Die Villa Bergfried des Schokoladenfabrikanten Ernst Hüther liegt in einer 20 Hektar großen Parkanlage. Von ihr aus erstreckt sich eine lange Lindenallee.
Die Villa Bergfried des Schokoladenfabrikanten Ernst Hüther liegt auf einer Anhöhe in Saalfeld und ist umgeben von einer 20 Hektar großen Parkanlage. Bildrechte: MDR/Rolf Sakulowski

Kulturelle Ausflugsziele Wohin am Wochenende? Tipps für Chemnitz, Sangerhausen und Saalfeld

27. Juni 2024, 15:30 Uhr

Sie suchen Tipps für das Wochenende abseits des Achtelfinales der Fußball-EM? Bei einem Besuch im Spengler-Museum in Sangerhausen können Sie in der Sonderausstellung historische Hüte aufprobieren und Geschichten entdecken. In Saalfeld lädt der malerische Park der Bergfried-Villa des ehemaligen Schokoladenfabrikanten Hüther zum Verweilen ein. Und der Parksommer in Chemnitz hat Poetry Slam unter freiem Himmel im Programm.

Spitze Schreie dringen aus den geöffneten Fenstern der Häuser. In Straßencafés sitzen Menschen in lauernder Stellung. Von Zeit zu Zeit sinken sie entweder stöhnend in sich zusammen oder werden mit einem unsichtbaren Schnipsgummi in den jubelnden Stand befördert. Und schon rennt jemand schreiend vor Glück auf die Straße. Szenen einer Fußball-Europameisterschaft gibt es auch an diesem Wochenende. Sollten Sie etwas Anderes suchen oder eine Pause benötigen: Hier kommen die Tipps.

Sangerhausen: Schöne Hüte im Spengler-Museum

Es ist ganz schön heiß gerade, nicht nur wegen des kommenden Achtelfinales. Da wünscht man sich manchmal einen Hut. Vor 100 Jahren war das Hut-Tragen eine Selbstverständlichkeit. Die Damen in Sangerhausen hatten es da gut, denn die Putzmacherin Anna Spengler eröffnete damals einen Hutladen in der Stadt. Sie war die Tochter des Heimatforschers und Sammlers Gustav Adolf Spengler.

Das große Mammut-Skelett im Spengler-Museum Sangerhausen, eine Frau steht davor und staunt
Der Heimatforscher und Sammler Gustav Adolf Spengler fand das Mammut-Skelett 1931 bei Edersleben, heute steht es in der Halle des Spengler-Museums Sangerhausen. Bildrechte: picture-alliance / ZB | Jens Wolf

Das Spengler-Museum erzählt die Geschichte der Familie, des Hauses und auch die von Sangerhausen. Besonders gut anzusehen ist das Mammut-Skelett, das Herr Spengler 1931 bei Edersleben fand und zwei Jahre lang freilegte. Währenddessen fertigte also Anna Spengler ihre Hüte. Ihr ist die aktuelle Sonderausstellung im Museum gewidmet. Dort können Sie viele Hüte aufprobieren und sich im historischen Spiegel aus Frau Spenglers Hutladen begutachten.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Spengler-Museum
Bahnhofstraße 33
06526 Sangerhausen

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag
13 bis 17 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr)

Eintritt
Erwachsene: 3 Euro
Kinder und Jugendliche (6–18 Jahre): 2 Euro

Saalfeld: Herrschaftlicher Park mit Spuren von Schokolade

Das Runde MUSS ins Eckige, wird immer so flott behauptet, wenn ein Fußballturnier ansteht. Aber Sie müssen am Wochenende vielleicht einfach mal in einen schönen Park?

