Auf einer blau erleuchteten Bühne hocken mehrer Personen in weißen Kleidern.
Das Ballett des Sorbischen National-Ensemble hinterfragt (die eigene) Identität. Bildrechte: Ivana Pižga

Empfehlungen Theater im März 2025: 6 Theater-Highlights in Dresden und der Lausitz

25. Februar 2025, 11:19 Uhr

Im März 2025 erwarten Sie unvergessliche Theatermomente: In Dresden gibt es eine ideale Bühnenadaption von Kafkas "Schloss". Ein Festival gibt weiblichen Perspektiven Raum. In Zittau sind Produktionen aus dem Dreiländereck zu Gast. Und in Bautzen wird über Identität und Tradition getanzt. Entdecken Sie unsere regelmäßig aktualisierten Theatertipps – mit aktuellen Terminen und Adressen!

Schauspiel in Dresden: "Das Schloss" nach Kafka

Ein Landvermesser kommt in einen kleinen Ort, ein Dorf neben einem Schloss. Er scheint einen klaren Auftrag zu haben, doch er schafft es nicht, in das Schloss vorzudringen – die Bürokratie macht jedes Vorwärtskommen unmöglich. K., so wird der Landvermesser genannt, muss warten und sich mit der seltsamen Dorfgemeinschaft arrangieren. In Dresden hat der aus Russland stammende Regisseur Maxim Didenko das Romanfragment "Das Schloss" von Franz Kafka auf der Bühne des Dresdner Staatsschauspiels in rätselhafte Bilder übersetzt – und MDR KULTUR-Kritiker Matthias Schmidt ist begeistert: "Ohne Zweifel großes Theater, das die vielen Deutungsmöglichkeiten dieses Kafka-Textes in faszinierende Bilder und Stimmungen übersetzt." Über der Bühne spannt sich eine Kuppel voller Sterne, darunter stehen Kastenbauten und ein rätselhafter Wachturm. Es könnte eine dystopische Zukunft oder eine Parabel für unsere Gegenwart sein. In dieser Szenerie spielt das Ensemble mit höchster Konzentration und in Kostümen, die von Folklore bis Futurismus reichen. "Nach diesem Abend weiß man wieder, was das Wort kafkaesk bedeutet", so Schmidt. 

Weitere Informationen "Das Schloss" nach Franz Kafka

Adresse:
Schauspielhaus
Theaterstraße 2
01067 Dresden

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
11. März, 19:30 Uhr

Figurentheater in Bautzen: "Mein Kampf" am Deutsch-Sorbischen Volkstheater

Verwirrt kommt der junge Mann nach Wien und will eigentlich nur Kunst studieren. Er trifft auf Schlomo Herzl, einen jüdischen Buchhändler, der dem angehenden Künstler ein Bett in einem Männerasyl unter einer Fleischerei besorgt und der den jungen Menschen später tröstet, als die Kunstakademie ihn ablehnt. Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr wird der junge Mann zu dem, was die Welt später fürchten wird. Auch den Titel seines verbotenen Buchs und seinen markanten Bart hat der spätere Diktator von Schlomo Herzl. So zeichnet der ungarische Schriftsteller George Tabori in seiner Groteske das Entstehen von dem Adolf Hitler nach, den die Geschichte später kennt. In Bautzen wird diese Geschichte mit riesigen und kleinen Klappmaulpuppen erzählt. Das unterstreicht den absurden Charakter des Stücks wunderbar, wie der Kritiker Andreas Herrmann in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" beobachtet, "und reißt im Charme des angelegten Witzes mit einem wunderbaren Spielersextett und Puppen von Christof von Büren empathisch mit, ohne sich des Sujets vom Realdrama zu entziehen oder gar platte Analogien einzubauen."

