Anna-Aslan-Therapie, Rumänien

Aslan aber fand heraus, dass das Anästhetikum nicht nur schmerzlindernd ist, sondern offenbar auch eine Reihe von typischen Alters- und Verschleißkrankheiten linderte. Aslan versprach, sie könne den Alterungsprozess zwar nicht völlig stoppen, aber deutlich verzögern.

Zum Beweis ließ sie 80-jährige Rheumatikerinnen Sportübungen vorführen, steinalte Männer hatten plötzlich frischere Haut, auch die Gedächtnisleistungen ihrer hochbetagten Patienten waren plötzlich besser. Hatte Aslan etwa das Rezept für den ewigen Jungbrunnen gefunden, das die Körperzellen jung zu halten versprach? Jedenfalls sprach sich ihre Methode geschwind auch außerhalb des kommunistischen Rumäniens herum.

Prominente wie Nikita Chruschtschow oder Winston Churchill soll Aslan behandelt haben, aber auch Schauspieler wie Claudia Cardinale, Sylvester Stallone oder Marlene Dietrich. Gemunkelt wird, dass selbst der einstige Bundeskanzler Konrad Adenauer sich von Aslan auffrischen ließ. Für das rumänische Diktatorenpaar – Elena und Nicolae Ceausescu – wurde der internationale Patientenkreis ein einträgliches Devisengeschäft. Doch auch die beiden Herrscher ließen sich von Aslan behandeln. Womöglich hätten sie steinalt werden können, doch kam die Revolution dazwischen, bei der sie 1989 hingerichtet wurden.

Das Aslan-Institut aber überlebte die Wende und gehört heute dem Gesundheitsministerium. Noch heute wird die Behandlung stark nachgefragt – von einheimischen aber auch von ausländischen Patienten. Das Institut am Stadtrand von Bukarest ist auf Monate im Voraus ausgebucht. Bei rumänischen Rentnern übernimmt die rumänische Krankenkasse die Kosten. Von allen anderen lässt sich das Institut die Behandlung gut bezahlen. Eine Zwei-Wochen-Therapie kostet rund 460 Euro. Doch auch in Deutschland oder Tschechien haben sich inzwischen Kurhäuser auf die Aslan-Methode spezialisiert.

Ana Aslan selbst nahm ihr Mittelchen wohl 30 Jahre lang. Sie brachte es auf 92 Jahre. Doch wird ihr nachgesagt, dass sie an leichten Gedächtnistrübungen litt. Ausgerechnet bei ihr schien das verheißungsvolle Procain zum Schluss nicht mehr gewirkt zu haben. Vielleicht hatte Aslan das Mittel einfach überschätzt.