Auszeichnung Christian Kracht und Kristine Bilkau für Preis der Leipziger Buchmesse 2025 nominiert
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05. März 2025, 10:06 Uhr
Die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 stehen fest. In der Kategorie Belletristik sind unter anderem Kristine Bilkau und der Popliterat Christian Kracht aufgestellt. Krisen und Konflikte dominieren den Wettbewerb im Bereich Sachbuch. Der Leipziger Übersetzer Thomas Weiler geht mit seiner Übersetzung von "Feuerdörfer" über deutsche Kriegsverbrechen in Belarus ins Rennen.
- Familiengeschichten und ungewöhnliche Romane prägen die Belletristik.
- In der Kategorie Sachbuch stehen Kriege, Politik und Propaganda-Apparate im Fokus.
- Übersetzungen aus vier Sprachen sind nominiert, darunter eine Arbeit des Leipziger Übersetzers Thomas Weiler.
Kristine Bilkau, Esther Dischereit, Wolf Haas, Christian Kracht und Cemile Sahin sind für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik nominiert. Das hat die Leipziger Buchmesse am Mittwoch bekannt gegeben.
In ihrem Roman "Halbinsel" gräbt sich die Hamburger Autorin Kristine Bilkau anhand einer Mutter-Tochter-Geschichte durch die großen Fragen dieser Zeit – etwa jene nach der Verantwortung der Älteren für den Zustand der Welt, aber auch die Suche der Jüngeren nach einem sinnhaften Leben.
Auch Esther Dischereit beschäftigt sich in "Ein Haufen Dollarscheine" mit familiären Strukturen. Sie schreibt über das Drama der Nachkommen der Shoa und erzählt eine jüdische Familiengeschichte zwischen 1942 und heute.
Neuer Roman von Christian Kracht nominiert
Das Thema Familie findet sich auch in Cemile Sahins Roman "Kommando Ajax". Im Zentrum steht die Geschichte einer kurdischen Familie, deren Dorf von der türkischen Armee zerstört wird und die versucht, sich im niederländischen Exil ein neues Leben aufzubauen. Auch Wolf Haas, Bestseller-Autor und Krimischreiber, ist mit "Wackelkontakt" für die Belletristik-Auszeichnung nominiert.
Der Schweizer Autor Christian Kracht, dessen Roman "Faserland" als Wegbereiter der deutschen Popliteratur gilt, geht mit dem Reiseroman "Air" ins Rennen um den Preis der Leipziger Buchmesse. "Air" handelt von einem in Schottland lebenden Schweizer Dekorateur, der sich auf eine unerhörte, fantastische Reise zwischen Realität und Traum begibt.
Kriege, Politik und Propaganda dominieren im Bereich Sachbuch
Das Thema Krieg ist heute so präsent wie lange nicht mehr – das wird auch in den Nominierungen in der Kategorie Sachbuch deutlich. "Die Evolution der Gewalt" von Harald Meller, Carel van Schaik und Kai Michel zum Beispiel fragt nach Geschichte und vor allem auch nach den Gründen von Kriegen. Mit einer hoffnungsvollen These: Der Mensch ist friedliebend – eigentlich. Das Buch zeigt, dass die Menschheitsgeschichte über hunderttausende Jahre friedlich verlief. Krieg sei eine kulturelle Erfindung, sagte Harald Meller im Gespräch mit MDR KULTUR und kam zum Fazit: "Der Krieg ist ein ebenso großer Skandal wie die Sklaverei. Und auch den Krieg können wir als kulturelles Artefakt abschaffen."
Auch Irina Rastorgueva beschäftigt sich in "Pop-Up-Propaganda" mit kriegerischen Tendenzen und der Destabilisierung demokratischer Strukturen. Die russische Journalistin Rastorgueva legt in ihrem Sachbuch die Abgründe der Staatspropaganda offen und beschreibt, wie Putins Regierungsapparat die Menschen täuscht und manipuliert.
Weiterhin ist Maike Albath mit "Bitteres Blau", einem Buch über die verschiedenen Gesichter der italienischen Hafenstadt Neapel, nominiert. Jens Bisky geht mit "Die Entscheidung" ins Rennen um den Preis für das beste Sachbuch. Sandra Richter, Direktorin des Marbacher Literaturarchivs, ist mit ihrer Biographie über Rainer Maria Rilke nominiert.
Leipziger Übersetzer Thomas Weiler unter den Nominierten
Bei der dritten Kategorie, dem literarischen Übersetzen, sind Übertragungen aus dem Polnischen, Englischen, Italienischen und Belarussischen aufgestellt.
Der Leipziger Thomas Weiler ist für seine Übersetzung von "Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten" nominiert. Das Buch ist bereits vor 50 Jahren erschienen und wurden nun erstmals ins Deutsche übersetzt. Darin kommen Augenzeugen zu Wort, die die Massaker in den belarussischen "Feuerdörfern" während des Zweiten Weltkriegs überlebt haben. Die Autoren Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik hatten sie im ganzen Land ausfindig gemacht und ihre Erinnerungen auf Tonband festgehalten.
Lilian Peter ist mit ihrer literarischen Neuübersetzung des feministischen Klassikers "Angst vorm Fliegen" von Erica Jong nominiert. Weiterhin geht Verena von Koskull mit ihrer Übersetzung von Gian Marco Griffis "Die Eisenbahnen Mexikos" ins Rennen und Julia Wolf ist mit ihrer Übersetzung von Samantha Harveys "Umlaufbahnen" aufgestellt.
Leipziger Buchmesse unter dem Motto "Worte bewegen Welten"
Die Leipziger Buchmesse findet vom 27. bis 30. März unter dem Motto "Worte bewegen Welten" statt. Beim begleitenden Lesefest "Leipzig liest", das auf Orte in der ganzen Stadt verteilt ist, sind mehr als 2.000 Veranstaltungen geplant. Darunter sind viele Lesungen norwegischer Autorinnen und Autoren. Norwegen ist unter der Überschrift "Traum im Frühling" Gastland der diesjährigen Buchmesse.
Für den Preis der Leipziger Buchmesse, der am 27. März verliehen wird, gab es nach Informationen der Buchmesse so viele Einreichungen wie noch nie.
Alle Nominierungen im Überblick:
Kategorie Belletristik |
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Kristine Bilkau: Halbinsel |
Esther Dischereit: Ein Haufen Dollarscheine |
Wolf Haas: Wackelkontakt |
Christian Kracht: Air |
Cemile Sahin: Kommando Ajax |
Kategorie Sachbuch |
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Maike Albath: Bitteres Blau |
Jens Bisky: Die Entscheidung |
Harald Meller, Carel van Schaik, Kai Michel: Die Evolution der Gewalt |
Irina Rastorgueva: Pop-Up-Propaganda |
Sandra Richter: Rainer Maria Rilke |
Kategorie Übersetzung |
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Olaf Kühl für Twardoch, Szczepan: Kälte |
Lilian Peter für Erica Jong: Angst vorm Fliegen |
Verena von Koskull für Gian Marco Griffi: Die Eisenbahnen Mexikos |
Thomas Weiler für Adamowitsch, Ales; Bryl, Janka; Kaletnik, Uladsimir: Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus - Zeitzeugen berichten |
Julia Wolf für Samantha Harvey: Umlaufbahnen |
Quelle: Leipziger Buchmesse, MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: nvm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. März 2025 | 12:10 Uhr