Schloss Köthen Spiegelsaal
Der Spiegelsaal von Schloss Köthen beeindruckt und diente damals als Thronsaal. Bildrechte: Michael Moser

Kultur entdecken Dessau und Wörlitz: Acht Tipps für besondere Ausflugsziele

02. August 2024, 12:17 Uhr

Das schöne Wetter lockt ins Freie und Sie sind auf der Suche nach Tipps für einen Ausflug? Wir zeigen Ihnen, wo die Region um Dessau und Wörlitz am schönsten ist. Wie wäre es zum Beispiel, durch den Unesco-Welterbe-Gartenreich in Wörlitz zu spazieren, die Architektur des Bauhauses in Dessau zu bestaunen oder die Stadt aus Eisen, Ferropolis, bei Gräfenhainichen zu besuchen ...? Wir haben eine Auswahl mit Empfehlungen für acht schöne Ausflugsziele zusammengestellt.

In Wartenburg bei Wittenberg: Napoleons Spuren folgen

Wartenburg hat etwa 670 Einwohner und gehört zur Stadt Kemberg. Der Ort liegt in der idyllischen Elbaue in der Nähe eines Naturschutzgebietes und hat sich seit seiner Gründung im 12. Jahrhundert zu einem Zentrum handwerklichen und landwirtschaftlichen Lebens entwickelt. Neben der St. Petri Kirche aus dem 19. Jahrhundert gibt es weitere Sehenswürdigkeiten wie das Brühlsche Gartenhaus oder das Schloss Wartenburg zu sehen.

Bei Gästeführungen des Ortschronisten kann man mehr zur Geschichte des Ortes erfahren. Warum etwa ein Denkmal und ein Gedenkstein im Ort an die Schlacht von Yorck 1813 erinnern und was diese mit der Völkerschlacht in Leipzig zu tun hatte.

Nachstellung der Schlacht von Wartenburg 1813: Soldaten rennen über ein Feld.
Zu feierlichen Anlässen wird die historische Schlacht von Wartenburg nachgespielt. Bildrechte: Stadt Kemberg

Ein Besuch in Wartenburg eignet sich auch gut als Zwischenstopp für alle, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Der Elberadweg R 1 führt von Dresden bis nach Hamburg und kann über die Elbfähre in Elster auch für Abstecher nach Wartenburg genutzt werden.

Mehr Informationen (zum Ausklappen)

Wartenburg ist ein Ortsteil der Stadt Kemberg und liegt im Landkreis Wittenberg.

Hier erfahren Sie mehr über Wartenburg.

Dessau und Wörlitz: Unesco-Welterbe mit dem Gartenreich und Schloss

Wörlitz - Schloss und Kirche, malerisch gelegen an einem See.
Schloss Wörlitz ist umgeben von einer idyllischen Parkanlage samt See. Bildrechte: Stadtmarketinggesellschaft Dessau-Roßlau mbH/Sebastian Kaps

Schon Goethe schrieb über das Gartenreich: "Hier ists jetzt unendlich schön. Mich hats gestern Abend wie wir durch die Seen Canäle und Wäldgen schlichen sehr gerührt wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben einen Traum um sich herum zu schaffen …"

Damit hat Goethe wohl kaum übertrieben. Noch heute ist das Gartenreich berühmt für seine Kanäle und Brücken, Schlösser und Tempel. 1756 ließ Fürst Leopold III. den Wörlitzer Park bauen, damit war der Grundstein für das Gartenreich Dessau-Wörlitz gelegt. Heute zählen zum Unesco-Kulturerbe nicht nur der Wörlitzer Park sowie die Stadt, der Park und das Schloss Oranienbaum, sondern auch der Landschaftsgarten Großkühnau und die Schlösser Georgium, Luisium und Mosigkau mit deren Parks.