Mehrere Menschen lassen große Puppen auf einer rot erleuchteten Bühne auf Betten tanzen.
In einem Keller wird bei Tabori ein Künstler zu Hitler. Bildrechte: Roman Koryzna

Weitere Informationen "Mein Kampf" von George Tabori

Adresse:
Burgtheater
Ortenburg 7
02625 Bautzen

Termine:
1. März, 19:30 Uhr
21. März, 10 und 19:30 Uhr

Musiktheater in Dresden: "Die Bajadere" an der Staatsoperette

Oper und Operette haben schon immer mit sogenannten Exotismen gespielt: Franz Léhar oder Giacomo Puccini haben in ihren Werken ein China komponiert, das so wohl nur in den europäischen Köpfen existierte und mit der Realität nur bedingt zu tun hatte. Das wirkt heutzutage etwas problematisch und darum wirkt das Stück "Die Bajadere" von Emmerich Kálmán so passend. Die Bajadere sind Kunstfiguren, die indischen Tempeltänzerinnen nachempfunden sind. Ausgerechnet der indische Prinz Radjami verliebt sich in eine dieser Bajaderen. Die Diskrepanz zwischen Bühnenwirklichkeit und Realität scheint ihn dabei nicht zu stören. Und so spielt die Operette wunderbar mit dem Theater selbst, das seinerseits gerne mit der Wirklichkeit spielt. Das überzeugt an der Staatsoperette Dresden, meint der Kritiker Jens Daniel Schubert in der "Leipziger Volkszeitung": Weil Kálmán wunderbar komponieren konnte, die beiden Hauptrollen mit wunderbaren Stimmen ausgefüllt werden und die Regie von Cano Restrepo ein feines Gespür für Situationskomik beweist.

Eine Mann in Anzug will einer Frau in einem opulenten Kostüm einen Blumenstrauß übergeben.
Ausgerechnet ein indischer Prinz verliebt sich in eine indisch angehauchte Bühnenfigur. Bildrechte: Pawel Sosnowski

Weitere Informationen "Die Bajadere"
Operette von Emmerich Kálmán

Adresse:
Staatsoperette
Kraftwerk Mitte 1
01067 Dresden

Termine:
1. März, 19:30 Uhr
2. März, 15 Uhr
12. März, 19:30 Uhr

Tanztheater in Bautzen: "Smy! – bin ich?" am Sorbischen National-Ensemble

Wer bin ich, was macht mich aus? Wie prägen mich Traditionen, meine Herkunft und mein Gruppenzugehörigkeitsgefühl? Diese Fragen stellt sich bewusst oder unbewusst wohl jeder Mensch irgendwie in seinem Leben. Und sorbische Menschen vielleicht besonders, als nationale Minderheit in der Lausitz, die aber als Erste hier zu Hause waren. Das Tanzstück "Smy! – bin ich?" von Gundula Peuthert am Sorbischen National-Ensemble in Bautzen geht diesen Fragen auf eigene Weise nach und beweist dabei viel humorvolle Leichtigkeit. Das Tanzensemble trägt wehende weiße Kleidung, die bei genauem Hinsehen Anleihen von Trachten hat. Über die Lautsprecher sind O-Töne und Zitate zu hören, die sich einerseits mit der sorbischen Identität und andererseits mit Volkstänzen beschäftigen. Dabei treten einzelne Tanzende nach vorne, bewegen sich zu den Texten und testen die Tanzarten aus, wie in einem Experiment. Besonders bemerkenswert vielleicht die Idee, Discofox zum deutschen Volkstanz zu machen, oder eine Art Tanzbattle zu einem Track von Nowa Doba. Immer wieder gibt es auch Gruppenszenen, in denen das Ensemble die Gliedmaßen synchron in weiten Bögen bewegt, voller energiegeladenem Pathos. Es geht eben auch um Gruppenidentität.

