Virus-Übertragung Wie gefährlich ist die Vogelgrippe H5N8 für Menschen?

23. Februar 2021, 13:02 Uhr

Am Wochenende ging die Meldung durch die Medien: "Vogelgrippe H5N8 erstmals auf Menschen übertragen". Bei mehreren Mitarbeitern einer russischen Geflügelfarm wurde das Vogelgrippevirus nachgewiesen. Eine Nachricht, die in Zeiten einer weltweiten Pandemie ziemlich verunsichern kann. Macht sie doch Angst, dass nach Corona schon die nächste Pandemie vor der Tür steht. So schlimm ist es aber nicht.

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Die Vogelgrippe wird die nächste große Pandemie bringen. Das waren die Befürchtungen, als vor fast genau 15 Jahren das Virus H5N1 auch in Deutschland auftauchte, ein Subtyp der sogenannten Vogelgrippe. Professor Stephan Ludwig, Standortleiter der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen in Münster, erinnert sich:

Der Ausbruch des H5N1 Virus war insofern eine Besonderheit, als dass es damals, als die Viren beim Menschen gefunden wurden, noch kein Beispiel dafür gab, dass Grippeviren, die direkt aus dem Vogel stammen, Menschen infizieren können.

Professor Stephan Ludwig, Universität Münster

Deswegen hat man da schon aufgehorcht. Man hat das auch lange Jahre argwöhnisch beobachtet, dass wir hier nicht den Erreger bekommen, der für eine neue Grippe-Pandemie zuständig ist.

Bislang kein Vogelgrippe von Mensch zu Mensch "gesprungen"

Bislang ist es immer bei einer Übertragung von Vogel zu Mensch geblieben. Nie hat es ein Subtyp der Vogelgrippe geschafft, systematisch eine Übertragung von Mensch zu Mensch zu meistern. Dabei haben es schon viele Vogelgrippeviren versucht, zählt Professor Thomas Mettenleiter auf, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit):

H7N9, H5N6, H7N7, H7N3 – es gibt eine ganze Kollektion von Vogelgrippeviren, die das grundsätzlich können.

Professor Thomas Mettenleiter, Friedrich-Loeffler-Institut

Und nun eben auch der Virus-Typ H5N8. Noch ist wenig über die Umstände bekannt, wie sich die sieben Arbeiter einer russischen Geflügelfarm infiziert haben. Immerhin gab Russlands oberste Amtsärztin bekannt, dass es sich um milde Krankheitsverläufe gehandelt habe.

Epidemiologie in Alarmbereitschaft

Sollte sich das bestätigen, wären das gute Nachrichten. Bei einer Variante, die besonders in Asien kursierte, lag die Sterblichkeit immerhin bei über 50 Prozent. Dennoch können sich Epidemiologen und Virologen angesichts der Meldung aus Russland auch nicht ganz entspannen. Denn der Virus-Typ H5N8 ist auch schon in Deutschland aufgetreten. Und so gibt Stephan Ludwig von der Universität Münster zu bedenken:

Insofern sind die Massentierhaltungen, die Großgeflügelfarmen, schon ein Problem. Wenn da ein Virus reinfährt, infizieren sich in Nullkommanix alle Tiere. Dann ist da eine sehr hohe Virus-Last in diesem Betrieb. Dies kann dazu führen, dass sich Menschen infizieren.

Prof. Stephan Ludwig

Am Friedrich-Loeffler-Institut gibt man sich entspannt, aber wachsam. Denn bei Vogelgrippeviren müsse man immer auf alles gefasst sein, meint Präsident Mettenleiter. Diese Viren seien sehr wandelbar. So begrüßt er es auch, dass in Russland erste Forschungen für einen Impfstoff aufgenommen werden sollen:

Dass man sich das zum Anlass nimmt, um sich das nochmal genauer anzusehen und vielleicht bis zu einem Prototyp-Impfstoff etwas zu entwickeln, was dann schnell zum Einsatz kommen kann. Das hilft sicherlich insgesamt bei der Influenza-Bekämpfung.

Professor Thomas Mettenleiter

Anlass zu Panik sieht Mettenleiter nicht. Im Moment müssten vor allem noch die Ergebnisse aus Russland und von der Weltgesundheitsorganisation abgewartet werden. Prinzipiell gilt vorerst: Eine Übertragung von Vogelgrippe-Viren auf Menschen – das kann vorkommen.

Ein Testset für einen Abstrich zur Untersuchung auf Vogelgrippe wird von einer Hand mit Gummihandschuhen gehalten, im Hintergrund hält eine weitere Person ein Huhn.
Der Abstrich beim Huhn zeigt, ob es infiziert ist oder nicht. Bildrechte: IMAGO / Fotostand

(JB)

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