Das Schloss im Wörlitzer Park: Weißes Gebäude im Stil des Klassizismus auf einer Rasenfläche.
Das Schloss im Wörlitzer Park war 2013 Kulisse für den Märchenfilm "Die kleine Meerjungfrau". Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch

Gebaut wurde das Schloss Wörlitz von Friedrich Wilhelm Freiherr von Erdmannsdorff und 1773 eingeweiht. Damals galt es als modernster Landsitz auf dem europäischen Kontinent und als Gründungsbau des deutschen Klassizismus. Modern, aber nicht prahlerisch wollte sich der darin lebende Fürst Franz von Anhalt-Dessau geben, wie etliche Details verraten: etwa das exklusive Bad im Souterrain mit Heißwasser! Ein ausklappbares Bett erinnert daran, dass die Diener mit im Herrschaftszimmer schliefen.

Der repräsentative Festsaal ist heute ein Ort für Konzerte. Im Obergeschoss lockt eine Dauerausstellung über den Südseeforscher Georg Forster und neben dem Schloss, im Küchengebäude, kann man im angrenzenden Restaurant essen oder Kaffee trinken. Am schönsten ist es auf Schloss Wörlitz im Sommer, wenn man im Garten sitzt, mit Blick auf die Kapelle. Gerade nach einem Spaziergang durch die Anlagen – inklusive der Insel Stein mit nachgebauter Landschaft Neapels und des Vesuvs – lohnt sich hier eine Pause.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Schloss Wörlitz
Kirchgasse
06785 Oranienbaum-Wörlitz

Öffnungzeiten:
Der Park ist ganzjährig kostenfrei geöffnet.

Dessau: Das Bauhaus und die Meisterhäuser

Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Sachsen-Anhalt enorme Aufbruchsstimmung. 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet und 1925 nach Dessau vertrieben, wurden am Bauhaus radikale Neuerungen in Architektur, Kunst und Design erprobt. Obwohl die Kunstschule nur 14 Jahre Bestand hatte und 1933 in Berlin schließen musste, prägt sie das Bild der Moderne im In- und Ausland bis heute.

Seit 1996 gehören nicht nur die Bauhaus-Gebäude in Weimar und Berlin, sondern auch das Bauhaus Dessau zu den Unesco-Welterbe-Stätten. Heute kann man sich in den originalen Bauhaus-Stätten oder dem neuen Bauhaus Museum auf Spurensuche begeben. Insgesamt sind es über 39 Bauwerke, Institutionen und Orte, die sich mit dem Bauhaus und der Moderne befassen.

Bauhausgebäude in Dessau, Eingang zum Gebäude mit klarer Linienführung, Glasfassade und dem Schriftzug Bauhaus
Das Bauhausgebäude in Dessau von Walter Gropius. Bildrechte: Stiftung Bauhaus Dessau

Sehr sehenswert sind auch die Meisterhäuser von Walter Gropius, die in einem kleinen Kiefernwäldchen an der nahe gelegenen Ebertallee stehen. Das Ensemble besteht aus drei Doppelhäusern und einem Einzelhaus, die für die Bauhausmeister und den Direktor errichtet wurden. In den 1920er-Jahren waren die Meisterhäuser eine richtige Künstlerkolonie.

Für Besucher sind sie heute komplett zugänglich und vermitteln einen Eindruck vom damaligen Wohnen. László Moholy-Nagy und Walter Gropius richteten ihre Häuser zum Beispiel komplett mit Möbeln von Marcel Breuer ein. Zu den prominenten Mietern gehörten auch Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Paul Klee, die hier mit ihren Familien lebten und die Meisterhäuser im eigenen Stil einrichteten.

Weitere Informationen zu den Bauhaus-Orten (zum Ausklappen)

Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38
06846 Dessau-Roßlau

geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr

Bauhaus Museum
Mies-van-der-Rohe-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau

geöffnet Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr

Meisterhäuser
Ebertallee 59–71
06846 Dessau-Roßlau

geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr

Dessau: Museum für Naturkunde und Vorgeschichte

Das Museum zeigt seit 1927 Ausstellungen zu den Themen Erdgeschichte, Ökologie sowie Mensch und Umwelt. Schwerpunkte liegen auf dem Pleistozän, dem Leben im Dessauer Land von der Germanenzeit bis zur Stadtgründung und auf der Artenvielfalt der Flusslandschaft Mittlere Elbe.

