Film, Theater, Ausstellungen 500 Jahre Bauernkrieg: 10 Tipps für Kultur in Thüringen und dem Harz

In Eisleben und Mansfeld widmet sich die Mitmachausstellung "1525! Aufstand für Gerechtigkeyt" auf spielerische Weise der Entstehung des Bauernkriegs vor 500 Jahren. Den Museumsangaben zufolge können die Besucherinnen und Besucher in Luthers Sterbe- oder Elternhaus in die Rollen der damals Beteiligten schlüpfen, die Zeit unmittelbar vor dem Aufstand aus verschiedenen Perspektiven erleben und dabei intensiv in die Geschichte des 16. Jahrhundert eintauchen. Zusätzlich lädt das umfangreiche Begleitprogramm der zweiteiligen Ausstellung mit Vorträgen, Konzerten, Workshops sowie Mitmachangeboten für Kinder dazu ein, sich mit der Zeit des Bauernkrieges auseinanderzusetzen.

Ausgangspunkt für die Produktion "Haufen Uffruhr Fortschritt II" am Theater Eisleben ist Werner Tübkes berühmtes Rundgemälde "Frühbürgerliche Revolution" – besser bekannt unter dem Titel "Bauernkriegspanorama". Dieses dient in abgewandelter Form nicht nur als Raumhintergrund für die Inszenierung, sondern soll laut Theater auch Anlass sein, um sich ausgehend vom Mittelalter mit heutigen Umbrüchen, Kriegen und Krisen zu beschäftigen. Bei der Inszenierung handelt es sich um eine Mischung aus Kammerspiel und Installation, die für Jung und Alt geeignet sein soll und das Publikum sowohl auf als auch hinter die Bühne führen wird.

Werner Tübkes Rundgemälde "Bauernkriegspanorama" ist Grundlage für ein Stück am Theater Eisleben. Bildrechte: picture alliance / Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa | Martin Schutt

Der Reformator Thomas Müntzer wurde 1489 in Stolberg geboren. Im dortigen Museum Alte Münze kann man sich über sein Leben und Wirken informieren sowie mehr über die Auswirkungen der Reformation auf die Region erfahren. In der hauseigenen Münzwerkstatt werden außerdem das ganze Jahr über Feinsilbermedaillen geprägt, die an die sogenannte Fürstenpredigt erinnern sollen. In dieser prangerte Müntzer 1524 die Willkür der weltlichen und geistlichen Obrigkeit an. Interessierte können beim Schauprägen in dem Stolberger Museum den Münzgesellen bei ihrer Arbeit zusehen und im Anschluss ein Sammlerstück erwerben.

Im Museum Alte Münze in Stolberg dreht sich 2024 alles um Thomas Müntzers sogenannte Fürstenpredigt. Bildrechte: picture alliance/Matthias Bein/dpa-Zentralbild/ZB

Das Schloss Mansfeld zählt zu einer authentischen Stätte aus der Zeit des Bauernkriegs. Auch wenn hier keine kriegerischen Auseinandersetzungen stattgefunden haben, war der Ort für Thomas Müntzer wichtig: Hier residierte sein Widersacher Graf Ernst der II., der die Festnahme des Reformators forderte. Im Rahmen des Gedenkjahres "Gerechtigkeyt" lädt das Schloss im Juni 2024 dazu ein, bei einem Mittelalterfest der Zeit um Thomas Müntzer zu gedenken. Zum vielfältigen Programm gehören unter anderem ein Ritter-Turnier, eine Zaubershow, Live-Musik sowie Spiele für Kinder.

