Adeli-Therapie, Slowakei
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16. September 2015, 11:08 Uhr
Die Adeli-Therapie macht sich eine durchaus revolutionäre Entdeckung der sowjetischen Weltraumforschung zunutze: Anfang der 1970er Jahre entwickelten Mediziner einen speziellen Anzug, der die negativen Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf das Nervensystem und den Bewegungsapparat der Kosmonauten eindämmen soll. Der Anzug simuliert gewissermaßen die Schwerkraft und wird von den Kosmonauten seither stets getragen. Weil die Kosmonauten fanden, sie ähnelten in ihrem Weltraum-Kleidungsstück den Adelie-Pinguinen, nannten sie ihn fortan Adeli-Anzug.
Der Weltraumanzug in der Neurologie
Anfang der 1990er-Jahre entdeckten russische und slowakische Mediziner den Adelie-Anzug für die Behandlung von Menschen, die etwa an Zerebralparese (Gehirnlähmung), an einem Schädel-Hirn-Trauma oder an den Folgen eines Schlaganfalls litten. Sie entwickelten eine spezielle Behandlungsmethode, mit der sie teils spektakuläre Heilerfolge erzielen konnten – die Adeli-Therapie.
Der adaptierte sowjetische Weltraumanzug besteht aus einem System von Stütz- und Belastungselementen. Diese sind mit elastischen Seilzügen verbunden, wodurch eine gewisse Ähnlichkeit zum menschlichen Muskelsystem hergestellt wird. Bewegt sich nun der Patient, werden vom Bewegungsapparat verstärkt Signale an das Gehirn geschickt und gespeichert. Bei der nächstfolgenden Bewegung ruft das Hirn die nötigen Signale zur Ausführung ab, wodurch schließlich Bewegungen erlernt werden, die die Patienten vorher nicht auszuführen vermochten.
Internationale Klinik in Piestany
2004 wurde im slowakischen Kurort Piestany das ADELI Medical Center eröffnet. Es ist eine internationale Rehabilitationsklinik, die sich auf die Behandlung von Patienten spezialisiert hat, die an neurologischen Erkrankungen leiden. Zentrales Element der Behandlung ist der Adeli-Anzug. Die Patienten kommen aus Deutschland, Russland, Tschechien, Albanien, Rumänien, Italien, Spanien, den USA, der Ukraine und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: Heute im Osten - Das Magazin | 20.09.2015 | 16:00 Uhr