Mann sitzt am Computer-Arbeitsplatz
Absolviert in Merseburg eine Ausbildung zum Bauzeichner: Tim Strobach Bildrechte: MDR/Emma Mack

Ausbildungsberufe im Porträt Kultur-Berufe am Bau: Was macht ein Bauzeichner im Architekturbüro?

19. Februar 2024, 17:29 Uhr

Die Frage, welcher Beruf zu mir passt, ist für viele nicht leicht zu beantworten, wenn man sehr vielfältige Interessen hat. Der Kulturbereich bietet hier attraktive Möglichkeiten: Es gibt Berufe, in denen sich das Interesse für Kultur und der Wunsch nach einem handfesten Beruf kombinieren lassen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, historische Kirchen, Schlösser oder Fachwerkhäuser nach alten Traditionen zu restaurieren oder die kühne Vision einer Architekt*in Wirklichkeit werden zu lassen. Ein solcher Beruf ist der des Bauzeichners. Bauzeichner gelten als Schnittstelle zwischen den Architekten, die Gebäude designen und planen, und den Handwerken auf der Baustelle, die diese Ideen in die Realität umsetzen. Hier sind alle wichtigen Infos zu Ausbildung, Gehalt und den Berufschancen eines Bauzeichners zu finden.

Was macht ein Bauzeichner?

Bauzeichner entwerfen und erstellen technische Zeichnungen, Pläne und Modelle für Bauprojekte. Dafür arbeiten sie eng mit Ingenieuren, Architekten und anderen Bauprofis zusammen, um die Anforderungen und Spezifikationen des Projekts zu verstehen und dann perfekt in eine technische Zeichnung übersetzen zu können. Sie sind dafür zuständig, dass alle, die am Bau eines Gebäudes mitwirken, auch genau wissen, wie die Konstruktion aussehen soll.

Die Zeiten, in denen Baupläne mit Bleistift auf Papier gezeichnet wurden, sind schon lange vorbei. Heute werden Grundrisse mithilfe von sogenannten CAD-Programmen, also computergestützt, entwickelt. So haben Bauzeichner die Möglichkeit, ihre Skizzen gleich auch virtuell dreidimensional darzustellen. Tim Strobach ist Auszubildender im dritten Lehrjahr im Architektenbüro Klappbach in Merseburg – gerade arbeitet er an dem Entwurf für ein neues Gebäude einer Autobahnbehörde.

Mann zeigt etwas am Computer
Der angehende Bauzeichner Tim Strobach (vorn) mit seinem Ausbilder Martin Hahn. Bildrechte: MDR/Emma Mack

Das Besondere am Beruf des Bauzeichners ist, dass er sowohl eine technisch-bürokratische, wie auch eine kreative Seite hat. Bauzeichner müssen die örtlichen Bauvorschriften und Standards genau kennen und sicherstellen, dass die erstellten Pläne diesen Vorschriften entsprechen. Auf der anderen Seite können sie in Absprache mit den Architekten auch in den Prozess der Gestaltung des Gebäudes eingreifen. Sie haben beispielsweise die Möglichkeit mitzuentscheiden, welche Materialien und Farben verwendet werden oder welches Dach auf dem Haus gut aussieht.

Für Tim ist es nicht die erste Ausbildung. Nach seinem Abitur hat er Bankkaufmann gelernt, sich dann aber entschieden umzusatteln. Eine gute Entscheidung, findet er: "Bauzeichner zu sein ist sehr abwechslungsreich, auch wenn es ein Bürojob ist. Wir lernen alle Handwerksberufe kennen, müssen uns in allen Bereichen genau auskennen, damit wir planen und uns mit allen Gewerken verständigen können." Sein Ausbilder Martin Hahn ergänzt: "Das ist ganz wichtig, denn man kann alles zeichnen, aber nicht alles bauen. Deshalb brauchen Bauzeichner eine Vorstellung davon, was überhaupt auf der Baustelle von den Handwerkern umsetzbar ist."

Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauche ich als Bauzeichner?

