Apitherapie, Rumänien
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03. August 2016, 11:46 Uhr
Bereits in der Antike wurden Bienenprodukte wegen ihrer heilenden Kräfte geschätzt, doch auch Rumänien kann bei dieser Heilmethode auf eine lange Tradition zurückblicken. Das osteuropäische Land praktiziert seit mehr als fünf Jahrzehnten die so genannte Apitherapie, bei der Bienenprodukte zur Heilung eingesetzt werden. Äußerst förderlich war vor 1989 auch, dass unter dem kommunistischen Regime kaum Pestizide eingesetzt wurden, was den einheimischen Pflanzen aber auch den Bienen zugutekam.
Schon vor der Wende organisierten sich zahlreiche Imker im Land fernab des Staates und gründeten das erste Bienenzucht-Kombinat der Welt. Ab Mitte der 1960er-Jahre stellte es in Bukarest Honig als Nahrungsmittel her, das osteuropäische Land war vor der Wende der fünftgrößte Honigproduzent weltweit. Doch Rumänen gelten gemeinhin als erfinderisch und so nutzten sie den Bienensaft auch, um daraus Kosmetika herzustellen, die gegen Hautalterung aber auch bei Akne helfen sollen. In den 1970er-Jahren folgte ein Institut für Bienenkunde, das die Wende überlebte und noch heute in Bukarest Bienenvölker erforscht und bis zu 30 Heilmittel entwickelt hat.
Honig, Pollen und Bienengift
Allgemein bekannt ist, dass Honig ein Hausmittelchen gegen Erkältungskrankheiten ist. Auch wird dem süßen Saft eine stark antibiotische Wirkung nachgesagt. Doch produzieren Bienen neben Honig auch sogenannte Pollen, ein wertvolles pflanzliches Eiweiß, das beispielsweise gegen Heuschnupfen helfen soll. Selbst das Bienengift wird in Apitherapie genutzt – gegen Rheuma aber auch bei Nervenkrankheiten wie Multiple Sklerose. Zudem schwört man in Rumänien auf die antibakterielle und desinfizierende Wirkung von Propolis, einem Stoff, den die Bienen erzeugen, um sich selbst gegen Bakterien und Viren zu schützen. Die daraus gewonnene Tinktur wird gern gegen Entzündungen im Hals eingesetzt, auch heilen Schürfwunden schneller damit.
Bienen: Die Ärzte der Natur
Bis heute gelten die Bienenprodukte in Rumänien als billige Alternative zur herkömmlichen Medizin, zumal man sich im Land gern selbst therapiert und erst zum Arzt geht, wenn nichts anderes mehr hilft. Für viele Einheimische sind damit die Bienen die Ärzte der Natur, die geschützt werden müssen. Das Land liegt mit mehr als einer Million Bienenvölker auf Platz zwei in der EU. Doch inzwischen werden auch in Rumänien Pestizide in der Landwirtschaft eingesetzt, die den bestäubenden Insekten erheblich schaden. Als 2013 die EU den Einsatz dieser Pflanzenschutzmittel enorm beschränkte, stimmte Rumänien dagegen. Das Bukarester Landwirtschaftsministerium lässt die Pestizide im Land weiter versprühen. Ein Bienensterben ist damit vorprogrammiert.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: Heute im Osten - Das Magazin | 20.09.2015 | 16:00 Uhr