Künstlerische Darstellung der neu beschriebenen Ur-Saurierart Martensius bromackerensis.
Künstlerische Darstellung der neu beschriebenen Ur-Saurierart Martensius bromackerensis. Bildrechte: Andrew McAfee / Carnegie Museum of Natural History

Bromacker Ur-Saurier aus Thüringen wurde zum Vegetarier

02. April 2020, 17:37 Uhr

Eine Studie aus den USA beschreibt einen in Thüringen entdeckten Ur-Saurier. Der Martensius Bromackerensis wurde im Lauf seines Lebens offenbar vom Fleischfresser zum Vegetarier. Er schließt eine Lücke in der Evolution.

Martensius Bromackerinsis war ein kleines Tier von etwa einem Meter Länge, allein der Schwanz maß die Hälfte davon. Dafür besaß der Ursaurier aus der Gruppe der Caseiden - einer ausgestorbenen frühen Linie säugetierähnlicher Reptilien - große Füße mit kräftigen Krallen. Und er lebte in Thüringen, oder besser gesagt, auf einem Stück Erde, auf dem sich 290 Millionen Jahre später der Thüringer Wald erhebt.

US-Forscher beschreiben den Martensius Bromackerinsis

Skelett eines Jungtiers des neuen 'Ursauriers' Martensius mit großen Händen und Füßen und markanten Krallen.
Skelett eines Jungtiers des neuen 'Ursauriers' Martensius mit großen Händen und Füßen und markanten Krallen. Bildrechte: Stiftung Schloss Friedenstein Gotha / Tom Hübner

Dort, an der Fundstelle Bromacker, hat Thomas Martens, Paläontologe am Museum der Natur in Gotha, 1994 die ersten Überreste des Ursauriers gefunden. Jetzt haben US-Wissenschaftler vom Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh eine Studie veröffentlicht, in der die Art neu beschrieben wird. Benannt wurde sie nach ihrem Entdecker und dem Fundort.

Martensius Bromackerinsis lebte im Erdzeitalter des Perm, etwa 60 Millionen Jahre vor den ersten Dinosauriern. Vier vollständige Exemplare wurden inzwischen ausgegraben an der Fundstelle zwischen Georgenthal und Tambach-Dietharz. Zu verdanken ist das dem Einsatz von Thomas Martens, der bereits seit den 1970er-Jahren in der Gegend gräbt. 2004 wurde das Vorzeige-Exemplar entdeckt, ein erwachsenes Tier mit Schädel. "Man kann erst dann die Funde bearbeiten, wenn man zum Skelett einen Schädel oder zumindest aussagefähige Schädelreste gefunden hat. Die jetzige Neubeschreibung zeigt, wie wichtig kontinuierliche Grabungen sind", sagt Martens.

Neues Großprojekt in Vorbereitung

Die Grabungen sollen demnächst fortgesetzt werden. Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, das Museum für Naturkunde Berlin, der Nationale Geopark Thüringen Inselsberg-Drei Gleichen und die Universität Jena bereiten dazu ein neues, großes Forschungsprojekt vor, mit dem die Arbeiten finanziert werden sollen.

Verdrückter Schädel des erwachsenen Typus-Exemplars von Martensius. Rechts oben ist die Schnauzenspitze mit einer Nasenöffnung zu erkennen. Am unteren Rand liegt ein kompletter Unterkieferast frei. Die Knochenteile des Gaumendaches dazwischen tragen ebenfalls teilweise Zähne.
Verdrückter Schädel des erwachsenen Typus-Exemplars von Martensius. Rechts oben ist die Schnauzenspitze mit einer Nasenöffnung zu erkennen. Am unteren Rand liegt ein kompletter Unterkieferast frei. Die Knochenteile des Gaumendaches dazwischen tragen ebenfalls teilweise Zähne. Bildrechte: Stiftung Schloss Friedenstein Gotha/Peter Mildner

Bei der jetzigen Neubeschreibung der Art konzentrierten sich die Forscher um Davod Berman vom Carnegie-Museum vor allem auf die Zähne. Ihre Form unterscheidet sich teilweise zwischen jungen und erwachsenen Tieren. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich die Ernährungsgewohnheiten im Lauf des Lebens der Ursaurier verändert haben. Während junge Tiere vor allem Insekten verspeist haben waren die älteren wohl Pflanzen- oder Allesfresser.

Martensius Bromackerinsis wurde vom Fleisch- zum Pflanzenfresser

Ausgrabungsstätte Bromacker in Thüringen
Die Grabungsstelle Bromacker. Bildrechte: Thomas Martens

Damit schließe der Martensius Bromackerinsis eine Lücke, die sich zwischen den bereits zuvor bekannten Arten dieses frühen Erdzeitalters ergeben hatte. "Die Caseiden sind fast ausschließlich Pflanzenfresser. Es gab bisher nur eine frühe, insektenfressende Form", sagt Tom Hübner, Paläontologe der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Martensius sei nun genau das Zwischenstück. Der Wandel von Insekten- zu Pflanzenfresser habe offenbar in seiner Zeit stattgefunden.

Ab Mitte Oktober soll ein originales Skelett des Martensius in Gotha zu sehen sein, bei der Ausstellung "Saurier – Die Erfindung der Urzeit", zusammen mit teils vollständigen Skeletten weiterer Ursaurier. Mit dem Martensius wurden inzwischen insgesamt zwölf Arten früher Landwirbeltiere in der Fosilienlagerstätte Bromacker entdeckt.

(ens)

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