Neurowissenschaften Warum die Liebe zur Musik nutzlos aber schön ist
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31. März 2021, 13:12 Uhr
Was hat die Menschheit eigentlich irgendwann mal bewogen, Musik zu hören? Und warum tut uns das auch noch gut? Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen einen Zusammenhang mit dem Belohnungssystem unseres Gehirns.
Je nackter die Wahrheit, desto schmerzhafter ist sie zuweilen – besonders für Musiknerds. Biologische Vorteile des Musikhörens gibt es nicht. Okay, stimmt so nicht ganz, aufmerksamen Nutzenden von MDR WISSEN ist nicht neu, dass gemeinsames Musizieren glücklich macht und Musikliebhabende länger leben.
Es geht aber mehr so ums große Ganze. Also warum Musik überhaupt ein Teil der menschlichen Kultur ist und vor allem die Liebe zu ihr. Denn trotz einzelner Ausnahmen lässt sich schon generalisieren: Musik mögen eigentlich alle.
Belohnungssystem aus – Musikliebe aus
Um das herauszufinden, mussten sich Popmusikfans in einer jetzt im Fachblatt JNeurosci veröffentlichten Studie eine Reihe von – na? – Popsongs anhören. Währenddessen wurde das Gehirn mittels eines MRT gescannt. Zuvor haben die Forschenden den Belohnungskreislauf des Gehirns mit Magnetstimulation erregt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass dadurch die Freude an der Musik erhöht wurde. Auch andersrum wurde ein Schuh draus: Wenn die Forschenden das Belohnungssystem unterdrückten, machte das Musikhören gleich viel weniger Spaß. Damit dürfte klar bestätigt sein: Musikhören und Belohnungssystem hängen eng zusammen. Genauer gesagt ist es die Kommunikation der Hör- und Belohnungskreisläufe.
Den Forschenden zufolge bestehen somit Ähnlichkeiten zwischen der Belohnung durch Musik und dem Belohnungsempfinden durch Essen, Alkohol und Geld.
Nur, warum belohnt uns die eine Musik mehr und die andere weniger?
Türsteher im Gehirn sagt, welche Musik rein darf
Also, genauer gefragt: Wieso um alles in der Welt finden wir nicht jede Art von Musik gleich schön. Und warum kommt das immer auf die Stimmung an? Das liegt an der vorderen Gürtelrinde in unserem Gehirn. Die ist sowas wie ein Türsteher für unsere Gedanken. Und der sei nicht besonders durchlässig, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck bei Deutschlandfunk Nova. Das meiste, was aus unserem Unterbewusstsein gedanklich so zutage tritt, würde abgeblockt werden, weil wir sonst mit unseren Gedanken heillos überfordert wären.
Alkoholisiert ist aber auch dieser innergehirnliche Türsteher nicht mehr ganz so streng – es kommt mehr durch. Das bedeutet auch, dass wir offener für neue Eindrücke sind, weshalb uns möglicherweise ein Musikstück mit Schwips deutlich besser gefällt als ohne. Beck zufolge muss es aber gar kein Alkohol sein, auch beim Ausdauersport wäre dieses Phänomen der Durchlässigkeit bekannt. Das würde sich auch darin zeigen, dass wir beim Joggen, Radfahren und Schwimmen manchmal auf ungewöhnliche – und vielleicht auch sehr gute – Gedanken kommen.
Soll heißen: Bei der Runde durch den Park ist es vielleicht gar nicht so wichtig, was auf den Ohren läuft. Es wird eh gut tun.
flo
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