Schloss Mansfeld lädt zu einem Fest im Stile des Mittelalters und will damit an den Reformator Thomas Müntzer erinnern. Bildrechte: IMAGO / Rainer Weisflog

Der 1956 gedrehte Film "Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte" ist anlässlich der Zehnjahresfeier der DDR entstanden und gilt als einer der teuersten Filme der DEFA. Er erzählt das Leben und Wirken des Reformators und Bauernführers und wird im Juli in Luthers Elternhaus in Mansfeld gezeigt. Da der Film nach Angaben der Veranstalter nicht frei von Propaganda ist, informiert die Filmhistorikerin Nora Hilgert bei einer Einführung über Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Historienfilms. Im Anschluss soll "Thomas Müntzer" in einer restaurierten Fassung vorgeführt werden.

Zum 500. Bauernkriegsjubiläum kommt das eigens für Stolberg geschriebene Stück "Thomas Müntzer – Sohn Stolbergs" wieder auf die Bühne. An dem 2017 ins Leben gerufenem Theaterprojekt beteiligen sich inzwischen 70 Einwohnerinnen und Einwohner aus Stolberg und der Region Mansfeld-Südharz, Mitglieder des Anderswelttheaters sowie das Team der "Schattenwelt Südharz". Auch Bewohnerinnen und Bewohner der "Villa Noah" sind beteiligt, was das Stück nach Angaben der Veranstalter zu einer besonderen Form der gelebten Inklusion macht.

Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt will ab Herbst im Kunstmuseum Moritzburg in Halle mit einer Ausstellung auf die Kunst und Kultur in der mitteldeutschen Region "am Vorabend des Bauernkriegs" blicken. Zu sehen sein sollen Werke der Frührenaissance von Malern wie Albrecht Dürer, Martin Schongauer und Hans Burgkmair. Sie waren einst Teil der Kunst- und Reliquiensammlung des Magdeburger Erzbischofs Ernst von Sachsen, dem sogenannten Halleschen Heilthums. Viele der gezeigten Kunstwerke werden laut Museumsangaben als Leihgaben aus internationalen Sammlungen nach Jahrhunderten erstmals wieder in die Region ihrer Entstehung beziehungsweise ihrer ersten Ausstellung zurückkehren.

Im Vorfeld des Gedenkens "500 Jahre Bauernkrieg" zeigt das Regionalmuseum Bad Frankenhausen eine Sonderausstellung mit Werken des in Thüringen lebenden Künstlers Dieter Jumtow. Mit Pinsel und Zeichenstift hat sich dieser laut Museum im hohen Lebensalter den einstigen Wirkungsstätten Thomas Müntzers und regionalen Ereignisorten des Bauernkrieges zugewandt. Jumtows Verbindung zum Theologen wurde den Angaben nach vor allem durch seine Komparsenrolle im DEFA-Film "Thomas Müntzer – ein Film deutscher Geschichte" geprägt.

Das Panorama Museum befindet sich auf dem Schlachtberg oberhalb von Bad Frankenhausen – dort, wo 1525 die entscheidende Schlacht des Bauernkrieges unter Führung von Thomas Müntzer stattfand. In der Dauerausstellung des Museums ist passenderweise das Monumentalgemälde "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland" von Werner Tübke zu sehen, das besser unter dem Titel "Bauernkriegspanorama" bekannt ist. Das 1.722 Quadratmeter große Rundgemälde hat der Leipziger Maler einst im Auftrag für das Kulturministerium der DDR gefertigt. Heute gilt das Werk als "Sixtina des Nordens" und lässt sich zur Einstimmung auf das Jubiläum 500 Jahre Bauernkrieg bei einem Rundgang durch den Bildsaal des Panorama Museums besichtigen.

Der Regenbogen stand schon im Alten Testament für das Bündnis zwischen Gott und den Menschen. Thomas Müntzer nahm das Symbol auf und ließ eine Fahne mit einem Regenbogen anfertigen, die während seiner Predigten in der Mühlhäuser Marienkirche hinter der Kanzel hing. Der Theologe forderte alle, die zum Bündnis gehören wollten, auf, sich unter diese Fahne zu stellen. Bei einer Führung kann man am historischen Ort mehr über die Zeit der Reformation und die Bedeutung des Regenbogens für den Bauernkrieg erfahren.