Zukunft Wasserstoff Wie aus dem Diesel ein sauberer Motor wird
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29. März 2019, 14:59 Uhr
Hat der Dieselmotor doch noch nicht ausgedient? Ein Münchener Startup hat zusammen mit Unis in Magdeburg, München und Freiberg eine Lösung entwickelt, die aus Dieselmotoren Wasserstoff-Verbrenner macht. Kein CO2, kein Feinstaub und schon jetzt für alle Fuhr- oder Busunternehmen interessant, sagen die Entwickler.
Einen Dieselmotor auf Gas umrüsten klingt wie verdrehte Welt. Denn eigentlich können nur Otto-Motoren, also Benziner, Gas verbrennen. Der Diesel braucht Erdöl oder Pflanzenöl. Das Münchner Startup Unternehmen Keyou lässt trotzdem einen Diesel mit Wasserstoff fahren. Geschäftsführer und Gründer von Keyou, Thomas Korn, erklärt, wie das funktioniert:
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Brenneigenschaften im Vergleich Wasserstoff zu Diesel muss man für die Gemischbildung und das Brennverfahren andere Hardwarekomponenten und eine andere Software einsetzen.
Das bedeutet "geringe Umbaumaßnahmen des Basismotors" sagt Korn. Am Motorblock wird der Zylinderkopf verändert, Zündkerze und Einblasventile eingebaut. Es geht hier also nicht, wie sonst bei Wasserstoff, um eine Brennstoffzelle, die unter der Motorhaube Energie gewinnt, die dann wiederum einen Elektromotor antreibt. Nein, es geht tatsächlich um einen Dieselmotor der Wasserstoff verbrennt.
Dieser Motor hat am Spitzenpunkt eine Effizienz von 44,5 Prozent auf dem Prüfstand erreicht und das entspricht einem Top Wirkungsgrad für einen Dieselmotor.
Zum Vergleich: Herkömmliche Dieselmotoren haben zwischen 30 und 40 Prozent Wirkungsgrad. Ein Otto Motor nur 25 bis 30 Prozent. Der Wirkungsgrad sagt aus, wie viel der Energie aus dem Diesel oder Benzin tatsächlich genutzt wird. Deshalb ist der Wirkungsgrad eines Motors ein ganz entscheidender Aspekt. Für den Benziner bedeutet das: Knapp 30 Prozent der Energie treiben den Motor an, der Rest verpufft als Wärme.
Entwickelt mit der Uni Magdeburg
Den vergleichsweise effizienten Wasserstoffverbrennungsmotor entwickelten die Münchner gemeinsam mit den Universitäten in Magdeburg, Freiberg und auch München. Seit einiger Zeit ist der Motorenhersteller Deutz mit im Boot. Gemeinsam präsentieren sie nun einen Prototyp.
Der ist erst einmal für Busse gedacht. Aber auch Pkw sollen bald folgen. Das werde allerdings noch eine Weile dauern. Grund seien nicht die Motoren, sondern die Infrastruktur. Erst wenn es Tankstellen gibt, würde es sich lohnen Wasserstoffverbrennungsmotoren für Pkw zu bauen.
Wir sehen ganz klar das Interesse im Pkw-Markt und sehen die Technik nach der Markteinführung im Nutzfahrzeugsektor auch im Pkw-Bereich.
Im nächsten Jahr, also 2020, soll der Wasserstoffbus mit Dieselmotor in Serie gehen. Er hat 380 km Reichweite, so die Angaben der Entwickler, die mit einem größeren Tank auf dem Busdach auf 500 km erweiterbar sind. Die Anschaffungskosten würden in der Serienproduktion in etwa so hoch sein wie bei einem Erdgas-Bus. Das sind ca. 30.000 mehr als bei einem Dieselfahrzeug - dafür dann Emissions- und CO2-neutral.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 29. März 2019 | 17:50 Uhr