Eine Besonderheit ist der Aufstieg in den 40 Meter hohen Turm des Museums, von dem man einen guten Blick über die ganze Stadt hat. Auf ihrem Weg nach oben können Sie eine Reise durch verschiedene Erdzeitalter machen, die auf sechs Etagen anhand von Fossilien erläutert werden. Regelmäßig bietet das Museum außerdem Veranstaltungen und Workshops an, z.B. das beliebte Bernsteinschleifen.

Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Dessau in einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert.
Das Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Dessau ist nicht nur sehenswert, sondern bietet mit seinem Turm auch einen guten Ausblick. Bildrechte: IMAGO / Steinach

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Museum für Naturkunde und Vorgeschichte
Askanische Straße 32
06842 Dessau-Roßlau

Öffnungszeiten Museum:
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr
Turm: freitags von 10 bis 15 Uhr
Sonntag und Feiertag von 14 bis 16 Uhr

Gräfenhainichen: Ferropolis – Stadt aus Eisen

Mehrere Tagebaugroߟgeräte stehen in der Baggerstadt Ferropolis bei Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt)
Ferropolis aus der Vogelperspektive Bildrechte: picture alliance / Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa | Jan Woitas

Ferropolis – die Stadt aus Eisen: Das sind fünf stählerne Bagger-Giganten auf einer Halbinsel im ehemaligen Braunkohle-Tagebau Golpa-Nord. Nach einer Idee des Bauhaus Dessau wurde das Gelände im Rahmen der Expo 2000 zu einem Ankerpunkt auf der Europäischen Route der Industriekultur.

Die Bagger bieten nicht nur eine einmalige Kulisse für zahlreiche Konzerte und Festivals, sondern sind auch ein Freilichtmuseum. Denn die einstigen Bergbau-Geräte können besichtigt und teilweise sogar bestiegen werden. Die Geschichten der Bergbauarbeiterinnen und -arbeiter sollten nicht verloren gehen. Studierende der Burg Giebichenstein führten Interviews, um sie in eine App einzuspeisen. Am besten anhören, kann man sie sich vor Ort.

Festival in Ferropolis: vor einem riesigen Bagger stehen tausende feiernde Menschen
Tolle Kulisse für Festivals wie das Slash!, aber die Bagger können auch besichtigt werden. Bildrechte: imago/STAR-MEDIA

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Ferropolis – Stadt aus Eisen
Ferropolisstraße 1
06773 Gräfenhainichen

Öffnungszeiten:
täglich 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen

Öffentliche Führungen finden samstags und sonntags, jeweils um 11 und 13 Uhr statt.

Köthen: Wo Bach im Schloss schaffensreiche Jahre verbrachte

In Köthen, auf dem nördlich der Altstadt gelegenen Schloss wirkte Johann Sebastian Bach zwischen 1717 und 1723 als Hofkapellmeister unter Fürst Leopold von Anhalt-Köthen und komponierte bedeutende Werke wie die sechs Brandenburgischen Konzerte und das "Wohltemperierte Clavier" (Teil 1), mehrere Violinkonzerte sowie die "Französischen" und "Englischen Suiten". Hier verbrachte der Komponist seine schaffensreichsten Jahre.