Mehrere Menschen in weißen Kostümen bewegen sich mit ausladenden Bewegungen über eine Bühne.
Die Gruppenszenen in "Smy" sprühen vor Energie. Bildrechte: Ivana Pižga

Weitere Informationen "Smy! – bin ich?"
Tanzstück von Gundula Peuthert und Ensemble

Adresse:
Sorbisches National-Ensemble
Äußere Lauenstraße 2
02625 Bautzen

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
21. März, 19:30 Uhr
30. März, 17 Uhr

Festival in Zittau: J-O-Ś am Gerhart-Hauptmann-Theater

Eine Frau in einem Overall auf einer Bühne hält eine gesichtslose, lebensgroße Puppe in den Armen.
Janina Lewandowska war di einzige beim Massaker von Katyn ermordete Frau. Bildrechte: Jarek Poliwko

Mit dem Festival J-O-Ś stärkt das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau gemeinsam mit den Partnern den europäischen Austausch. Am zweiten März-Wochenende werden in Zittau mehrere Gastspiele aus Polen und Tschechien gezeigt. Das Teatr Lalek erzählt in "Lot" mit beeindruckenden Puppen von der polnischen Kriegspilotin Janina Lewandowska, die im Zweiten Weltkrieg gestorben ist. Jaroslav Achab Haidler bringt sein seit Jahren erfolgreich gespieltes Stück "Pan Theodor Mundstock" über einen Juden in der Zeit des Protektorats in Tschechien mit. Und das Lubuski Teatr Zielona Góra spielt ein Stück über Umarmungen, das sich dezidiert an Kleinkinder und Menschen mit sensorischen Empfindlichkeiten wie Autismus richtet.

Weitere Informationen Das Festival J-O-Ś findet im Theater Zittau vom 13. bis zum 16. März statt.

Adresse:
Theater Zittau
Theaterring 12
02763 Zittau

Festival in Dresden: "frau*macht theater." am Societaetstheater

Am 8. März wird wie jedes Jahr der internationale Frauentag begangen und das Societaetstheater in der Dresdner Neustadt stellt sein Programm für einen Monat unter das Motto "frau*macht theater." und zeigt verschiedene Facetten und Perspektiven von Frauen und nicht-männlichen Persönlichkeiten. Auf dem Spielplan stehen viele musikalische Shows und Lesungen. Die Akrobatinnen Lotta und Stina erzählen von ihrem Zirkusleben und ihrer Freundschaft. Im Puppenspiel "Ur-Venus" wird der berühmte archäologische Fund der Venus von Willendorf lebendig. In einer wilden Show untersucht Schauspielerin Vidina Popov mit dokumentarischen und humorvollen Mitteln die Frage nach der Heimat. In ihrem neuen Stück "I am your stalker" untersucht das Trio Kathleen Gaube, Sabine Köhler und Franziska Fuhlrott den Mythos von hartnäckiger Liebe und die Dresdner Tänzerin Katja Erfurth präsentiert ihre neue Arbeit über die bekannte Autorin Maxie Wander.

Drei schwarzgekleidete Personen bewegen auf einem Tisch eine kleine hellbraune Puppe, die an historische Ur-Venus erinnert.
Im Dresdner Societaetstheater bewegt sich die berühmte Ur-Venus. Bildrechte: Barbara Braun

Weitere Informationen Das Festival "frau*macht theater." findet vom 1. bis zum 30. März statt.

Adresse:
Societaetstheater
An der Dreikönigskirche 1a
01097 Dresden

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Schauspiel in Zittau: "Der Geizige" von Molière

In ganz Deutschland gehen Kultur- und Theaterschaffende auf die Straße, um gegen Sparpolitik und Etatkürzungen zu demonstrieren. Am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau wurde das gleich zum inhaltlichen Schwerpunkt der aktuellen Spielzeit. Mit einem starken Coup wollte das Leitungsteam den Namen verkaufen und in Zukunft beispielsweise Coca-Cola-Theater heißen. Das hat gleich für Entrüstung gesorgt und nachdem das nun gescheitert ist, weist Intendant Daniel Morgenroth gleich darauf hin, dass das wohl keine Alternative zur staatlichen Förderung ist. Was deren Wegfall bedeuten würde, verhandelt Schauspieldirektor Ingo Pütz in seiner Inszenierung des französischen Klassikers "Der Geizige" von Molière: Harpagon denkt nur an Geld und daran, seine Kinder in Ehen zwingen, die keine Liebe, sondern nur mehr Reichtum versprechen. Sein Vermögen vergräbt der Geizhals auch lieber, als es seinen Kindern zu gönnen. MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky ist begeistert, wie gut die Geschichte als Parabel zur aktuellen Situation passt: Unter Sparzwang soll da eine Musikerin ein ganzes Quartett ersetzen – und scheitert. Die Bühne besteht nur aus Seilen und einem zu kleinen Stück Kunstrasen, die Kostüme wirken wie traurige Überreste aus besseren Zeiten. Harpagon wird zur Metapher für den sparenden Staat. "Die Schauspielerinnen und Schauspieler zeigen eine gute Ensemble-Leistung. Die Regie ist schlüssig und setzt auf einen derben Volkstheaterstil im Geiste der Commedia dell'arte. Taschentücher voller Rotz – pardon – sind quasi im Dauereinsatz. Das ist eklig-schön", urteilt Stefan Petraschewsky.

