicher Gewalt geweckt. Zur Musik von Rachmaninow, Debussy oder Elgar erzählt das Ballett die Geschichte ziemlich klar nach, aber spart ebenso wenig mit Andeutungen: Beim Ball wird den Frauen beiläufig an die Kehle gegriffen. Kritikerin Angelika Bohn lobt in der "Thüringer Allgemeinen", wie ausdifferenziert das Stück in allen Facetten sei, wie hoch das Niveau und wie gut der Abend gleichzeitig ein Märchen erzähle und politische Fragen stelle.
Weitere Informationen
"Shadow of Blaubart"
Ballett von Alexander Abdukarimov und Arshak Ghalumyan
Adresse:
Theater Gera
Theaterplatz 1
07548 Gera
Dauer: 120 Minuten, eine Pause
Termine:
26. Januar, 18 Uhr
Figurentheater in Erfurt: "Iphigenie Königskind" am Theater Waidspeicher
Wie viele Kinder auf der Welt kennen wohl dieses Gefühl, zwischen den Eltern hin- und hergerissen zu sein, die sich streiten. Ähnlich geht auch Iphigenie – wenngleich der Streit ihrer Eltern kaum vergleichbare Auswirkungen hat: Im antiken Griechenland ist Agamemnon mit der Flotte auf dem Weg, um gegen Troja zu ziehen. Um für besseren Wind zu sorgen, will er seine Tochter Iphigenie opfern. Mutter Klytaimnestra rächt sich später und ihr Sohn Orest später seinen erschlagenen Vater (diese Geschichte wird gelegentlich auch sehenswert am nahen Theater Schotte gespielt), schließlich geht es um große Geschlechterfragen. Aber in dem Moment, in dem Iphigenie geopfert wird, geht es erst mal nur um eine Tochter. Das Stück "Iphigenie Königstochter" der niederländischen Autorin Pauline Mol versucht nachzuvollziehen, warum Iphigenie das überhaupt mit sich machen lässt, warum sie nicht gegen ihre eigene Opferung protestiert. Am Theater Waidspeicher wird das bild- und spielstark von Matthias Thieme inszeniert: Iphigenie wird von einer halbhohen Gliederpuppe dargestellt, während die Erwachsenen vom Ensemble mit antiken Masken verkörpert werden. "In dieser knappen Stunde schaffen Thieme und seine Spieler einen strengen, konzentrierten Kunstraum, in dem die Darsteller mit ihrer gezirkelten, wie auf dem Kothurn ausgestellten Körpersprache so überzeugen wie, im Kontrast, die kindliche Anmut der Puppe", meint der Kritiker Henryk Goldberg in der "Thüringer Allgemeinen". Ob das Leid der jungen Frau wirklich nachvollziehbar ist, kann auch dieser Abend nicht beantworten. Aber für alle, die auf Happy Ends stehen, sei hier noch kurz verraten: Die Götter verschonen sie.
Weitere Informationen
"Iphigenie Königskind" von Pauline Mol
Adresse:
Theater Waidspeicher
Domplatz 18
99084 Erfurt
Dauer: 55 Minuten, keine Pause
Termine:
21. Januar, 19:30 Uhr
Musiktheater in Weimar: "La Cenerentola" am Deutschen Nationaltheater
Es ist eine Narbe im kulturellen Gedächtnis der Klassikstadt Weimar, die auch eine Erfolgsgeschichte birgt: Vor 20 Jahren, im September 2004, brannte die Anna Amalia Bibliothek in Weimar, die vor Jahrhunderten als Zeichen des Humanismus gegründet wurde. Inzwischen wurde sie wieder aufgebaut. Diese Ereignisse nimmt Regisseur Roland Schwab als Folie für seine stimmige Inszenierung von Rossinis "Aschenputtel"-Oper: Die Stiefschwestern brennen die Bibliothek ab, während sie für Social Media filmen. Aus der Asche steht der frühere Bibliotheksdirektor Goethe auf und verkuppelt den späteren Großherzog Carl August. Am Ende deutet sich dann sogar als dystopische Zukunft die Abgründe unserer Gegenwart an. MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschwesky spricht schon von einer Kult-Inszenierung, die von einem spielerisch wie gesanglich hervorragendem Ensemble getragen wird. Im Januar kehrt die Produktion zurück in den Spielplan.
Weitere Informationen
"La Cenerentola"
Komische Oper von Gioacchino Rossini
Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Dauer: 195 Minuten, eine Pause
Termine:
5. Januar, 16 Uhr
17. Januar, 19:30 Uhr
FÜR KURZENTSCHLOSSENE:
Musiktheater in Weimar: "Salome" am Deutschen Nationaltheater
"Salome" gehört sicherlich zu den besten Werken des Musiktheaters: Oscar Wilde hat auf Grundlage einer biblischen Anekdote ein lyrisches und symbolstarkes Drama geschrieben, das Richard Strauss mit seiner verdichteten, expressiven Musik vertont hat. Das Deutschen Nationaltheater Weimar lässt bei der Neuproduktion keine Wünsche offen, so der Kritiker Joachim Lange in "Concerti": Unter der Leitung von Dominik Beykirch "läuft das Thüringer Spitzenorchester zur Hochform auf". Auch das Ensemble auf der Bühne zeigt sich in Topform, allen voran Tamara Banješević in der Titelpartie. Sie verlangt den Kopf des inhaftierten jüdischen Propheten Jochanaan, nachdem sie für ihren Stiefvater Herodes getanzt hat. In Weimar wird die Geschichte jedoch nicht einfach als psychologisches Drama gezeigt, sondern als psychologisierende Allegorie: Die Inszenierung taucht ein in das Innere der menschlichen Seele, die hier einem schwarzen Abgrund gleicht, in dem sich tierische Wesen umkreisen. Neben der grandiosen Musik bietet der Opernabend auch eindrückliche Bilder. Im Dezember wird die Inszenierung zum letzten Mal gespielt.
Weitere Informationen
"Salome"
Oper von Richard Strauss nach Oscar Wilde
Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Dauer: 105 Minuten, keine Pause
Termine:
28. Dezember, 19:30 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 05. Dezember 2024 | 22:10 Uhr