Schloss Köthen Spiegelsaal
Auf Schloss Köthen wirkte Johann Sebastian Bach als Hofkapellmeister. Bildrechte: Michael Moser

Über die kulturhistorische Bedeutung als Wirkstätte Bachs hinaus, hat sich das Schloss heute in ein modernes Veranstaltungszentrum verwandelt. Unter anderem die ehemalige Reithalle im äußeren Schlossbereich, das spätbarocke Prinzessinhaus und der Spiegelsaal im Ludwigsbau wurden umfassend saniert und fungieren heute als Ausstellungsorte, Konzertsäle und Gedenkstätten. Ferner berherbergt Schloss Köthen die Museen der Stadt: darunter das Historische Museum und das Naumann-Museum, die Prähistorische Sammlung sowie eine Ausstellungen zur Homöopathie und zur Fruchtbringenden Gesellschaft.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Schloss Köthen
Schlossplatz 5
06366 Köthen

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr

Reppichau: Auf den Spuren des Sachsenspiegels

Reppichau im Landkreis Anhalt-Bitterfeld mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch war der kleine Ortsteil der Gemeinde Osternienburger Land einst für den Verlauf der deutschen Rechtsgeschichte überaus prägend. Denn im 13. Jahrhundert verfasste Eike von Repgow hier das erste mittelalterliche Rechtsbuch, den Sachsenspiegel.

In Reppichau bei Dessau schauen sich Besucher im Kaisersaal Bilder und Dokumente zur mittelalterlichen Rechtsgeschichte an.
Im Kaisersaal neben dem Informationszentrum "Eike von Repgow" werden Dokumente zur mittelalterlichen Rechtsgeschichte ausgestellt. Bildrechte: picture alliance / Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/ZB | Waltraud Grubitzsch

Heute hat Reppichau, das noch immer den Beinamen "Eike von Repgow-Dorf" trägt, dem berühmtesten Sohn des Dorfes die Freilicht-Dauerausstellung "Kunstprojekt Sachsenspiegel" auf der Straße der deutschen Sprache gewidmet: Fassadenbemalungen des Köthener Malers Steffen Rogge und überlebensgroße Figuren des Kunstschmieds Frank Schönemann tauchen die Stadt in bunte Farben und lassen mittelalterliche Rechtsgeschichte auf kunstvolle Art und Weise lebendig werden. Ebenfalls sehenswert in Reppichau ist die mit romanischem Turm versehene Dorfkirche aus dem 12. Jahrhundert sowie das Museum der ehemaligen Motorenmühle.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Informationszentrum "Spegel der Sassen"
Zum Handgemahl 3A
06386 Osternienburger Land
OT Reppichau

Öffnungszeiten:
täglich von 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr

Grimschleben im Salzlandkreis: Historischer Schafstall

Der historische Schafstall von Grimschleben ist eine von 40 Kulturstätten im Salzländer Kulturstempel, der dem Wanderstempeln im Harz nachempfunden ist. Einen Schafstall als Kulturtipp zu empfehlen, mag auf den ersten Blick absurd erscheinen. Doch handelt es sich bei diesem Stall im Nienburger Ortsteil Grimschleben, um eine architektonische Besonderheit: Erbaut 1827 vom Roßlauer Architekten und Baumeister des anhaltinischen Klassizismus, Christian Gottfried Bandhauer, gilt das Modell seither als technisches und ästhetisches Vorbild im landwirtschaftlichen Nutzbau.

Der Schafstall ist ein etwa 30 mal 30 Meter großer Kubus aus Bruchstein und hat einen verstellbaren Hängeboden für das Futter und ein pagodenartig unterbrochenes Zeltdach, das für gute Belüftung sorgt. Bandhauers innovative Ideen inspirierten Landwirtschaftsarchitekten in aller Welt. Heute schützt der "Verein der Freunde und Förderer des Lebenswerkes von Gottfried Bandhauer" das Denkmal vor dem Verfall und plant ein Nutzungskonzept, um den Stall bald wieder mit Leben zu füllen.

Mehr Informationen (zum Ausklappen)

Grimschleben ist ein Ortsteil der Stadt Nienburg (Saale) und liegt nordöstlich von Bernburg.

Hier finden Sie mehr Informationen zum Schafstall in Grimschleben.

Kultur in Sachsen-Anhalt entdecken

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 2 | 16. Juli 2024 | 14:00 Uhr

Abonnieren