Weitere Informationen "Der Geizige" von Molière

Adresse:
Theater Zittau
Theaterring 12
02763 Zittau

Termine:
28. Februar, 19:30 Uhr

Tanztheater in Dresden: "Die sieben Todsünden/100 Leidenschaften"

In der katholischen Lehre galten die Todsünden als Charaktereigenschaften, die Menschen zu sündhaftem Leben verleiteten, beispielsweise Maßlosigkeit oder Zorn. Mit diesem Konzept haben sich auch die Theatergrößen Kurt Weill und Bertolt Brecht, deren "Dreigroschenoper" Theatergeschichte geschrieben hat, beschäftigt, kurz bevor sie vor den Nazis in die USA flohen. Gemeinsam erzählen sie die Geschichte von zwei Annas, die durch amerikanische Metropolen reisen, um Geld für das familiäre Eigenheim zu verdienen – wobei sie mit den Todsünden konfrontiert werden. In der Dresdner Staatsoperette werden die Großstädte von einem labyrinthischen Gerüst symbolisiert. Choreograf und Regisseur Jörn-Felix Alt inszeniert darin revueartig Bilder von Menschenmengen, durch die sich die Annas kämpfen müssen, um am Ende an der Spitze zu stehen. "Die Inszenierung bleibt so der Geschichte treu und übersetzt sie mit viel Power in zeitgemäße Bilder aus den Hinterzimmern der Unterhaltungsindustrie“, urteilt Torben Ibs auf "tanznetz".

Zwei Frauen in identischen Outfits stehen beieinander auf der Bühne.
In "Die Sieben Todsünden" gibt es zwei Annas, die aber nur eine sein sollen. Bildrechte: Pawel Sosnowski

Als Antwort und Gegenstück hat die Staatsoperette den Leipziger Stepptänzer Sebastian Weber und seine Company eingeladen, das Stück "100 Leidenschaften" zu entwickeln. Konrad Kosseleck hat dafür starke Musik geschaffen, die wie Filmmusik und Klangteppich wirkt, die unterschiedlichsten Stile bedient und sich wunderbar mit den Sounds des Tanzes vermischt. Webers Ensemble wird eins mit der Musik und aus der Menge entwickeln sich immer wieder Solo-Momente, in denen die Tanzenden ihre ganze Kunst unter Beweis stellen und zeigen, was sie bewegt. "Da wird auch nicht vor der großen Geste des Ausdruckstanzes zurückgeschreckt. Und die Sache funktioniert hervorragend", meint Kritiker Rico Stehfest in den "Dresdner Neuesten Nachrichten".

Mehrere Personen stehen eng zusammen und bewegen sich.
Die Sebastian Weber Company bildet immer wieder starke Gruppenbilder. Bildrechte: Pawel Sosnowski

Weitere Informationen "Die sieben Todsünden"
Ballett mit Gesang von Kurt Weill und Bertolt Brecht
"100 Leidenschaften"
Eine performative Antwort der Sebastian Weber Dance Company mit Musik von Konrad Koselleck

Adresse:
Staatsoperette Dresden
Kraftwerk Mitte 1
01067 Dresden

Dauer: 125 Minuten, eine Pause

Termine:
25. Februar, 19:30 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. Januar 2025 | 10:15 Uhr

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