Berufseinstieg Fachkraft für Veranstaltungstechnik werden – lohnt sich die Ausbildung?

13. Februar 2023, 14:40 Uhr

Wer als Fachkraft für Veranstaltungstechnik arbeitet, sorgt im Theater, bei Festivals oder im Fernsehen für den richtigen Ton, das passende Licht und den reibungslosen Ablauf von Aufführungen. Im Rahmen einer Ausbildung kann man den Beruf in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen u.a. am Gewandhaus Leipzig, Theater Magdeburg oder DNT Weimar erlernen. Antworten auf Fragen zur Ausbildung als Fachkraft für Veranstaltungstechnik, zum Gehalt und den Berufschancen gibt es hier:

Was macht eine Fachkraft für Veranstaltungstechnik?

An Theatern, Opern oder Konzerthäusern kümmert sich eine Fachkraft für Veranstaltungstechnik hinter den Kulissen um alle technischen Aspekte auf der Bühne. Sie sorgen für das passende Licht, den richtigen Ton und den reibungslosen sowie sicheren Ablauf von Veranstaltungen.

Am Gewandhaus Leipzig übt Valentin Bergmann als angehende Fachkraft für Veranstaltungstechnik auch Tätigkeiten eines Orchesterwarts aus: "Ich baue Proben des Orchesters mit auf, fahre die Instrumente der Musiker in die Thomaskirche und hole sie wieder ab", erzählt er. Da ihn sein Ausbildungsberuf die Konzeptionierung und Durchführung von Veranstaltungen aller Art lehrt, kann sich Valentin vorstellen, später auch auf Großevents wie Festivals oder bei Fernsehproduktionen zu arbeiten.

Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauche ich für Veranstaltungstechnik?

Für die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik ist ein Haupt- oder Realschulabschluss notwendig, manchmal wird auch Abitur verlangt. Gute Kenntnisse in Naturwissenschaften zahlen sich bei der Bewerbung aus und werden beispielsweise auch an Theatern in Dessau, Weimar oder Görlitz erwartet. Als Fachkraft für Veranstaltungstechnik sind außerdem handwerkliches Geschick, technisches Verständnis und Organisationstalent gefragt.

Auch Eigeninitiative sei eine wichtige Eigenschaft für angehende Veranstaltungstechniker*innen, betont Azubi Valentin Bergmann: "Probleme ansprechen und Fragen stellen können, sind Fähigkeiten, die einen eher weiterbringen, als ein Nerd in Elektrotechnik oder Akustik zu sein." Aus seiner Sicht lerne man alles Fachliche schließlich während der Ausbildung.

Wo kann man den Beruf Fachkraft für Veranstaltungstechnik erlernen?

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es viele Theater, Opern und Konzerthäuser, die Fachkräfte für Veranstaltungstechnik ausbilden. Einige dieser Ausbildungsbetriebe sind:

Eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik ist auch in Privatunternehmen möglich. Azubi Valentin Bergmann empfiehlt aber eine Bewerbung an kommunalen Theatern und Kulturbetrieben: "In der freien Wirtschaft kommt es schon in der Ausbildung eher zu Überstunden und Nachtarbeit, was im öffentlichen Dienst seltener der Fall ist. Dort sind die Arbeitsbedingungen meistens besser."

Wie läuft die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik ab?

Die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik dauert drei Jahre, beginnt in der Regel am 1. September und ist in schulische sowie praktische Abschnitte gegliedert. Auszubildende eignen sich im Unterricht an der Berufsschule Wissen über Bühnen- und Sicherheitstechnik, Beschallung, Beleuchtung und Stromversorgung an und können das Gelernte in ihrem Ausbildungsbetrieb praktisch umsetzen, z.B. die Bedienung, Wartung oder den Transport von ton- und lichttechnischen Anlagen üben.

Das theoretische und praktische Wissen wird im zweiten Ausbildungsjahr mit einer Zwischenprüfung getestet. Vollendet wird die staatlich anerkannte Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik mit einer Abschlussprüfung, die durch eine Industrie- und Handelskammer abgenommen wird.

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Was verdient man in der Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik?

An Theatern, Opern und Konzerthäusern, die vom Bund oder den Kommunen betrieben werden, wird die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik nach dem geltenden Tarifvertrag bezahlt. Aktuell beginnt die Ausbildung mit einem Brutto-Gehalt von 1.068,26 Euro im Monat, steigt etwas im zweiten Lehrjahr und endet mit 1.164,02 Euro im letzten Ausbildungsjahr (Stand 2023). Bei einer Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik in Privatunternehmen ist das Monatsgehalt häufig geringer, der Mindestsatz liegt bei 620 Euro für das erste Ausbildungsjahr.

Was verdient man als Fachkraft für Veranstaltungstechnik?

Wer nach der abgeschlossenen Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik eine Stelle im öffentlichen Dienst antritt, z.B. in einem kommunalen Theater arbeitet, wird nach Tarifvertrag bezahlt und verdient im ersten Jahr brutto 2.576,20 Euro im Monat, nach fünf Jahren 3.184,15 Euro (Entgeltgruppe E5 TVöD, Stand 2023).

In Privatunternehmen kann die Höhe des Einkommens stark variieren, abhängig von Faktoren wie der Branche, Region, Weiterbildung oder Berufserfahrung. Im Schnitt lag das Bruttoengelt für vollzeitbeschäftigte Veranstaltungstechniker*innen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Jahr 2022 laut einer Statistik der Agentur für Arbeit zwischen 2.840 und 2.922 Euro.

