Pyrophagen-Methode, Russland/Georgien
Hauptinhalt
15. September 2015, 13:18 Uhr
Jahrzehntelang konnten Antibiotika die Menschheit einigermaßen zuverlässig vor gefährlichen Bakterien schützen. Doch die Kraft der Antibiotika schwindet: Mittlerweile sehen sich Mediziner Bakterien gegenüber, die jedes Antibiotikum austricksen. Resistente Bakterien, warnt die WHO, könnten den "medizinischen Fortschritt" in Kürze zunichtemachen. Abhilfe könnte die Phagen-Methode aus Georgien schaffen.
Phagen (auch Bakteriophagen genannt) sind Viren, die keine Menschen, sondern ausschließlich Bakterien oder Viren attackieren und schließlich unschädlich machen. Dabei greifen Phagen jeweils nur spezielle Viren oder Bakterien an. Sie erobern ihre Beute und injizieren ihr Erbgut. Das geenterte Opfer produziert sodann unablässig Phagen, die sich schließlich ebenfalls auf Beutezug begeben. Findet man also den richtigen Phagen, lassen sich theoretisch selbst tückischste Keine oder Bakterien, die sämtlichen Antibiotika widerstehen, erfolgreich behandeln.
Weltweit führend in der Phagen-Forschung ist ein Institut, das einstmals das Zentrum der Anti-Bakterienforschung der UdSSR war – das Eliava-Institut in der georgischen Metropole Tbilissi. Damals produzierten etwa 1.500 Wissenschaftler und Mitarbeiter Tonnen von Phagen gegen Krankheiten wie Typhus, Blutvergiftung, Malaria oder Diarrhö. Mehr als 3.000 verschiedene Phagen gegen alle möglichen Krankheiten lagern noch in den Gefrierschränken der Labore. Doch das Geld für weitere Forschungen ist knapp: Nur noch 50 Wissenschaftler arbeiten im allmählich verfallenden Eliava-Institut.
Doch seit einigen Jahren interessieren sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt für die in der UdSSR alltägliche Phagen-Therapie und das Eliava-Institut ist mittlerweile Anlaufstelle für etliche verzweifelte Patienten, denen mit Antibiotika nicht mehr zu helfen ist.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: Heute im Osten - Das Magazin | 20.09.2015 | 16:00 Uhr