Schlafforschung Fang das Licht, wenn du gut einschlafen willst
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26. März 2024, 13:24 Uhr
Man schläft im Winter genauso viel wie im Sommer, aber deutlich später, zeigt eine Studie. Grund sei die Menge an zuvor "aufgenommenem" Tageslicht. Je weniger man davon abbekommen hat, vor allem in der ersten Tageshälfte, desto später schläft man ein.
Schläft man im Winter tatsächlich später ein als im Sommer? Laut einer neuen Studie ja, im Schnitt sogar um 35 Minuten. Dafür wacht man im Winter am Morgen auch fast eine halbe Stunde später auf als an Sommertagen – die Schlafmenge unterscheidet sich in den Jahreszeiten also kaum.
Das Team, das hinter dieser Studie steht, glaubt, dass es dafür eine Erklärung gibt: Die Daten zeigten, dass die Probanden im Winter tagsüber weniger Licht bekamen. Auch andere Untersuchungen haben schon gezeigt, dass zu wenig Licht am Tag zu Einschlafproblemen am Abend führt. "Unser Körper hat eine natürliche zirkadiane Uhr, die uns sagt, wann wir nachts schlafen gehen müssen", sagt Horacio de la Iglesia, Biologie-Professor und Hauptautor der Studie. "Wenn wir uns tagsüber nicht ausreichend dem Licht aussetzen, wenn die Sonne scheint, geht unsere innere Uhr langsamer, und der Schlaf setzt nachts später ein."
Schlaflos in Seattle
Einschränkend muss man sagen, dass es sich bei den mehr als 500 Probanden ausschließlich um Studentinnen und Studenten der University of Washington in Seattle handelt. Aber sie hatten übers Jahr einen geregelten Tagesablauf auf dem Campus, waren also sehr nah dran am Biorhythmus von Berufstätigen.
Seattle wiederum ist von den Lichtverhältnissen übers Jahr hinweg durchaus mit Mitteleuropa vergleichbar. Die Stadt im Nordwesten der USA liegt etwa auf dem Breitengrad von Innsbruck. Insofern könnten solche Untersuchungen auch bei uns zu ähnlichen Ergebnissen führen.
Die Daten der über drei Jahre hinweg gesammelten Messreihen zeigten, dass die Studenten unabhängig von der Jahreszeit jede Nacht ungefähr gleich viel Schlaf bekamen. An Vorlesungstagen im Winter gingen sie jedoch im Durchschnitt 35 Minuten später ins Bett und wachten 27 Minuten später auf als an Uni-Tagen im Sommer. Vor allem das frühere Einschlafen im Sommer überraschte die Forschungsgruppe.
Fang das Licht
Das Team konzentrierte sich auf das Licht als mögliche Erklärung für die Winterverzögerung. Licht hat jedoch zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Auswirkungen auf den zirkadianen Rhythmus. "Licht während des Tages - vor allem am Morgen - stellt die Uhr vor, so dass man am Abend früher müde wird, aber Lichteinwirkung am Abend oder in der frühen Nacht lässt die Uhr langsamer laufen, so dass man sich später müde fühlt", sagt Horacio de la Iglesia.
Letztlich sei die Zeit, zu der man einschläft, das Ergebnis des Wechselspiels zwischen den gegensätzlichen Effekten der Lichtexposition zu verschiedenen Tageszeiten. Wobei nach den erhobenen Daten die Aufnahme von Licht am Tag einen größeren Einfluss hat als die Lichtexposition am Abend.
Jede Stunde Tageslicht "verschob" die zirkadianen Phasen der Studenten um 30 Minuten nach oben. Sogar Licht im Freien an bewölkten oder bedeckten Wintertagen in Seattle hatte diesen Effekt. Künstliches Licht am Abend hingegen verzögerte die zirkadianen Phasen um durchschnittlich 15 Minuten. "Was wir hier herausgefunden haben, ist, dass die Studenten im Winter nicht genug Tageslicht bekamen, so dass ihre innere Uhr im Vergleich zum Sommer langsamer lief", sagt der Studienleiter.
Die Einschlaftipps, die sich daraus ergeben, liegen also ziemlich klar auf der Hand und werden von Horacio de la Iglesia noch einmal zusammengefasst: "Diese Studie zeigt, dass wir nach draußen gehen müssen - selbst für kurze Zeit und vor allem am Morgen - um natürliches Licht zu bekommen. Abends sollten wir die Bildschirmzeit und die künstliche Beleuchtung minimieren, um besser einschlafen zu können."
(rr)
Links / Studien
Die Studie "Daytime light exposure is a strong predictor of seasonal variation in sleep and circadian timing of university students" ist im "Journal of Pineal Research" (JPR) erschienen.
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