Berufe im Porträt Jobs am Theater: Regieassistenz – ein Organisationstalent hinter den Kulissen
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13. Februar 2024, 12:24 Uhr
Am Theater gibt es viele Berufe. Die Regieassistenz sorgt dafür, dass bei den Proben und später bei der Aufführung alles reibungslos funktioniert. Wie genau unterstützt sie die Proben? Welche Aufgaben genau hat eine Regieassistentin oder Regieassistent? Antworten auf diese Fragen und zu Bewerbung, Ausbildung und Gehalt gibt es hier. Dazu haben wir mit einer Regieassistentin am Theater Altenburg-Gera gesprochen.
Inhalt des Artikels:
- Was macht eigentlich eine Regieassistenz?
- Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauche ich als Regieassistenz?
- Wie kann man Regieassistenz werden?
- Was verdient eine Regieassistenz?
- Wie sind die Arbeitszeiten als Regieassistenz? Gibt es Teilzeitmodelle?
- Wie gefragt ist der Beruf der Regieassistenz? Gibt es viele Stellenangebote?
- Wie sieht ein typischer Arbeitstag einer Regieassistenz aus?
- Für wen eignet sich der Beruf der Regieassistenz? Für wen eher nicht?
Wer muss am nächsten Tag alles bei der Morgenprobe dabei sein? Wann sind die Anproben? Und auf welches Stichwort erfolgt der Lichtwechsel? An den Produktionen an deutschen Theatern arbeiten oft zahlreiche Menschen zusammen, die im richtigen Moment genau das richtige tun müssen. Wochenlang wird an diesen Abläufen gefeilt. Die Regieassistenz sorgt für einen reibungslosen Ablauf der Proben und sichert das Gelingen der weiteren Aufführungen am Abend.
Was macht eigentlich eine Regieassistenz?
"Ich bin die Schnittstelle zwischen der künstlerischen Arbeit auf der Probe und der ganzen Organisation, die rund um die Probe und die Produktion stattfindet", fasst Josephine Geissert ihren Job zusammen. Seit 2020 arbeitet sie am Theater Altenburg-Gera als Regieassistenz – dort heißt die Stelle allerdings Bühnenmanagerin.
Als solche begleitet sie alle Proben und notiert die Entscheidungen, die dort getroffen werden. In ein Regiebuch schreibt sie beispielsweise, wer zu welchem Zeitpunkt durch einen Aufgang die Bühne betritt. "Ich bin Teil des Regieteams und kann ein zweites Paar Augen für den Regisseur oder die Regisseurin sein", so Geissert.
Abseits der Proben organisiert die Regieassistenz mit den anderen Abteilungen: "Wann immer unsere Proben Anforderungen an unsere Gewerke – Requisite, Maske, Bühnentechnik – ergeben, gebe ich das weiter. Andersherum bin ich für die Gewerke auch die Ansprechpartner, wenn diese sich etwas nicht vorstellen können anhand ihrer Unterlagen oder wenn sie Fragen zum Konzept haben."
Außerdem ist Geissert als Regieassistenz für die Probenplanung verantwortlich. An Häusern wie dem Theater Altenburg-Gera ist das auch eine besondere Herausforderung. Denn die Proben für Schauspiel-Inszenierungen finden zwar in Altenburg statt, doch die Kostüme müssen in Gera anprobiert werden. Auch so etwas muss sie im Blick behalten.
Welche Fähigkeiten und Qualifikationen brauche ich als Regieassistenz?
In dem Beruf Regieassistenz geht es immer um Menschen. "Man muss ziemlich empathisch sein, sich gut auf Menschen einstellen können, weil ich bin ja die Schnittstelle; ich bin die, die vermittelt", meint Josephine Geissert. Diplomatie und Kompromisse sind bei den unterschiedlichen Anforderungen gefragt. Denn oft ist keine Zeit mehr für ein Extra am Kostüm, und die Regieassistenz muss die anderen Menschen davon überzeugen, warum sich die Mühe doch lohnt.
Eine Regieassitenz muss auch immer den Überblick behalten können und gerne viel organisieren. "Man muss da schon viel Freude dran haben", so Geissert, "weil wenn man gerade einen guten Plan gemacht hat, reicht eine neue Information und man muss alles neu planen."
Wie kann man Regieassistenz werden?
Es gibt keinen klassischen Weg in die Regieassistenz. Viele Regieassistenten haben studiert und oft Abschlüsse in Germanistik oder Theaterwissenschaft. Ein Studium ist gerne gesehen aber nicht zwingend Voraussetzung. Viel wichtiger sind Erfahrungen am Theater selbst.
Die werden meistens während Praktika oder Hospitanzen gesammelt. "Ich war, wie so viele, in einem Theaterjugendclub", erzählt Regieassistenz Josephine Geissert. Dann habe sie zunächst Marketing und Kommunikation studiert. "Ich habe dann aber schnell festgestellt, dass ich nicht ohne das Theater sein möchte." Also hat sie Praktika in der Marketing-Abteilung absolviert und die Abläufe genauer kennengelernt. Später hat sie sich am Mittelsächsischen Theater Freiberg-Döbeln auf eine ausgeschriebene Stelle beworben – und wurde angenommen.