Wie sind die Arbeitszeiten als Fachkraft für Veranstaltungstechnik?

Wer Fachkraft für Veranstaltungstechnik werden will, sollte zu flexiblen Arbeitszeiten bereit sein. "Das ist ein prägendes Ding bei der Ausbildung: Du arbeitest dann, wenn andere feiern. Das heißt: Nacht- und Wochenendarbeit", erklärt Azubi Valentin Bergmann. Es gehöre zum Beruf, auch an Feiertagen wie Weihnachten oder Neujahr im Einsatz zu sein.

"Ich dachte am Anfang, Veranstaltungstechnik bedeutet, nie früh aufzustehen. Aber das stimmt leider nicht", so Valentin. Am Gewandhaus Leipzig sei er als angehende Fachkraft für den Aufbau von Konzerten und Veranstaltungen oft schon früh morgens im Einsatz. "Um einen Puffer einzubauen, falls etwas bei den Proben schiefgeht", erklärt der Azubi.

Ist die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik in Teilzeit möglich?

Die Ausbildung zur Fachktaft für Veranstaltungstechnik findet in der Regel in Vollzeit statt. Wer weniger als 39 Stunden in der Woche arbeiten kann oder will, muss das vorab sowohl mit dem auszubildenden Betrieb als auch der Berufsschule abstimmen. Wird pro Tag oder Woche weniger gearbeitet, verlängert sich die Ausbildungsdauer von drei Jahren allerdings entsprechend. Auch nach abgeschlossener Ausbildung ist die Arbeit in Teilzeit möglich: 2022 wählten laut einer Statistik der Agentur für Arbeit 23 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Veranstaltungstechniker*innen das Teilzeit-Modell.

Wo kann ich als Fachkraft für Veranstaltungstechnik arbeiten?

Veranstaltungstechniker*innen werden nicht nur an Theatern, Opern und Konzerthäusern gebraucht, sondern auch beim Fernsehen, auf Festivals oder in Messe- und Veranstaltungsunternehmen. Durch eine Weiterbildung zum Veranstaltungsmeister oder zur Bühnen- oder Beleuchtungsmeisterin erhöhen sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich. Außerdem besteht neben einer klassischen Anstellung mit etwas Berufserfahrung die Option, sich mit einem eigenem Betrieb selbständig zu machen.

"Du kannst mit Bands eine Tour mitfahren oder an einem festen Haus arbeiten. Worauf hast du Lust? Darauf kommt es am Ende an", sagt der Auszubildende Valentin. Die Auswahl an Einsatzbereichen für Techniker*innen sei riesig. Er könne sich vorstellen, erstmal auf Festivals zu arbeiten, denn diese suchten seit der Corona-Pandemie händeringend Personal.

Frau mit Kopfhörern überprüft Kamera und Ton
Neben dem Theater werden Fachkräfte für Veranstaltungstechnik auch im Film und Fernsehen gebraucht. Bildrechte: MDR/ Maurice Demandt

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag als Fachkraft für Veranstaltungstechnik aus?

Als angehende Fachkraft für Veranstaltungstechnik beginnt für Valentin Bergmann am Gewandhaus Leipzig der Arbeitstag jeden Tag anders, erzählt er: "Erstmal heißt es ankommen und gucken, was ansteht. Sind heute Orchesterproben geplant? Was wird für diese gebraucht? In welchem Saal finden Konzerte statt?" Wenn diese Fragen geklärt sind, übernimmt der Azubi gemeinsam mit Kolleg*innen den Orchesteraufbau für Proben und Konzerte.

Das umfasst u.a. den Transport von größeren Instrumenten wie Harfen oder Kontrabässen, das Aufstellen von Stühlen und Notenpulten im Saal oder die Montage von Pultlichten. Wenn Mitschnitte von Konzerten gebraucht werden, übernimmt Valentin als Azubi häufig die Mikrofonierung des Orchesters. Ist das Konzert vorbei, gehört der Abbau der Bestuhlung oder Technik zu seinen den Aufgaben.

Am meisten Spaß macht ihm bei seiner Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik die Beleuchtung, etwa bei Erlebniskonzerten für Kinder. "Da arbeite ich auch mal mit Schauspielern und Regisseuren zusammen und habe ein bisschen kreativen Output", erklärt er.

Für wen eignet sich der Beruf Fachkraft für Veranstaltungstechnik und für wen nicht?

"Der Beruf ist spannend für alle, die keinen Bock auf Büro oder auf Kundenkontakt wie beim Friseur haben", sagt Azubi Valentin Bergmann. "Du musst hier keinen Anzug tragen und kannst auch deinen Iro behalten. Das ist vielleicht für manche junge Leute wichtig". Valentin animiert vor allem Frauen dazu, sich als Fachkraft für Veranstaltungstechnik zu bewerben, da die Branche noch immer männlich dominiert sei.

Menschen mit Höhenangst sollten sich eine Bewerbung als Fachkraft für Veranstaltungstechnik gut überlegen. Denn ein Teil der Ausbildung und des Berufs sei das Rigging, so Azubi Valentin Bergmann: "Das betrifft alles, was mit Klettern und Motoren zusammenhängt", etwa die Installation von Lasten wie Scheinwerfern in der Höhe oder das Herablassen von Kulissen und Mikrofonen auf die Bühne. Deswegen sollten angehende Veranstaltungstechniker*innen unbedingt schwindelfrei sein.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | "Fakt ist" - Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen im Handwerk | 11. September 2023 | 22:10 Uhr

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