Um eine Ausbildung zum Bauzeichner zu machen, ist kein bestimmter Schulabschluss nötig. Mitbringen sollte man laut Tim aber sehr viel Geduld: "Es gibt Details, die man zeichnet, die sehr lange dauern. Da sieht man nicht immer sofort einen Fortschritt auf dem Plan, aber es steckt sehr viel Arbeit dahinter." Häufig müssen Bauzeichner auch Vermessungen an Projekten vor Ort durchführen. Dann ist es entscheidend, nicht nur über gute Kenntnisse in Mathe zu verfügen, sondern auch fit in der Berechnung der Statik eines Gebäudes zu sein.

Mann steht mit Papierbogen an Maschine
Bauzeichner-Azubi Tim bei der Arbeit in einem Merseburger Architekturbüro Bildrechte: MDR/Emma Mack

"Eine hohe Frustrationstoleranz ist auch ganz wichtig", erklärt Martin Hahn. "Häufig werden von den Auftraggebern Änderungen angemerkt, genau dann, wenn die Zeichnung gerade fertig geworden ist. Und man hat es zu dem Zeitpunkt schon 30 Mal geändert. Das muss man dann gut wegstecken können."

Wie läuft die Ausbildung ab?

Die dreijährige Ausbildung zum Bauzeichner läuft dual ab. Die Azubis lernen im Wechsel sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule den Beruf kennen. Wichtig zu wissen ist, dass man sich schon mit der Wahl des Ausbildungsbetriebs auf einen Bautyp spezialisiert: Es gibt die Bauzeichner für Architektur und Hochbau, Tief- und Landschaftsbau, die sich mit Kanalisationen, Brücken und Straßen beschäftigen und zuletzt die Ingenieurbauzeichner. Ist das Architekturbüro der Wahl auf den Hochbau spezialisiert, wird das auch die Ausrichtung der Ausbildung sein.

Wie hoch ist das Gehalt in der Ausbildung zum Bauzeichner?

Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt für Bauzeichner variiert je nach Ausbildungsjahr: Im ersten Jahr liegt es zwischen 653 und 1.068 Euro, im zweiten Jahr zwischen 818 und 1.230 Euro und im dritten Jahr zwischen 982 und 1.495 Euro.

Ist es leicht, einen Ausbildungsplatz zu finden?

Angehende Auszubildende, die Lust auf den Beruf des Bauzeichners haben, werden aktuell sehr häufig gesucht. Die Bewerberdichte hat in den vergangenen Jahren stark nachgelassen, deshalb freuen sich viele Architekturbüros über Bewerbungen. Um zu erfahren, wo offene Stellen angeboten werden, kann man sich an die Ansprechpartner der IHK wenden.

Wie viel verdiene ich als Bauzeichner?

Durchschnittlich verdient ein Bauzeichner in Deutschland ein Jahresgehalt zwischen 30.000 bis 40.000 Euro brutto.

Wo finde ich als Bauzeichner eine Stelle?

Ein Bauzeichner kann in verschiedenen Sektoren beschäftigt sein. Dazu gehören kommunale Bauämter, Landes- und Bundesbaubehörden, Architektur- und Ingenieurbüros, Baufirmen und Bauträger.

Kann ich mich als Bauzeichner weiterentwickeln?

Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, um sich nach der Ausbildung als Bauzeichner fortzubilden. Dazu zählen der Techniker, der Fachwirt oder natürlich auch ein weiterführendes Studium im Bereich Bauingenieurwesen oder Architektur. Liegt einem der kaufmännische, planerische Aspekt des Berufs, ist ein technischer Fachwirt eine interessante Möglichkeit, sich für weitere Aufgabenbereiche im Job zu qualifizieren.

Tim möchte nach seiner Ausbildung eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Bautechniker machen. So hat er die Möglichkeit, sich fachlich noch weiter zu spezialisieren und später auch Führungsaufgaben im Bauwesen zu übernehmen. Die Weiterbildung dauert in Vollzeit zwei Jahre, in Teilzeit drei bis vier Jahre.

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