Was verdient eine Regieassistenz?
Eine Regieassistenz ist über den sogenannten Normalvertrag Bühne angestellt – der gleiche Tarifvertrag, der auch für Schauspieler oder Sängerinnen gilt. Das Einstiegsgehalt liegt in der Regel bei 2.750 Euro. Je nach Erfahrung kann das Gehalt aber auch nachverhandelt werden beziehungsweise steigt es mit den Jahren.
Wie sind die Arbeitszeiten als Regieassistenz? Gibt es Teilzeitmodelle?
Ein Teilzeitmodell ist für die Regieassistenz nur schwer umsetzbar, da meist nur eine Person assistiert und daher immer an den Proben morgen und abends teilnehmen muss. Je näher die Premiere rückt, desto stressiger kann der Probenalltag werden. Ein Arbeitstag für Josephine Geissert kann dann auch mal zehn oder 12 Stunden lang sein.
Doch die Regieassistenz betont, dass sie zum Ausgleich auch entspanntere Phasen hat. "Ich weiß, dass hier am Theater darauf geachtet wird. In der Endprobenwoche gibt es viel Stress, weil es fertig werden muss, dann weiß ich, dass es danach eine Phase der Entspannung gibt." Josephine Geissert arbeitet daher nicht nur als Regieassistenz, sondern sorgt bei Vorstellungen als Inspizientin oder als Spielleiterin für reibungslose Abläufe. Sie schlittert also nicht von einer Produktion in die nächste. Das ist aber nicht vertraglich geregelt und sollte vorher geklärt werden, betont sie.
Wie gefragt ist der Beruf der Regieassistenz? Gibt es viele Stellenangebote?
An jedem Theater wird oft mehr als eine Regieassistenz gebraucht. Für viele ist diese Stelle auch ein wichtiger Schritt, um selbst Regisseurin zu werden. Viele Häuser ermöglichen ihren Assistenten auch Chancen, selbst zu inszenieren. Daher bleiben Stellen oft nur kurz besetzt, weil viele dann nicht mehr assistieren.
Der Beruf der Regieassistenz ist also gefragt, meint Geissert: "Vor allem gute Assistenten, also erfahren und sicher." Gute Assistentinnen sorgen auf und abseits der Proben für beste Voraussetzungen – an den meisten Häusern wird das sehr geschätzt.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag einer Regieassistenz aus?
Im Zentrum eines Arbeitstages stehen für die Regieassistenz die Proben, unter der Woche jeweils eine morgens und eine abends. Meistens beginnen sie 10 und 18 Uhr und dauern je nachdem drei oder vier Stunden inklusive Pausen. "Eine halbe Stunde vorher ist man da und richtet alles ein, die Requisiten und das Bühnenbild", erzählt Josephine Geissert. Je nach Produktion kann es unterschiedliche Bühnenelemente geben (wie Treppen), die in jeder Szene anders stehen können und bespielt werden.
"Bei Vormittagsproben kläre ich mit unserem künstlerischen Betriebsbüro schon, was für den nächsten Tag auf dem Tagesplan stehen muss", so Regieassistenz Geissert weiter. Der Tagesplan ist zentral an einem Theater: Direkt am Bühneneingang wird er in einen Schaukasten gehängt. Dort steht, wer bei welcher Probe dabei sein oder später dazukommen muss. Wenn beispielsweise zwei unterschiedliche Szenen geprobt werden, müssen nicht alle schon um 10 Uhr da sein.
Zwischen den Proben tauscht sich die Regieassistenz noch mit den Gewerken aus. Sie gibt Informationen weiter oder arrangiert Treffen mit Kostümbildnern oder Bühnenbildnerinnen – die meist nur Gast am Haus sind und die Menschen nicht kennen. In der Hochzeit der Proben kann der Arbeitstag für eine Regieassistenz also sehr lang werden. Auch nach den Proben bringt Josephine Geissert ihre Notizen im Regiebuch noch auf den neuesten Stand.
Für wen eignet sich der Beruf der Regieassistenz? Für wen eher nicht?
"Ich hatte so den Wunsch, dabei zu sein. Aber nicht weil ich auf der Bühne im Scheinwerferlicht stehen wollte, sondern weil mir klar war, dass das eine lange Arbeit von einem großen Team war und ich das einfach eine schöne Vorstellung fand", erinnert sich Josephine Geissert an ihre Anfangszeit als Regieassistenz am Theater. Diese Liebe zum Theater und für die Teamarbeit ist die wichtigste Grundvoraussetzung.
"Man muss stressresistent sein, in einer schnell ändernden Situation ruhig bleiben und gut reagieren können", erklärt sie. In der letzten Woche vor der Premiere kommen Bühnenbild, Kostüme, Licht, Ton und vieles mehr oft zum ersten Mal zusammen. Dabei werden viele kleine Fehler sichtbar. Dabei ist es die Aufgabe der Regieassistenz, weiterhin einen kühlen Kopf zu bewahren.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | "Fakt ist" - Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen im Handwerk | 11. September 2023 | 22:10 Uhr