Der Glockenturm im Saalfelder Bergfried-Park
Im Glockenturm im Saalfelder Bergfried-Park ertönt ein Carillon, ein Glockenspiel. Bildrechte: MDR/Rolf Sakulowski

Der Bergfriedpark in Saalfeld an der Villa des früheren Schokoladenfabrikanten Hüther empfängt Sie mit einer sanften, stimmgabelförmigen Lindenallee. Mit der in den 1920er-Jahren errichteten Villa im Rücken, schreiten Sie direkt auf das Weiherhäuschen zu, im Glockenturm erklingt ein Carillon und im Gärtnerhäuschen informiert eine kleine Ausstellung über Ernst Hüther, seine damalige "Mauxion"-Schokoladenfabrik und seine Familie. Hinter der Villa ruht außerdem ein Japangarten und das Nymphäum nebst schnuckliger Grotte. Ein Spaziergang rund um den Park soll 1,4 Kilometer lang sein. Genau die richtige Länge für dieses Wetter.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Villa Bergfried mit Park
Bergfried 1
07318 Saalfeld/Saale

Der Park und die Ausstellung im Gärtnerhaus ist täglich geöffnet.

Laut der Website saalfeld-tourismus.de findet am Sonntag 14 Uhr eine Parkführung statt, Treff ist am Gärtnerhäuschen.

Chemnitz: Parksommer mit Poetry Slam

Liegen und lauschen – der Sommer ist die beste Jahreszeit dafür. Und eine wunderbare Gelegenheit bietet der Parksommer im Stadthallenpark Chemnitz. Am Freitagabend gibt es dort Poetry Slam. Jede*r Dichter*in hat sechs Minuten Zeit – ganz ohne Kostüm und Effekte, aber mit Humor und Emotionen. Sie liegen auf der Wiese, hören das Atmen der Vortragenden, den Rhythmus der Texte, spüren, wie die Worte sich mit der abendlichen Sommerluft verbinden. Der Abend wird moderiert und das Publikum (also Sie) stimmt ab, wer die beste Performance geliefert hat.

Parksommer in Chemnitz: Menschen sitzen auf Decken und Liegestühlen vor einer farbig angestrahlten Bühne.
Während des Parksommers in Chemnitz finden Konzerte statt und Poetry Slam. Bildrechte: Kristin Schmidt

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Poetry Slam - Parksommer Chemnitz

Es treten auf: Gregor Biberacher, Hank M. Flemming, Peter Lorentz, Jasmin Mirijam

Wann?
Freitag, 28. Juni, 20 Uhr

Wo?
Stadthallenpark Chemnitz
Theaterstraße 3
09111 Chemnitz

Eintritt frei

Der persönliche Tipp: "Schlampampen" mit Goethe

Ich war zuletzt in Goethes Wohnhaus in Weimar. Nicht, dass ich da noch nie gewesen wäre, aber es war ein Geschenk. Außerdem wird Goethe im August 275 Jahre. Wenn ich mal 275 werde, freue ich mich auch, wenn jemand nach mir sieht.

Ich schritt auf der großen Treppe, die der Dichterfürst erdacht und einbauen lassen hat, rauf und runter (ein Hut von Anna Spengler hätte die Sache rund gemacht). Goethe hat die Stufenhöhe so niedrig gewählt, dass keiner seiner Besucher außer Atem bei ihm ankommt – sehr rücksichtsvoll.

Ein Blick in das Juno-Zimmer mit Büste der Göttin Juno in Goethes Wohnhaus in Weimar
Im Juno-Zimmer in Goehtes Wohnhaus steht eine große Büste der Göttin Juno. Goethe nannte sie seine "erste Liebschaft in Rom". Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

Ich wäre gern einmal allein in diesem Museum. Dann würde ich wie der Hausherr auch mal "effektvoll den grünen Lichtschutzvorhang vor einem der Gemälde auf- und zuziehen". Es heißt, er habe das so gemacht, um den Gästen zu imponieren. Ich würde in seinem Garten "schlampampen", der großen Juno-Büste sachte einen Nasenstüber geben und dann zu seinem Nachtlager schreiten. Am Kopfende hängt noch der grüne Schirm, den sich der Dichter gegen blendendes Licht aufzusetzen pflegte. Das muss verwegen ausgesehen haben. Wenn Sie zu Goethe fahren, grüßen Sie ihn von mir.

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