Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz: Tipps für Theater, Kunst und Architektur vom Feinsten
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17. Januar 2025, 04:00 Uhr
Chemnitz hat nicht nur im Kulturhauptstadt-Jahr 2025 viel zu bieten. Ein ganzes Jugendstil-Viertel lädt zum Staunen ein, die Kunstsammlungen begeistern mit Schätzen der Moderne und faszinierenden Ausstellungen. Als "sächsisches Bayreuth" pflegt Chemnitz eine traditionsreiche Wagner-Kultur, ergänzt durch zeitgenössisches Tanz- und Theatergeschehen. Ob Museum, Theater oder Architektur: Das sind unsere Empfehlungen für Liebhaber der Hochkultur!
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Architektur
Die drittgrößte Stadt in Sachsen hat mehr zu bieten als den berühmten Marx-Nischel und Ost-Architektur. Der Kaßberg ist eins der größten zusammenhängenden Jugendstil- und Gründerzeitviertel Europas. Architektur-Ikonen sind die von Henry van de Velde realisierte Villa Esche oder das vom Pionier des Neuen Bauens, Erich Mendelsohn, entworfene Kaufhaus Schocken, in dem heute das Staatliche Museum für Archäologie (smac) untergebracht ist.
Weit zurück reicht die Geschichte des ältesten Gebäudes der Stadt, das mit dem Roten Turm aus dem 12. Jahrhundert stammt. Ein Besuch lohnt natürlich in den imposanten Kulturbauten von der Oper mitten in der Stadt bis zum 100 Jahre alten Kino Metropol. In Chemnitz ist auch das Stadtbad ein Kulturerlebnis, inspiriert vom Bauhaus, außen sachlich, innen elegant, ist es eines der wenigen Gebäude im Chemnitzer Stadtzentrum, das den Zweiten Weltkrieg überstand.
Museum und Kunst
Kunstsammlungen am Theaterplatz
Mit einem großen Reigen an Ausstellungen begleiten die Kunstsammlungen Chemnitz das Kulturhauptstadtjahr – vom norwegischen Maler Edvard Munch über den in Chemnitz geboren Expressionisten Karl-Schmidt-Rottluff bis zur DDR-Künstlergruppe Clara Mosch wird der Bogen gespannt. Neben dem Museum am Theaterplatz und dem Museum Gunzenhauser gehören auch das Schloßbergmuseum, die Burg Rabenstein, das Henry van de Velde-Museum in der Villa Esche und das Carlfriedrich Claus Archiv zu den Kunstsammlungen.
Chemnitz besitzt die weltweit zweitgrößte Sammlung des Expressionisten und "Brücke"-Mitbegründers Karl Schmidt-Rottluff mit rund 300 Werken. Daneben sind auch Arbeiten von Caspar David Friedrich, Edvard Munch oder Georg Baselitz zu sehen. Im Kulturhauptstadtjahr 2025 soll die denkmalgeschützte Mühle, in der Schmidt-Rottluff aufwuchs, zusammen mit dem nahen Landhaus zur Veranstaltungs- und Begegnungsstätte werden.
Museum Gunzenhauser
Beim Gunzenhauser Museum ist das Haus selbst bereits eine Sehenswürdigkeit: Das ehemalige Sparkassengebäude, errichtet zwischen 1928 und 1930, war eines der ersten Hochhäuser der Stadt und exemplarisch für das Neue Bauen. Die von Alfred Gunzenhauser gestiftete Sammlung umfasst 3.000 Werke mit Fokus auf der Klassischen Moderne, dazu gehört mit allein 380 Werken einer der weltweit größten Otto-Dix-Bestände.
Neben Schmidt-Rottluf und Dix gehören dem Haus ebenso Arbeiten von Ernst Ludwig Kirchner, Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter. Präsentiert werden die Exponate auf insgesamt vier Etagen – alle verbunden durch eine geradlinige, knallrote Kaskadentreppe, ein architektonisches Highlight des Hauses.
Villa Esche
Als Chemnitz um 1900 Industriemetropole war, prägten imposante Fabrikbauten die Stadt. Ebenso entstanden beeindruckende Villen. Eine ganz besondere ließ sich der Textilfabrikant Herbert Eugen Esche vom belgischen Architekten Henry van de Velde erbauen. Das Jugendstil-Ensemble ist weitgehend erhalten und beherbergt heute das Henry van de Velde Museum. Präsentiert werden die Räumlichkeiten der Familie Esche samt Originalmobiliar. Wie sie hier lebte, macht auch eine App der Kunstsammlungen erfahrbar. Die Dauerausstellung widmet sich dem facettenreichen Schaffen van de Veldes.
Hartmannfabrik
Chemnitz hatte einst den Beinamen "sächsisches Manchester". Untrennbar verbunden mit dieser Ära ist der Name Richard Hartmann. Die letzte noch erhaltene Produktionsstätte des Chemnitzer "Lokomotiven-Königs", erbaut 1863, wurde mit Millionenaufwand saniert, um darin ein modernes Besuchs- und Informationszentrum für das Kulturhauptstadt-Jahr einzurichten, das am 18. Januar 2025 eröffnet wird.
Theater
Oper im "Sächsischen Bayreuth"
Weder Richard Wagners Geburtsstadt Leipzig noch seine frühe Wirkungsstätte Dresden gelten als "Sächsisches Bayreuth" – sondern Chemnitz. Die Rezeption der Musik des Komponisten begann spätestens, als Wagners Schwester, die Opernsängerin Klara Wagner, mit ihrem Mann nach Chemnitz zog. Neben der verwandtschaftlichen Beziehung trugen einige bemerkenswerte Aufführungen zwischen 1914 und 2018 zu dem Ruf bei. Auch das große Opernhaus geht auf die Liebe zu Wagner zurück.
1909 feierlich eingeweiht bildet die imposante Oper zusammen mit der neugotischen St. Petrikirche und den Chemnitzer Kunstsammlungen ein architektonisch gelungenes Ensemble im Zentrum der Stadt. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde das Theater nach 1945 schnell wieder aufgebaut. Stark sanierungsbedürftig wurde es in den 80er-Jahren geschlossen. Bis 1992 dauerte die Generalüberholung, inklusive modernster technischer Ausstattung und wunderbar hellem Interieur.
Stadttheater und Freie Szene
Immer wieder war und ist Chemnitz ein Sprungbrett für Theaterschaffende, besonders für Sängerinnen und Sänger. Die Oper bietet ein vielfältiges Programm mit Schwerpunkt auf Werken des 19. Jahrhunderts und spannt den Bogen bis in die Gegenwart. Das Ballett-Ensemble verfolgt einen klassischem Ansatz, zeigt sich auch offen für andere Stile, nicht zuletzt dank des Festivals "Tanz – Moderne – Tanz". Das Schauspiel überrascht immer wieder mit Produktionen. Und das Figurentheater ist über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt.
Schließlich gibt es eine lebendige Freie Szene. Der Verein Taupunkt und die Off-Bühne Komplex laden kleinere Produktionen ein. Im Kulturzentrum Weltecho finden jedes Jahr auch Festivals wie "Off Europa" oder "Kammermachen" statt.
Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. November 2024 | 16:35 Uhr